„Ich hab’ einfach mitgeraucht“

Warum die Realschule Leimbacher Straße die Aktion „Be smart – Don’t start“ abbrechen musste und trotzdem gewonnen hat.

Wuppertal. Liebe auf den ersten Blick war es nicht, damals, zwischen Nabila und dem Nikotin. "Erst habe ich nur gepafft", erinnert sie sich. Das war vor einem Jahr. Ekel empfand sie, als der bittere Tabakgeschmack das erste Mal an ihrer Zunge klebte. Daran änderte das Pfefferminz-Kaugummi danach auch nichts. Dennoch zündete sie sich immer öfter mit Freunden eine Zigarette an. "Ich hab’ einfach mitgeraucht", sagt sie. Immer im Glauben, sie könne jederzeit aufhören. Ein Irrtum.

Heute ist Nabila 13 Jahre alt und bezeichnet sich selbst als Raucherin. Vier Zigaretten raucht sie am Tag. Immer dann, wenn sie Stress hat, denn das Nikotin beruhigt sie. Sie ringt mit sich. Will sie doch aufhören, schafft es aber nicht. Und das ärgert sie. Merkt sie doch so oft, wie ihr im Sportunterricht einfach die Puste wegbleibt.

Rauchen büßt Coolness ein. Das zeigt auch ein Meinungsbild in einer siebten Jahrgangsstufe der Realschule Leimbacher Straße in Barmen. Die Schüler der 7a und 7c haben mit ihrer Lehrerin Erika Bender wie 50 weitere Klassen im Tal beim Nichtraucher-Wettbewerb "Be smart - Don’t Start" mitgemacht. Wobei die 7c das Projekt als einzige Klasse abgebrochen hat. Doch es haperte eher an der Organisation als am Willen ein halbes Jahr lang monatlich anzugeben, ob sie geraucht haben oder nicht. Spätestens seit dem Wettbewerb treten die Schüler den Glimmstängel eher aus, als ihn anzustecken.

Kätie (13).

Wenn die Stimmen der Wuppertaler Schüler auch nicht repräsentativ sind, ist ihr subjektiver Eindruck: Weniger junge Leute rauchen. Vorbildlich ist da auch die Prävention der Realschule Leimbacher Straße. Das absolute Rauchverbot gilt da für Schüler, aber auch für Lehrer. Da kommt es schon mal vor, dass sich ein Lehrer in der Pause im Auto eine Zigarette ansteckt. Wird ein Schüler rauchend auf dem Schulgelände erwischt, flattert dann ein Bußgeld in Höhe von 40 Euro ins Elternhaus.

Doch die Nicht-Raucher-Idylle erstickt im Qualm, wenn man von diesem Geständnis hört. "Ich war fünf, als ich meine erste Zigarette geraucht habe", sagt Jacqueline (Name von der Redaktion geändert). Was als Streit unter Geschwistern begann, wurde zur Sucht. "Damit ich sie nicht verpetzte, haben sie mir auch eine Zigarette in den Mund gesteckt", sagt die heute 13-Jährige. Die Eltern, selbst passionierte Raucher, geben ihr jeden Morgen die Zigaretten-Ration für den Tag.

Darüber schüttelt Kätie (13) nur den Kopf. Aber weiß sie auch: Wer rauchen will, lässt sich nicht abhalten. Ob ein gefälschter Schülerausweis, die Ausrede, die Schachtel sei für die Eltern, oder die älteren Freunde, die man vorschickt - all das sind Methoden, wie minderjährige Raucher an Zigaretten kommen. "Und die Kioskbesitzer interessiert nur das Geld", sagt Marie-Christin (13). Auch Vedat (14) kennt Jungs in seinem Alter, die weggeworfene Zigaretten-Stummel weiterrauchen, wenn sie die Sucht übermannt, aber das Geld fehlt. "Ekelig", verzieht er das Gesicht.

Wenigstens manchmal wirken qualmende Eltern auch abschreckend. So bei Elif (14). Setzen ihre Eltern heute alles daran, sie von der Dunstwolke fernzuhalten, und rauchen daher auf dem Balkon. "Schon passiv rauchen, hat mich früher krank gemacht", erinnert sie sich. Heute mahnen die Eltern: "Fang bloß nicht an, dieses giftige Zeug zu rauchen." Das sagt auch Nabila zu Freunden. Und sie ist Raucherin.

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