Immer weniger Kinder können schwimmen

Herumtollen im Schwimmbad, Urlaub am Meer: 28 Prozent der Fünftklässler haben damit ein Problem. Sie können nicht schwimmen.

Wuppertal. Von 17 Kindern der vierten Klasse der Katholischen Grundschule Hombüchel konnten laut Schwimmverband (SVW) und Sport- und Bäderamt im vergangenen Jahr acht nicht schwimmen. In der Gemeinschaftsgrundschule Reichsgrafenstraße waren es sogar elf, in der Grundschule Nützenberger Straße 288 zehn Nichtschwimmer. Generelle Zahlen für Wuppertal liegen jedoch nicht vor. Gerhard Stouten, Vorsitzender des SVW, kann allerdings eine Studie von Professor Dietrich Kurz, Universität Bielefeld, auch für Wuppertal nur bestätigen. Danach können 28 Prozent der Fünftklässler "nicht so schwimmen, dass man sie alleine ins Bad gehen lassen kann"

Laut Kurz und Stouten sind vor allem Kinder aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte und mit Übergewicht betroffen. Viele der Kinder haben Eltern, die ebenfalls nicht schwimmen können.

Klar ist auch, dass nicht nur soziokulturelle Hintergründe für die große Zahl der nichtschwimmenden Kinder verantwortlich sind. Wie in anderen Städten sollen laut Sparpaket auch in Wuppertal Bäder geschlossen werden: die Freibäder Mirke, Vohwinkel und Eckbusch sowie die Hallenbäder Ronsdorf und Vohwinkel. Das hat, so befürchten Kritiker, Folgen für den Schwimmunterricht. Schulen sind für Kurz und Stouten aber ohnehin nicht der ideale Ort zum Schwimmenlernen, da die Klassen zu groß sind und laut Kurz 50 Prozent des Sportunterrichts in Grundschulen von nichtfachlichen Lehrern erteilt wird. Alles in allem verschärft sich die Situation tendenziell.

Auch beim Turnen und Ballspielen hat Kurz "ähnlich traurige" Mängel bei den motorischen Fähigkeiten von Kindern ermittelt. Er beklagt einen wichtiger Zugang zur Freizeitkultur, gerade dieser könne ein Hebel sein, um benachteiligte Kinder auch in anderen Lebensbereichen zu fördern.

Spezielle Kursangebote zum Schwimmerwerb bieten das Projekt Wuppertaler Schwimmschule und die Wuppertaler Schwimmoffensive. Ersteres richtet sich vor allem an Kinder von fünf bis acht Jahren. Auch Erwachsenenschwimmkurse werden angeboten. Seit vergangenem August werden 18 Schulklassen durch die Wuppertaler Schwimmoffensive gezielt beim Anfänger-Schwimmunterricht unterstützt. Die Resonanz ist laut SVW "sehr positiv".

Das Land als Auftraggeber der Bielefelder Studie hatte im Juli 2008 das Projekt "NRW kann schwimmen" ins Leben gerufen. Bis ins nächste Jahr hinein werden Viert- und Fünftklässlern in den Schulferien Schwimmkurse angeboten. In Wuppertal war die Nachfrage nach dem Landesprojekt so groß, dass es in den vergangenen Osterschulferien drei Kurse gab.

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