Calisthenics-Anlage an der Nordbahntrasse Sportler an der Trasse trainieren bei Wind und Wetter

Wuppertal · Die Calisthenics-Anlage in Varresbeck an der Nordbahntrasse ist ein beliebter Anlaufpunkt für Sportler. Auch Kinder zweckentfremden die Gerätschaften.

 Fast täglich kommen sie zum Trainieren. Hier zeigen (v.l.) Tolga, Lilchanssi und Luca H., wie sie die Anlage nutzen.

Fast täglich kommen sie zum Trainieren. Hier zeigen (v.l.) Tolga, Lilchanssi und Luca H., wie sie die Anlage nutzen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

An einem milden Sommernachmittag bietet sich ein sportlicher Ausflug auf die Nordbahntrasse an. Joggen oder Fahrradfahren und ein paar Muskel- und Dehnübungen auf dem Weg. Das ist seit fast drei Jahren an der Calisthenics-Anlage in der Varresbeck möglich. Am Montagnachmittag traf die WZ hier auf einige Sportler.

„Wir sind fast jeden Tag hier, das ist unser Wohnzimmer“, sagt Benjamin Frewer. Der 19-Jährige ist einer von fünf Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die am Montag zusammengekommen sind und die Calisthenics-Anlage zum Trainieren nutzen. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Dehnübungen und Bauchmuskeltraining. Die Gruppe sei regelmäßig vor Ort, teils mehrere Stunden am Tag. Insgesamt sind sie 20 Personen, aber selten treffen sich alle gemeinsam. Ab und an sehe man auch mal neue Gesichter an der Anlage. Genutzt wird die Anlage täglich.

Die Sportler sind froh, diese Anlage zu haben. Sie kommen bei Wind und Wetter. Die Jüngsten gehen noch in die Schule und nutzen die Anlage in den Sommerferien auch mal tagsüber. Andere studieren, arbeiten, machen eine Ausbildung. Jung und Alt kommen hier zusammen, um gemeinsam Sport zu treiben.

Die Anlage gibt es seit August 2018, aber den Trend des Outdoor-Sports haben die Wuppertaler an der Trasse vor allem im Corona-Jahr entdeckt. „Als die Fitnessstudios zu waren, war es hier voller“, erinnert sich Tolga. Auch er ist früher ins Fitnessstudio gegangen, nutzt jetzt aber nur noch die Außensportanlage. Mit Wiedereröffnung der Fitnessstudios nach dem Lockdown hat sich auch an der Trasse die Lage wieder ein wenig beruhigt. Trotzdem ist die Anlage viel in Gebrauch, vor allem im Sommer. „Man hat hier eigentlich alles, was man braucht“, meint Benjamin Frewer. Eine freie Stange würde sich die Gruppe noch wünschen. Außerdem sind sie nicht unbedingt von den Trainingsseilen überzeugt, die wohl häufiger mal fehlten oder ausgetauscht werden müssten.

Vielleicht auch, weil sie von Kindern gerne als Schaukel genutzt werden. Die Anlage würde grundsätzlich gerne als Klettergerüst für Kinder gesehen. Eltern säßen dann oft an der Seite und schauten zu. Es kommt dazu, dass manche Geräte von spielenden Kindern besetzt und nicht für die Sportwilligen verfügbar sind. So auch am Montag. Die Trainingsseile werden in Schaukeln umfunktioniert. Die anliegenden Sitzmöglichkeiten für Pausen sind von Schaulustigen besetzt. Es scheint aber an diesem Tag nicht groß zu stören. Im Gegenteil: es kommen immer mehr Sportler dazu.

Über die Trasse ist die Anlage leicht zu erreichen. Der 49-jährige Lou B. etwa kommt einmal die Woche mit dem Rad aus Vohwinkel angefahren. Seit rund einem Jahr nutze er die Calisthenics-Anlage in der Varresbeck und macht hier Liegestützen, Klimmzüge und andere Übungen. „Hier kommen auch Rentner her“, berichtet er.

Wuppertalbewegung plant weitere Sportmöglichkeiten

„Die Calisthenics-Anlage zieht unheimlich viele Erwachsene an“, weiß auch Lutz Eßrich von dem Verein Wuppertalbewegung. Die Anlage sei äußerst stabil und die Geräte seien hochwertig. Das bestätigt die Realität: die Geräte sind gepflegt, nur zwei Seile fehlen. Der Boden weist hier und da einen kleinen Riss, ein kleines Loch auf. Ansonsten sieht die Anlage aus wie neu. An anderen Stellen sehe man oft Vandalismus. Aber „hier identifizieren sich die Nutzer sehr mit den Geräten“, meint Lutz Eßrich. Grundsätzlich sind weitere Sportanlagen auf der Nordbahntrasse in Planung. Es gestalte sich jedoch schwierig, Grundstücke zu finden. Es wäre außerdem schön, wenn diese zentraler liegen würden, so Eßrich. Auf Nachfrage teilt Eßrich mit, dass allerdings kein Spielplatz im weiteren Umfeld angedacht sei, auf dem Kinder statt der Sportgeräte turnen könnten.

Aber ein größeres Problem als spielende Kinder stellt etwas anderes dar: es fehlt an Trinkwasser. Die fünf Sportler berichten, dass sie immer ausreichend Wasser mitbringen müssten, weil sie ihre Flaschen nirgends auffüllen können. So viel Trinkwasser, wie sie zum Beispiel an heißen Tagen benötigen, können sie gar nicht mitbringen. Ein Trinkwasserspender und ein kleines Dach, unter dem man im Regen die Taschen stellen kann, sind die einzigen Dinge, die die jungen Sportler missen. Mit allem anderen improvisieren sie. So werden zum Beispiel Steine zu Gewichten, die sie sich mittels Gurt um den Körper schnallen oder sie wie handelsübliche Hanteln in die Luft schwenken. Außerdem machen sie Gruppenübungen.

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