Versorgung Das Müllproblem wird zur Problemlösung

Wuppertal · Analyse Aus Fernwärme wird Talwärme. Energie aus der Müllverbrennung ersetzt die Verbrennung von Kohle.

 Die AWG liefert Energie für die Fernwärme.

Die AWG liefert Energie für die Fernwärme.

Foto: AWG

Schon die kleinen Kinder in Wuppertal wissen, dass man nicht gleich die Feuerwehr rufen muss, wenn an der Wupper Dampf aufsteigt. Fernwärme versorgte bereits vor der Gründung der Stadt Haushalte und Gewerbebetriebe in Elberfeld und Barmen. Und wenn es dampft, handelt es sich in der Regel um ein Ablassventil, aus dem Überdruck entweicht. 1908 wurden die ersten Leitungen in Barmen verlegt, die von der Hochdruck-Kesselanlage des Rathauses gespeist wurden. 1925 wurde Am Clef ein Fernheizwerk gebaut, das heutige Heizkraftwerk Barmen mit der ersten Kraft-Wärme-Kopplung im Tal. Die Elberfelder Komponente folgte mit dem Heizkraftwerk an der Kabelstraße, das seit 1900 unter anderem die Stromversorgung der Schwebebahn sicherstellte.

Das Fernwärmenetz, basierend auf Dampf, wurde seitdem stetig ausgebaut und versorgt Privathaushalte, Gewerbe- und Großkunden. 1976 kam mit der Müllverbrennungsanlage (AWG) ein dritter Produzent von Dampf und Abwärme hinzu. Auf Küllenhahn wird heute auf neuestem Stand der Technik Bio-Müll so umweltschonend wie möglich verbrannt. Dabei wird so viel Energie erzeugt, dass die WSW 2018 das mit fossilen Brennstoffen betriebene Heizkraftwerk abschalten konnten. Dadurch werden pro Jahr 450 000 Tonnen CO2 eingespart – das sind etwa 60 Prozent des vom Straßenverkehr in Wuppertal produzierten CO2.

Fernwärme für viele
öffentliche Gebäude der Stadt

Aktuell beziehen etwa 15 000 Wohn- und Gewerbeeinheiten Fernwärme. Stadthalle, Schwimmoper, die Finanzämter Elberfeld und Barmen, die Universität, Land- und Amtsgericht, Bayer Elberfeld, die Stadtsparkasse mit ihrer Hauptstelle Islandufer und verschiedenen Zweigstellen, die Gesamtschule Wichlinghausen, die Kliniken Helios, St. Antonius, St. Josef, Barmenia, Barmer Ersatzkasse, City-Arkaden, Wuppertaler Brauhaus und Opernhaus – sie alle sind umweltfreundlich ans Wuppertaler Fernwärmenetz angeschlossen.

Weitere Privatkunden können sich noch ans Netz anschließen lassen. „Wir werden aber nur neue Äste in Gebiete verlegen, wo es eine entsprechende Nachfrage gibt und wo sich die Investition für die WSW rechnet“, sagt Ulrich Rieke, Prokurist und zuständig für den Bereich Energiedienstleistung. Dass sich der Fernwärmeanschluss für den Privatkunden auszahlt, davon ist Rieke überzeugt. „Die Preise werden zwar an die Öl- und Gaspreise angepasst, aber dafür hat man zum Beispiel keinen Öltank im Keller stehen oder muss seine Gastherme regelmäßig warten lassen. Auf keinen Fall stellt man sich bei der Fernwärme schlechter“, sagt Ulrich Rieke.

„Fernwärme ist ein umweltfreundliches Topprodukt“, sagt Stadtwerkesprecher Holger Stephan. Solange die Wuppertaler genug Müll produzieren, schließt sich mit der Nutzung der Fernwärme ein Kreislauf. „Weniger Müll wäre zwar besser, aber bis wir den Müllfluss aufhalten können, ist es die beste Lösung, überschüssige Wärme als Fernwärme zu nutzen“, sagt Ulrich Rieke.

Der Ausbau der Süd-Westleitung von der MVA bis zum stillgelegten Heizkraftwerk an der Kabelstraße auf einer Länge von 3,2 Kilometer Länge schafft neue Anschlusssmöglichkeiten. Im Internet lässt sich prüfen, ob das eigene Haus für Fernwärme infrage kommt:

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