In der Tigerklasse steht Sprachförderung jeden Tag auf dem Stundenplan

An den Grundschulen mischen sich Kinder unterschiedlicher Herkunft. Lehrer nutzen die deutsche Sprache bewusster.

In der Tigerklasse steht Sprachförderung jeden Tag auf dem Stundenplan
Foto: A. Fischer

Wuppertal. Mit fröhlichem Wuseln füllt die „Tigerklasse“ der Grundschule Marienstraße die Turnhalle. Viele Jungen spielen Fußball, die Mädchen greifen zu Turngeräten wie Stäbe oder Seilchen. Dass nicht alle die gleiche Muttersprache haben, stört dabei wenig. Die regelmäßige Bewegung ist ein Instrument, mit dem Schulleiterin Andrea Oppermann das Miteinander fördert.

An den Grundschulen mischen sich zunehmend Kinder unterschiedlicher Herkunft. Für die Lehrer ist das eine Herausforderung, besonders weil die Sprachkenntnisse ebenso verschieden sind. Die offizielle Statistik zählt an Wuppertaler Grundschulen knapp elf Prozent Kinder ausländischer Nationalität. Doch die Staatsbürgerschaft ist nicht aussagekräftig: 54 Prozent der Wuppertaler Kinder von sechs bis zwölf Jahren haben einen Migrationshintergrund.

Andrea Oppermann weist darauf hin, dass auch die Herkunft der Eltern nichts über die Sprachfähigkeit der Kinder sagt: „Wir haben auch deutsche Kinder mit Problemen.“ Leben die Familien länger in Deutschland und sind die Eltern bildungsbewusst, „dann sind die Kinder fit“.

Wer neu in Deutschland ankommt wie Flüchtlingskinder, lernt erst in Seiteneinsteiger-Klassen (siehe Artikel unten), bis er am normalen Unterricht teilnehmen kann. Aber auch für länger hier lebende Kinder bietet die Schule Marienstraße Sprachförderunterricht an. Daneben ist Sprache Thema „in jedem Fach“, betont Andrea Oppermann. Da wird der richtige Fall mit Bewegungsspielen geübt, werden immer wieder Wörter erklärt, die die Kinder nicht verstehen.

Fünf andere Grundschulen der Stadt testen gerade in einem Pilotprojekt diese durchgängige Sprachförderung. Das Projekt „Sprachschätze Wuppertal“ umfasst Fortbildung und Begleitung aller Schulmitarbeiter. Die Sprachkenntnisse der Kinder werden getestet, sie erhalten dann je nach Fähigkeit unterschiedliche Aufgaben.

In jedem Fach achten die Lehrer darauf, dass die Kinder alles verstehen. „Früher hatte man die Erwartung, die können das schon“, erklärt Christine Roddewig-Oudnia vom Zentrum für Integration, Bildung und Kulturelle Vielfalt der Stadt. Jetzt überlegten sich Lehrer schon bei der Vorbereitung, welche Arbeitsaufträge sie geben und welche Wörter sie erklären müssen.

Die Schule Marienstraße ist geübt darin, Kinder verschiedener Herkunft zu integrieren. In der „Tigerklasse“ lernen derzeit zum Beispiel Kinder, deren Familien aus Deutschland, Italien, Polen, Spanien, Vietnam, Kongo, Marokko, Kamerun, Togo, Tunesien und der Türkei stammen.

Für das Gelingen des Miteinanders an der Schule sorgen klare Regeln, viele Bewegungs- und Zusatzangebote und Projekte mit den Eltern. Dass die Schule mit dem Konzept erfolgreich ist, zeigt das ausgelassene Spiel der Kinder in der Turnhalle.

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