Ikea: Jetzt spürt Wuppertal die Macht des Ruhrgebiets

Das Inkraftsetzen eines Paragrafen gibt dem Widerstand des Regionalverbands Ruhr Rückenwind.

Wuppertal. In Städten und auf grünen Wiesen des Ruhrgebiets wird derzeit in Sachen Handel mächtig aufgerüstet und modernisiert (siehe Grafik). Aktuell fließen nach Angaben der Stadt Wuppertal jedes Jahr rund 65,5 Millionen Euro der Wuppertaler Kaufkraft allein für Möbel ins Umland. Für beispielsweise Sportartikel, zoologischen Bedarf und Teppiche gehen zusätzlich pro Jahr 87,5 Millionen Euro an Wuppertaler Kaufkraft in das Umland. Und das soll nach dem Willen des Ruhrgebiets offenbar auch so bleiben.

Jedenfalls hat der Regionalverband Ruhr in einer Resolution vor den erheblichen negativen Auswirkungen auf die Ruhrgebiets-Innenstädte gewarnt. Und der Verband zielt damit ausdrücklich auf Vorhaben an den Rändern der Ruhrgebietsregion, namentlich auf die Outlet-Center in Remscheid und Werl sowie den Ikea-Homepark in Wuppertal. Ob sich solch ein Protest auch angesichts der Neuerungen des Ruhr-Parks in Bochum entwickelt hat? Dem Landrat Arnim Brux aus dem sich gegen den Homepark stemmenden EN-Kreis sagt dieses Projekt zunächst einmal nichts. Er stellt aber klar, dass der Ikea-Homepark eine massive Bedrohung für die EN-Innenstädte darstelle.

Und mit der Erklärung der Staatskanzlei, zügig neue Regeln für neue Standorte des großflächigen Einzelhandels aufzustellen und einen solche Ansiedlungen erschwerenden Paragrafen bereits vor Fertigstellung des Landesentwicklungsplans in Kraft zu setzen, wird die Realisierung des Ikea-Projekts samt Fachmarktzentrum am Autobahnkreuz Nord schwieriger. Aus Sicht von Brux lautet das so: „Wie haben jetzt eine deutlich bessere Ausgangslage.“

Der Vorgang offenbart zudem, wie Politik mitunter funktionieren und mit welcher Macht das Ruhrgebiet nach wie vor seine Interessen in den politischen Raum einbringen kann. Denn Landrat Brux ist sehr gut vernetzt. Es ist ihm gelungen, erstens die Bürgermeister der EN-Städte zum gemeinsamen Protest zu formieren — und zweitens vor allem das Ruhrgebiet mit seiner mächtigen Stimme beispielsweise in Gestalt des Regionalverbands Ruhr hinter sich zu bringen.

Auffallend in diesem Zusammenhang ist auch die Zusammensetzung zum Beispiel des Wirtschaftsausschusses der SPD-Landtagsfraktion. Neun Personen sind dort vertreten, acht davon stammen nach Information der WZ aus dem Ruhrgebiet.

Gleichwohl scheint die SPD dem Thema insgesamt aufgeschlossener gegenüberzustehen als die Grünen. Aus dem Landtag ist zunehmend zu hören, die Städte sollten den Grünen zufolge den zusätzlichen Flächenverbrauch ohnehin quasi auf null stellen. Das ist nach Ansicht der Kritiker einer solchen Haltung marktwirtschaftlich bedenklich — und ein Bestandsschutz für bereits vorhandene Möbelhäuser mit ihren Standorten im Ruhrgebiet.

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