Schulen „In vielen Haushalten reicht die digitale Ausstattung nicht“

Rund 1000 Wuppertaler Schüler sind in dieser Woche in angeordneter Quarantäne. Kein Wunder, dass der Ruf nach einer Mischform aus Präsenz- und Digitalunterricht immer lauter wird.

 Vorwiegend i-Pads will das Gymnasium Am Kothen bestellen.

Vorwiegend i-Pads will das Gymnasium Am Kothen bestellen.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Rund 1000 Wuppertaler Schüler sind in dieser Woche in angeordneter Quarantäne. Kein Wunder, dass der Ruf nach einer Mischform aus Präsenz- und Digitalunterricht – wie sie der sogenannte Solinger Weg vorsieht – auch für Wuppertaler Schulen aus der Politik immer lauter wird. Doch die Landesregierung NRW blockiert Alleingänge in den Städten – auch vor dem Hintergrund, dass die Beschaffung zusätzlicher digitaler Endgeräte erst angelaufen ist und zwischen den Schulen und unter den Schülern wegen fehlender digitaler Endgeräte keine Chancengleichheit besteht.

Den ersten Schritt zu einer besseren Ausstattung mit unterrichtstauglichen Geräten hat das Gymnasium Am Kothen vollzogen. Am 6. November endete eine Umfrage unter den Schülern, die mit dem Ziel gestartet wurde, den Stand der Ausstattung und damit den Bedarf zu ermitteln. Schulleiter Claus Wyneken ist zufrieden mit dem Rücklauf und spricht von wichtigen Erkenntnissen.

„An unserer Schule gaben weniger als fünf Prozent der Schüler an, dass sie zuhause keinen Zugang zu digitalen Endgeräten haben. Allerdings leben 15 bis 20 Prozent unserer Schüler in Familien mit mehreren Kindern. Wenn dann noch die Eltern im Homeoffice sind, dann reicht die Ausstattung nicht, wenn alle morgens zu den Schulstunden gleichzeitig darauf zugreifen müssen“, so Claus Wyneken.

Das Gymnasium Am Kothen wird den Bedarf bei der Stadt anmelden, die wiederum ihre Wünsche an das Schulministerium NRW weitergibt. Der Bund hat 500 Millionen Euro für die Sofortbeschaffung digitaler Endgeräte zur Verfügung gestellt, die Länder 50 Millionen Euro. Zur Summe von 3,38 Millionen Euro für Wuppertal zahlt die Stadt zehn Prozent Eigenanteil dazu. So stehen Wuppertal 3,76 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Verständigung auf einen Gerätetyp bringt Vorteile mit sich

Das Gymnasium Am Kothen favorisiert den Einsatz von i-Pads, da sich diese im Unterricht als besonders praktikabel herausgestellt haben, so Claus Wyneken. Auch die Lehrer sollen mit diesen Geräten ausgestattet werden. „Wir sind aber keine der sogenannten Apple-Schulen, die von dem Unternehmen Apple gezielt gesponsert werden. Wir sind bei der Anschaffung von Geräten nicht auf Apple fixiert.“ Die Konzentration auf einen Gerätetyp biete allerdings Vorteile in der Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern sowie bei Reparaturen und Wartungen, so der Schulleiter.

„Wir bestellen das, was die Schulen benötigen“, sagt Schuldezernent Stefan Kühn. Sabine Fahrenkrog, Leiterin des Stadtbetriebs Schulen, berichtet, dass die Stadt bereits 3850 Geräte bestellt hat. Über den Lieferzeitpunkt bekomme sie leider keine Auskunft. Die Stadt gehe von Anfang 2021 aus. Insgesamt will die Stadt 7525 Geräte für Schüler bestellen. Bei der Menge hat sie sich an Zahlen zu Schülern aus Familien mit Hartz IV-Bezug orientiert. Die zweite Bestellung für Schüler sowie für rund 3600 Lehrergeräte, die aus einem Extratopf finanziert werden, soll im Dezember erfolgen.

Kühn berichtet zudem, bis Anfang 2021 seien alle Schulen, darunter auch alle Grundschulen in Wuppertal, an das Glasfasernetz angeschlossen, womit die Voraussetzung für digitalen Unterricht in der gewünschten Form geschaffen sei. Damit liege Wuppertal weit vorne, so Kühn. Die Vernetzung in den Schulen und die Ausstattung der Schulen mit digitalen Endgeräten seien die weiteren Schritte.

Bei der Vernetzung hapert es aktuell noch im Gymnasium Am Kothen. Es gibt Probleme mit dem W-Lan. „Seit Monaten wird der Fehler gesucht, aber wir gehen davon aus, dass er bald behoben wird und alle Geräte dann einwandfrei funktionieren“, sagt Claus Wyneken.

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