Klettern Nur langsam geht es bergauf

Wuppertal · Nach dem Corona-Lockdown hat die Kletterhalle an der badischen Straße wieder geöffnet - allerdings bei noch deutlich reduzierten Besucherzahlen.

 Auf Abstand: Andreas Schlenkhoff und Manuel Dahmen sehen Malte Kollmann und Martzinek beim Klettern zu.

Auf Abstand: Andreas Schlenkhoff und Manuel Dahmen sehen Malte Kollmann und Martzinek beim Klettern zu.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Es ist punkt 15 Uhr. Geduldig warten die erste Gäste in der Kletterhalle Wupperwände darauf, dass sie einchecken können. Selbstverständlich mit Maske stehen sie am Schalter kurz an und lassen im System ihre Voranmeldung abhaken. Dann geht es für sie ohne Umwege über die Umkleiden, die noch gesperrt sind, an die Wände, wo sie ihren Sport ausüben können. Der Andrang ist gering. Eine halbe Stunde später ist kaum ein Dutzend Kletterer in der rund 500 Quadratmeter großen Halle. Maximal 54 dürften es laut selbst entwickeltem Coronaschutzkonzept sein, 40 beim Seilklettern, 14 im Boulderbereich. Alle zehn Minuten beginnt ein Drei-Stunden-Slot, den man reservieren kann. Theoretisch könnte das Angebot also schnell ausgebucht sein.

„Das haben wir aber erst zweimal erlebt, seit wir Mitte Mai nach zweimonatiger Schließung wieder aufgemacht haben“, sagt Andreas Schlenkhoff, Vorsitzender des Trägervereins der Wupperwände aus den beiden Sektionen Barmen und Wuppertal des Deutschen Alpenvereins. Meist sieht es so aus wie jetzt, und auch der übliche Ansturm in den Abendstunden fällt eher milde aus, wie Manuel Dahmen, einer von sechs Festangestellten des Hallen-Betreibers climp-inn zu berichten weiß.

„Dabei ist das mit der Buchung unkompliziert. Wir waren sehr froh, als wir im Mai wieder in die Halle durften“, versichert Klettergast Alexander Martzinek. Abwechselnd klettern er und Arbeitskollege Malte Kollmann die an dieser Stelle senkrechte Wand hoch, während der andere sichert. „Ganz schön anstrengend, man fängt fast wieder bei Null an“, findet Kollmann. Sich zwischendurch mal zum Sport aufzuraffen, sei nicht leicht gewesen und eben ganz anders als Klettern. „Hier könnte ruhig etwas mehr los sein, finden beide. Angst vor Anstecklung haben sie nicht. In der Halle muss zwar keine Maske getragen aber auf den Sicherheitsabstand geachtet werden. Jede zweite Route ist gesperrt, damit man sich auch in der Wand nicht zu nahe kommen kann.

Eine Desinfektion der Griffe ist nicht vorgesehen. Sie wäre nicht praktikabel und aus virologischer Sicht auch nicht nötig. Andreas Schlenkhoff: „Die Griffe sind trocken, verstärkt noch durch Kreidestaub, den so genannten chalk, der den Händen halt geben soll. Bakterien und Viren halten sich darauf dagegen nicht.“

An den Richtlinien, die der Deutsche Alpenverein und auch die internationalen Verbände zum Coronaschutz fürs Klettern herausgegeben haben, hat climb-inn-Chef Christian Popien kräftig mitgewirkt.

Nun müssen alle warten, wie sich der reduzierte Betrieb wirtschaftlich auswirkt. Anfängerkurse, normal drei pro Woche, laufen gerade erst wieder an. Auch Kindergeburtstage, die sonst hier häufig gefeiert werden, gab es noch nicht wieder. Da arbeitet man an einem Konzept. „Mehr als 40 Prozent des Normalbetriebs sind es derzeit wohl kaum“, schätzt Andreas Schlenkhoff. Abgerechnet wird im September, denn der Trägerverein hat Zuschüsse aus einem Hilfspaket des Landessportbunds beantragt, aus dem Einnahmeausfälle zumindest zum Teil ausgeglichen werden, wenn sie 60 Prozent des Normalgeschäfts betragen. 9000 Euro Soforthilfe habe man zudem erhalten. Climb-inn hatte während der Schließungsphase seine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, konnte die üblicherweise zahlreichen Aushilfen nicht beschäftigen, um die Kosten zu drücken.

„Es wird uns auch nächstes Jahr noch geben, aber wenn die Phase länger anhält, wird es eng, auch wenn Kredite, die wir noch bis 2026 für die Halle abzubezahlen haben, derzeit gestundet werden“, sagt Andreas Schlenkhoff, um optimistisch hinzuzufügen: „Es geht schon wieder bergauf, beim Klettern immer!“

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