„Ich bin doch einfach nur eine Lehrerin“

Die beste Lehrerin Deutschlands unterrichtet an der Realschule Hohenstein.

Wuppertal. "Hey!!! Gebt einfach mal in eine Suchmaschine ein: "Frau Kupferschmidt Lehrerpreis 2009"!!!!!! Liebe Frau Kupferschmidt: Allerherzlichsten Glückwunsch!" So steht es derzeit auf der Internetseite der Realschule Hohenstein. Die Schüler freuen sich mit ihrer Musik-Lehrerin Kordula Kupferschmidt - der bundesweit besten Lehrerin 2009. Diesen Preis bekam die Pädagogin vor wenigen Tagen in Berlin verliehen.

Das sie einen Preis bekommen würde, dass wusste sie. Dass es der erste Platz sein würde, damit hat sie nicht gerechnet. "Ich war völlig überrumpelt. So richtig realisiert habe ich das erst Dienstagnacht, als ich aus Berlin zurück war." Da ahnte sie auch noch nichts von den Reaktionen ihrer Schüler, die schon auf der Homepage so fröhlich gratuliert hatten und sich mit ihr freuten. Schließlich hatten ihre Schützlinge in gewisser Weise Anteil am Sieg ihrer Musik-Lehrerin. Denn bekommen hat sie den Preis für ein ungewöhnliches Projekt: Umwelterziehung im Fach Musik.

Beworben hat sie sich selbst. Ihr Lebensgefährte Jürgen Todtberg, der selbst Kunst-Lehrer an einer anderen Schule ist und das Projekt mitbetreut hat, hatte den Aufruf in einem Fachmagazin entdeckt. "Eigentlich war es nur ein Gag. Mit einer Platzierung hatten wir nicht gerechnet. Das Projekt hat auch uns einfach Spaß gemacht." Nicht nur ihr, auch ihren Schülern: Mit vier sechsten Klassen bastelte sie Instrumente - aus Schrott und Sperrmüll. "Die Idee kam ganz spontan", sagt Kupferschmidt. "Wegen Umbauarbeiten waren unsere Musik-Räume gesperrt. In der sechsten Klasse steht nun einmal aber Instrumentenkunde auf dem Lehrplan. Da haben wir die Instrumente kurzerhand selbst gebaut."

Um auch den Umweltgedanken zu erfassen, wurde beschlossen, die Schlag-, Blas- und Saiteninstrumente aus Müll zu basteln. Jeder Schüler ein Instrument, aus jeder Kategorie. "Zuhause wurden dann Garagen, Keller und Dachböden von Eltern und Großeltern auf den Kopf gestellt", sagt die Lehrerin lachend. Aus den Fundstücken sind die außergewöhnliche Kreationen entstanden. "Aber alle sind spielbar." Darauf legt Kordula Kupferschmidt Wert.

"Die Kinder sollten schon auf den klassischen Aufbau des Instruments achten. So musste zum Beispiel jede Gitarre einen Klangkörper haben." Bei den "Schrott-Instrumenten" war der in einem Fall eine Schublade, im anderen eine Bratpfanne. Trommeln aus Öl- und Regenfässern mit Fellen aus Barhockersitzen - der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Besonders angestrengt haben sich die Schüler, als feststand, dass ihre Arbeiten später versteigert werden würden. Von den Rund 360 Instrumenten fand ein Drittel einen Käufer. "Alle konnten wir gar nicht versteigern, das hätte den Rahmen der Auktion gesprengt", sagt Kupferschmidt. Derzeit überlegt sie, was mit den restlichen Trommeln & Co. passieren soll. Zeit dafür hat sie kaum. "Momentan geht alles noch etwas drunter und drüber. Ich bin den Medienrummel ja gar nicht gewohnt. Ich bin doch einfach nur eine Lehrerin", sagt Kordula Kupferschmidt.

Ein neues Projekt hat sie noch nicht geplant. Im Moment steht die Vorbereitung auf die Weihnachtskonzerte im Vordergrund - mit "normalen" Instrumenten.

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