90 Wuppertaler Jahre Der 14. Ehrenbürger steht zur Wahl

Wuppertal · Die Stadt hat nach dem Krieg Politiker, Künstler, Wissenschaftler und Wohltäter geehrt.

 Ernst-Andreas Ziegler

Ernst-Andreas Ziegler

Foto: Uwe Schinkel

Es ist eine honorige Gesellschaft, in die sich Ernst-Andreas Ziegler einreihen würde, sollte der Stadtrat am 18. November seiner Ernennung zum Ehrenbürger Wuppertals zustimmen. 13 Ehrenbürgerschaften wurden nach dem zweiten Weltkrieg in Wuppertal verliehen. In der Mehrzahl wurden Politikerinnen und Politiker mit der höchsten Auszeichnung bedacht, die Wuppertal zu vergeben hat. Im Vergleich zu anderen Städten würdigt die Stadt aber nicht nur Verdienste in Parlamenten, Räten und Rathäusern, sondern zeigt sich auch dankbar gegenüber Mitbürgern, die sich auf einer anderen gesellschaftlichen Ebene um ihre Stadt verdient gemacht haben.

2014 wurde in Wuppertal zuletzt die Ehrenbürgerschaft verliehen. Die Stadt würdigte den Bildhauer Tony Cragg, der mit dem Skulpturenpark Waldfrieden einen Ort von internationaler Bedeutung geschaffen hat. 2008 wurde Pina Bausch mit der Ehrenbürgerschaft geehrt, mit deren Namen Wuppertal bis heute weltweit in einem Atemzug genannt wird.

Die Namen Jörg Mittelsten Scheid (Ernennung 2001) und Lore Jackstädt (Ernennung 2010) stehen für erfolgreiche Familienunternehmen in Wuppertal, die zahlreiche Projekte in der Stadt wie die Pinguin-Anlage im Zoo, das Theater am Engelsgarten oder die Nordbahn-Trasse erst möglich gemacht haben.

Ernst-Andreas Ziegler in eine der Gruppen einzuordnen, fällt nicht leicht. Ein politisch denkender Mensch ist der 80-Jährige, aber als Parteipolitiker trat er nicht in Erscheinung. Ziegler ist einer, der Projekte möglich gemacht hat, die auf den ersten und auch auf den zweiten Blick unmöglich zu realisieren schienen. Und wer sich mit der Geschichte der Stadt Wuppertal ab den 1970er Jahren beschäftigt, der stößt bei etlichen Projekten fast zwangsläufig auf seinen Namen - ob als Ideengeber, Vermittler, Organisator oder als treibende Kraft. Als Leiter des Presseamtes der Stadt Wuppertal hat Ziegler für und mit einer Reihe von Stadtoberhäuptern gearbeitet, die auf der Liste der Ehrenbürger stehen. Ein Mann der zweiten Reihe war er in seiner aktiven Berufslaufbahn jedoch nur, was die offizielle Verwaltungshierarchie angeht. Und als Pensionär macht er weiter, wo er im Rathaus aufgehört hatte. Die Gründung der Junior Uni ist neben vielen anderen bemerkenswerten Projekten seine größte Leistung.

Vieles haben die Männer und Frauen bewegt, die zu Ehrenbürgern ernannt wurden. Mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an den Wissenschaftler Gerhard Domagk wagte die Stadt nach dem Krieg auch auf diesem Gebiet den Neuanfang. Dass Adolf Hitler, Paul von Hindenburg und August Wilhelm von Preußen bis zur Aberkennung nach dem Krieg auf der Liste standen, erinnert an die ersten Jahre der Wuppertaler Stadtgeschichte, als der Begriff Ehre vielfältig missbraucht wurde. ab

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