Gastronomie in Corona-Zeiten Hotels: Das lange Warten auf die Gäste

Wuppertal · Viele Betriebe haben noch komplett geschlossen. Das Postboutique Hotel am Kolk hat seine Neueröffnung verschoben. Die Häuser, die geöffnet haben, stehen zum Großteil leer.

 Anke Hartmann und Arnt Vesper vor einer der Tapeten, die das Unternehmen Erfurt extra für das neue Postboutique Hotel designt hat. Eröffnet wird erst nach den Sommerferien.

Anke Hartmann und Arnt Vesper vor einer der Tapeten, die das Unternehmen Erfurt extra für das neue Postboutique Hotel designt hat. Eröffnet wird erst nach den Sommerferien.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Es war alles angerichtet für eine rauschende Eröffnung, ganz im Stile der 1920er-Jahre, an dem sich das neue Postboutique Hotel am Kolk in Elberfeld bekanntlich orientiert. Sogar die Original-Band aus dem TV-Hit „Babylon Berlin“ habe er engagiert gehabt, erzählt Hotelier Arnt Vesper. Doch die Party Ende April fiel Corona zum Opfer. Auch viele andere Hotels hatten zu dem Zeitpunkt schon gar nicht mehr geöffnet. Und bei denen, die aufhaben, stehen die meisten Zimmer leer. Der Betrieb ist praktisch zum Erliegen gekommen.

Einige große Ketten hatten ihre Standorte in Wuppertal temporär geschlossen. Beim NinetyNine Hotel am Kasinokreisel — erst seit dem vergangenen Jahr am Start — teilt das eine Banddurchsage am Telefon mit, beim Holiday Inn Express am Wall ein freundlicher Mitarbeiter. Ein paar Meter weiter am Mäuerchen bewirtet das Arcade Hotel auch während der Corona-Krise seine Gäste. „Durchgehend“, wie der stellvertretende Geschäftsführer Dominik Sharifi erklärt. Nur: Es kommt kaum jemand.

Betreiber fürchten weiter Einbußen bei Geschäftsgästen

Dabei war der Betrieb, anders als  bei Restaurants, Kneipen, Bars und vielen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens nie komplett untersagt. Das Verbot galt nur für „Vermietungen zu touristischen Zwecken“, wie Isabel Hausmann vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Nordrhein erläutert. Das wird zwar ab Montag aufgehoben. Aber auch Geschäftskunden gibt es aktuell kaum.

Fünf bis sechs der 40 Zimmer seien im Schnitt seit Mitte März belegt gewesen, erzählt Sharifi. Und das nur unter der Woche, am Wochenende „war es komplett leer“. Er spricht von einem Siebtel der normalen Einnahmen.

Das Arcade Hotel ist ein privat geführter Betrieb. Gleiches gilt für das Hotel Park Villa auf dem Gelände der ehemaligen Generaloberst-Hoepner-Kaserne. Chef Helmut Wilzbach spricht von teilweise nur zwei Gästen pro Woche — bei 31 Zimmern. Jetzt ziehe es zwar etwas an, doch seien die Verhältnisse immer noch weit von „normal“ entfernt. Im Prinzip habe man „jeden Tag vom privaten Geld etwas dazugeben müssen, um die Mitarbeiter bei der Stange zu halten“, sagt Wilzbach. Das sei wichtig, auch für die Zeit nach der Krise. Wobei er von einer langfristigen Sache ausgeht.

Auch Isabel Hausmann, zuständig für den gesamten Gastro-Bereich, spricht immer „vom Blick in die Glaskugel“, wenn sie gefragt wird, wann es denn wieder „normal“ sein wird. Dass jetzt vielleicht der innerdeutsche Tourismus, auf den zum Beispiel Sharifi setzt, wieder anlaufe, sei wichtig. Es werde vielleicht auch schnell weitere Lockerungen geben. Aber die Auflagen, vermutet Hausmann, blieben erstmal bestehen. „Und das kostet Atmosphäre.“

Ein Hotelier habe ihr zum Beispiel berichtet, wie „grausam“ jetzt sein Büffet aussehe. Sharifi, dessen Betrieb ein „Hotel Garni“, also nur Übernachtung mit Frühstück bietet, hat den Büffetbetrieb sogar ganz ein- und auf Zimmerservice umgestellt. „Eine Herausforderung“, sagt er.

Ändern könnte sich auch der Bereich der Geschäftsgäste. Viele Betriebe haben angesichts der Corona-Auflagen auf Videokonferenzen & Co. gesetzt — was größtenteils funktioniert. Die Befürchtung in der Hotelbranche: Auch nach weiteren Lockerungen bleiben die Unternehmen dabei, was Einbußen für den Tagungsbereich der Hotels bedeuten könnte.

Kristina Nicoli, Inhaberin des Hotel Amical in Heckinghausen, hat Hoffnung. „Es wird sich ein bisschen was ändern, aber nicht so extrem“, ist sie überzeugt. Sie sei zudem optimistisch, dass es bald weitere Lockerungen geben wird. Und für die kommende Woche habe sie auch schon wieder die ersten Anfragen von Touristen. Arnt Vesper setzt für das Postboutique Hotel dagegen erst auf einen Start nach den Sommerferien. „Jetzt hat das keinen Sinn.“ Als Vergleich zieht er seinen zweiten Betrieb, das Golfhotel Vesper in Sprockhövel, heran. Auch dort schlug Corona voll ein. Zwölf der 110 Mitarbeiter musste er entlassen, hofft, sie aber bald wieder einstellen zu können. Denn langsam laufe der Betrieb wieder an, aber vor allem durch „Golftouristen“. Und was den Restaurantbetrieb angeht, wolle jeder Plätze „draußen, draußen, draußen“.

Bitter für ihn: Eigentlich sollte die Eröffnung am Kolk schon vor zwei Jahren stattfinden. Doch erst zog sich der Umbau durch den Gebäudeinhaber aus Duisburg sehr lange hin — und dann kam Corona.

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