Bürgerforum Die Dorfstruktur als Chance begreifen

Heckinghausen. · Im Stadtteiltreff Heckinghausen waren Kinder im Quartier Thema in einem Gesprächskreis.

Guido Mengeberg, Dörte Bald und Christof Oliveri setzen sich beim Bürgerforum Heckinghausen ein. Foto: Gerhard Bartsch

Guido Mengeberg, Dörte Bald und Christof Oliveri setzen sich beim Bürgerforum Heckinghausen ein. Foto: Gerhard Bartsch

Foto: Bartsch,G. (b13)

Die Anzahl war überschaubar, doch die Teilnehmer umso engagierter. Im Stadtteiltreff Heckinghausen startete eine Gesprächsreihe über die Lebensverhältnisse von Kindern im Quartier. „Entstanden ist die Idee während der kürzlich gelaufenen Woche des bürgerschaftlichen Engagements“, erzählt Christof Oliveri, Leiter des Stadtteiltreffs an der Heckinghauser Straße. Damit beim Thema „Heckinghausen - (k)ein Paradies für Kinder“ das eingeklammerte k endgültig gestrichen werden kann, hatte das Bürgerforum zur Veranstaltung geladen. Mit dabei: Dörte Bald, bekannt als „Dörte von Heckinghausen“ und engagiert im Orga-Team des Forums. Sie gab zunächst einen Einblick in ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Alten Feuerwache an der Gathe in Elberfeld.

In Anlehnung an die bekannte Tochter der Stadt Else Lasker Schüler, die aufgrund ihrer unorthodoxen Lebensweise oft auf Ablehnung und Unverständnis stieß, entwickelte sie mit Kollegen das Musiktheaterstück „Die Verscheuchte.“ Ein Mädchen erfährt in ihrem Umfeld Ablehnung, im Wald bei den Tieren Anerkennung. Ein bunter Vogel als Sinnbild für die Dichterin. Der Zugang zu den Kindern läuft nur über die Beziehung. „Das ist der Schlüssel“, war man sich einig.

Eine Bestandsaufnahme zeigte die gesellschaftlichen Veränderungen. Abnahme der sozialen Kompetenz oder fehlende Unterstützung als Beispiele. Dabei liegen die Gründe dafür nicht immer im Elternhaus, stellt man fest. Oft sind die Eltern durch sprachliche Barrieren nicht in der Lage zu helfen, oder sie sind „einfach kaputt“, wie eine Teilnehmerin drastisch formulierte.

Zusammenrücken und
die Kräfte bündeln

„Was machen wir, um allen Kindern eine Teilhabe zu ermöglichen?“, formulierte Oliveri die Frage und gemeinsam wurde nach ersten Lösungsansätzen gesucht. Sport und Musikangebote sollen ein Ansatzpunkt sein. „Wir haben hier eine Dorfstruktur und das ist doch eine Chance“, so eine Teilnehmerin. Zusammenrücken will man in Stadtteil und die Kräfte bündeln mit Schulen, Kitas oder anderen Einrichtungen wie das Café Johannis oder der Erwerbslosenberatungsstelle Hier &Da. Heckinghausen als Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf ist Teil des Programms „Soziale Stadt“. „Wir haben hier einen Querschnitt durch die Gesellschaft mit allen negativen und positiven Faktoren“, stellt Oliveri fest.

Guido Mengelberg, stellvertretender Bezirksbürgermeister und aktiv im Forum hält Wünsche und Vorschläge auf Papier fest. Schön wären gemeinsame Urlaubstage verbunden mit einem Ortswechsel für die Kinder, schwimmen sollte jedes Kind können oder die Möglichkeit haben, ein Instrument zu spielen. Dabei sollen die Angebote frei und ohne Zwang sein. Ein Quartierskümmerer wäre schön, ehrenamtliche Helfer, eine Verbesserung des Image.

Dass nicht alles gut läuft und es oft an grundlegenden Sachen fehlt, wurde nicht verschwiegen. Ihre Arbeit sei anders geworden, nicht mehr nur Wissensvermittlerin, sondern auch Krankenschwester oder Anlaufstelle zur Stillung grundlegender Bedürfnisse. „Ich habe immer Knäckebrot dabei, weil viele Kinder einfach Hunger haben. Zweimal in der Woche gibt es gespendetes Obst“, erzählt eine Lehrerin einer Heckinghauser Grundschule. Und Oliveri ergänzt: „Größere Kinder bringen ihre kleineren Geschwister mit in den Stadteiltreff, weil sie darauf aufpassen müssen. Doch unser Haus ist erst für Kinder ab sechs Jahren.“ Im kommenden Jahr wird die Gesprächsreihe fortgesetzt.

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