Unternehmen In den meisten Betrieben ist Stillstand (noch) kein Thema

In der Corona-Krise wird weiter gehandelt und produziert. Doch die Luft wird dünner.

 Die Auto-Werkstätten sind ein Beispiel dafür, dass nicht überall Stillstand herrscht.

Die Auto-Werkstätten sind ein Beispiel dafür, dass nicht überall Stillstand herrscht.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Laut der jüngsten Blitzumfrage der Industrie- und Handelskammer NRW vom 24. bis 26. März stehen in 35 Prozent der Betriebe in Nordrhein-Westfalen die Geschäfte komplett still. Die gute Nachricht: In knapp zwei Drittel der Betriebe läuft die Arbeit weiter - wenn auch in der Coronakrise Produktivität und Umsätze stark rückläufig sind. 90 Prozent der befragten Unternehmen – darunter vor allem das Gastgewerbe und die Reisewirtschaft – beklagen enorme Umsatzeinbußen.

„Leider bilden die Betriebe im Bergischen Land keine positive Ausnahme zum Landes- und Bundestrend“, sagt Thomas Wängler, Geschäftsführer der Bergischen IHK. Demnach befindet sich jedes fünfte Unternehmen in Deutschland in einer existenzbedrohenden Krise.

Thomas Grigutsch, zuständig für Starthilfe und Unternehmensförderung bei der IHK, lobt den Zusammenhalt der Unternehmen in der Krise. „Es gibt Überlegungen für einen vorübergehenden Arbeitskräfteaustausch zwischen einzelnen Unternehmen, wobei dies noch rechtlich geklärt werden müsste“, nennt Grigutsch ein Beispiel. Flexibilität sei besonders gefragt. „Das trifft auf Speditionen zu, die statt für die Autoindustrie nun Lebensmittel transportieren. Oder für Zulieferer, die einen Teil der Produktion übernehmen konnten, der wegen des Corona-Ausbruchs in China nicht geliefert wurde.“ Während in China jetzt die Produktion wieder hochgefahren würde, werde sie in Mexiko oder Indien gerade erst heruntergefahren.

Stabiler als in der Industrie, dem Dienstleistungsbereich oder im Handel sieht die Situation noch im Handwerk aus. Kreishandwerksmeister Arnd Krüger fordert aber eine Perspektive von der Politik. „Bis vor einer Woche war die Auftragslage gut, aber jetzt ist es sehr ruhig geworden. Je länger diese Phase dauert, umso mehr wird das Thema Kurzarbeit auch im Handwerk an Bedeutung zunehmen“, sagt Arnd Krüger.

Die Handwerker warten
auf neue Aufträge

Für die Zurückhaltung der Menschen hätten die Handwerker Verständnis, schließlich werde überall das Geld knapp. Es gebe aber Bereiche im Haus oder in einer Wohnung, da stehe einer Renovierung nichts im Wege. „Warum sollte man nicht jetzt das Treppenhaus oder die Fassade machen lassen.“ Auch Kfz-Werkstätten könnten „kontaktlos“ ihre Arbeit erledigen. Bis Ende Mai/ Anfang Juni werde das Handwerk die Krise durchstehen, spätestens dann gehe es an die Substanz.

Arnd Krüger lobt die Zusammenarbeit mit den Sparkassen. „Zahlreiche Betriebe spiegeln mir, dass ihnen Orientierung fehlt. Sie fragen sich unter anderem, welche Förderkredite es speziell für sie gibt, wo genau diese beantragt werden können und wer dabei unterstützen kann“, sagt Krüger. Bei den meisten staatlichen Programmen handelt es sich um Kreditprogramme. Das erfordere eine Kreditprüfung. Die Sparkassen führten diese im Rahmen ihrer Hausbankfunktion für die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bis drei Millionen Euro durch. Das beschleunige die Vorgänge erheblich.

Kreative Ideen entwickelt das gebeutelte Gastgewerbe. Den Start machte Alexander Tsiflidis, Inhaber des Hellas-Grills am Fischertal, der seine Kunden auf Facebook um Unterstützung bat. Vorteil für die Kunden ist, dass sie bei der Wiedereröffnung seines Geschäftes für jede Spende einen Gutschein in der gleichen Höhe bekommen. In zwei Tagen bekam Tsiflidis die angepeilte Summe von 10 000 Euro zusammen. „Das ist der helle Wahnsinn, welche Wertschätzung uns die Kunden entgegenbringen“, sagt der Gastronom, der einen Lieferservice auf die Beine stellen will.

Mittlerweile haben weitere Restaurants, wie das „Taormina“, „Zur alten Bergbahn“ oder „Spunk“ vergleichbare Aufrufe gestartet. Auch das „Café du Congo“ bietet eine Gutscheinaktion an. Am dritten Tag erhöhte Gastronom Achim Brand die Aktion um weitere 5000 Euro. „Wer weiß, wie lange wir durchhalten müssen“, begründet Brand die Entscheidung.

Das Café Ada bittet dagegen um klassische Spenden auf das Konto des Fördervereins „Marekultur“, der sich sonst um die Förderung der Künstler und die Programme kümmert. Dafür erhalte man h eine Spendenquittung, heißt es auf den Internet-Seiten der Gastronomie an der Wiesenstraße. S.17

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