Konsum Post-Shop: Der Weihnachtsstress beginnt

In Stephan Grothes Laden lagern täglich bis zu 1000 Pakete mit teils kuriosen Inhalten – wie Torten und Maden.

 Vor allem in der Weihnachtszeit wird die Geduld von Stephan Grothe und seinem Team oft auf die Probe gestellt.

Vor allem in der Weihnachtszeit wird die Geduld von Stephan Grothe und seinem Team oft auf die Probe gestellt.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wenn der Weihnachtsmann seine Geschenkewerkstatt in Wuppertal hätte, vielleicht sähe sein Lager dann so ähnlich aus wie bei Kati’s Postshop in der Südstadt. Dort lagern vor Weihnachten im hinteren Bereich des Ladenlokals bis zu 1000 Päckchen und Pakete in Regalen, nummeriert und sortiert. Manche Kartons verraten, was da über den Onlinehandel auf die Reise gegangen ist: Messersets, ein riesiger Karton mit einem Schreibtischstuhl und sogar eine Torte.

Stephan Grothe führt seit 2010 den Postshop mit Lotto-Filiale an der Weststraße und er bestätigt: Es gibt nichts, was nicht verschickt wird. „Wenn Leute im Zoogeschäft lebende Grillen bestellen, dann raschelt es schon mal im Paket“, sagt der 52-Jährige und lacht. Weniger komisch fand er die Sendung, die ein Tierfreund für seinen Gecko vorgesehen hatte: eine Portion Maden. „Die haben sich leider durch die Verpackung gefressen. Plötzlich war das Lager voll“, erzählt Grothe.

Auch ohne solche Kapriolen ist die Arbeit im Postshop in diesen Tagen schon stressig genug. Zwischen 16 und 18 Uhr kommt wochentags der große Ansturm der Berufstätigen, die noch schnell etwas zur Post bringen oder von dort abholen möchten. „Dann stehen die Leute schon mal bis zur Eingangstür“, sagt Grothe. Und das, obwohl der Chef in diesen Tagen vier bis fünf Mitarbeiter statt nur drei gleichzeitig im Einsatz hat. Doch der Ansturm vor Weihnachten sei nur schwer abzufangen. „Wir haben in den zwei Wochen vor Heiligabend 50 bis 80 Prozent mehr Kundenverkehr.“

Am frühen Abend verlassen zehn bis zwölf Rollwagen voller Pakete den Postshop – und sechs bis neun kommen rein. Grothe beschreibt die Situation so, als würde er über die Gesetzmäßigkeit von Ebbe und Flut sprechen: „Abends holen die Frauen die Schuhkartons ab, morgens bringen ihre Männer dieselben Kartons wieder vorbei.“

Beschwerde Nummer Eins:
Der Bote hat nicht geklingelt

Hinein kommen täglich die Sendungen, die von den DHL-Boten oder Briefträgern – die neuerdings ebenfalls kleine Päckchen mit ausliefern – nicht zugestellt werden konnten. Die Adressaten haben dann eines der ungeliebten Sendungskärtchen im Briefkasten vorgefunden. „Die Beschwerde Nummer Eins, die wir zu hören bekommen, ist, dass der Bote nicht geklingelt hat“, sagt Grothe. Ob der eine oder andere Postmitarbeiter im Weihnachtsstress wirklich einmal den Klingelknopf verfehlt, mag Grothe nicht zu beurteilen. Ihm ist aber schon aufgefallen: „Bei so vielen Leuten, die den ganzen Tag zu Hause gewesen sein wollen, frage ich mich doch, ob in Wuppertal niemand arbeitet.“

Auch zeigt er ein wenig Verständnis dafür, dass die Kollegen vielleicht bei ein paar extremen Fällen mal zum Kärtchen greifen. „Es gibt Leute, die bestellen mehrere Fünf-Kilo-Säcke Katzenstreu im Internethandel und lassen sich diese in den fünften Stock tragen“, sagt er. Die Post stellt „nur“ normale Pakete bis zu einem Gewicht von 31,5 Kilogramm zu. Grothe findet: „Das sollte auf 20 Kilo gedeckelt werden.“ Manche Pakete sind nicht zu schwer, aber sehr sperrig. Mitarbeiterin Michelle Groeger erinnert sich: „Wir hatten hier einmal eine komplette Stoßstange im Lager. Die war größer als ich.“

Ärgerlich findet es Grothe, dass seine zehn Angestellten und er häufig den Frust über mutmaßliche Fehler der Post abbekommen. So erklärt er sich auch die relativ verhaltene Bewertung seines Ladens in den 141 Rezensionen, die Kunden bei Google im Internet abgegeben haben. Die betrachtet er allerdings auch relativ: „Von diesen Bewertungen ist ungefähr die Hälfte negativ, also etwa 70. Bei 10 000 Kundenkontakten im Jahr ist das gar nicht so schlecht.“

 Vor allem, wenn die Geduld der Mitarbeiter mitunter auf die Probe gestellt wird. Eine Szene wie diese ist keine Seltenheit: Ein Mann hält vor dem Postshop und lässt den Motor laufen. Im Laufschritt kommt er mit einem Paket unterm Arm in die Filiale. Dass er mit seinem Wagen zwei Parkplätze vor dem Laden blockiert, scheint ihn nicht zu stören. Stephan Grothe grummelt: „Da ist meine Toleranzgrenze überschritten.“

Der Trubel in Kati’s Postshop macht erst am 24. Dezember um 13 Uhr eine kleine Pause. „Selbst danach gibt es häufig noch Leute, die an die Scheibe klopfen, wenn wir schon geschlossen haben“, sagt der Chef. Aber irgendwann wolle sein Team dann eben auch mal nach Hause. Dann endet der Trubel in der „Weihnachtswerkstatt“ für ein paar Tage – und startet nur ein paar Tage später wieder mit Volldampf. Der Januar steht in Sachen Päckchenflut direkt hinter dem Dezember. „Dann wird alles wieder umgetauscht.“

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