Immer mehr Wuppertaler Senioren sind überschuldet

In Wuppertal steigt die Zahl der Rentner, die mit ihren Finanzen nicht mehr klarkommen. Die Verbraucherzentrale hilft.

Wuppertal. 18.000 Euro — so groß ist der Schuldenberg, der Erna P. belastet. Weil die 71-Jährige bei einer Rente von 770 Euro tapfer ihre Kreditrate in Höhe von 420 Euro monatlich zahlen möchte, hat sie einen Nebenjob angenommen. Ebenso stoisch zahlt sie Miete, Versicherungen und GEZ-Gebühren, so dass ihr nur noch 177 Euro für die Lebenshaltung bleiben.

Erna P. ist allerdings ein fiktiver Fall, den die Beratungsstelle Wuppertal der Verbraucherzentrale NRW anführt, um zu zeigen, wo Rentner sparen können. Vielfach sei es möglich, die Zahlung der Kreditrate einzustellen, sagt Schuldner- und Verbraucher-Insolvenzberaterin Heike Obereiner. Dazu sei es allerdings erforderlich, im Rahmen einer Schuldnerberatung zu klären, ob das Geld zur Existenzsicherung benötigt werde. Im Fall von Erna P. wäre das der Fall. Außerdem hätte die Rentnerin das Recht, die Grundsicherung zu beantragen.

An dem Punkt würden sich oftmals Barrieren auftun, sagt Schuldnerberater Werner Bergmann. Gerade älteren Menschen sei es nämlich peinlich, ihre finanzielle Situation offenzulegen. Das habe dann fatale Folgen und führe nicht selten dazu, dass den Betroffenen die Not über den Kopf wachse.

Wenn etwa Ehepartner sterben, die sich bislang um die Finanzen gekümmert hatten, seien die Hinterbliebenen überfordert. Auch psychische oder physische Erkrankungen könnten dazu führen, dass die Haushaltskasse nicht mehr allein geführt werden kann. Falsche Scham sei keineswegs angebracht. Indessen müssen Ratsuchende auf Wartezeiten von bis zu sechs Monaten gefasst sein. Einzig eine Existenzsicherungsberatung könne relativ kurzfristig erteilt werden, und zwar an jedem Dienstag bei der Verbraucherzentrale an der Schloßbleiche.

Wie sehr das Thema Schulden im Alter drängt, zeigen Vergleichszahlen von 2005 und 2011. Danach stieg in diesen sechs Jahren der Anteil der über 60-jährigen Wuppertaler bei der Verbraucher-Insolvenzberatung von 6,6 auf 10,2 Prozent. Zu allem Überfluss seien Rentner bevorzugte Opfer von Betrügern. Auch in diesen Fällen sollte die Verbraucherberatung aufgesucht werden, um zu klären, ob abgeschlossene Geschäfte überhaupt rechtskräftig sind.

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