Horst Buhtz: Mit Fußballverstand und Mut zum Erfolg

Horst Buhtz formte ein Team, das nach dem Aufstieg 1972 die Bundesliga aufmischte.

Wuppertal. Als Horst Buhtz 1968 zum WSV kam, da hatte er das frustrierende Erlebnis seiner ersten Trainer-Entlassung bei Hannover 96 hinter sich und ist auch heute noch überzeugt: „Mit Stars wie Jupp Heynckes, Josip Skoblar oder Walter Rodekamp wäre ich Deutscher Meister geworden.“ Er kam nach Wuppertal zu einem Verein, der in der Saison zuvor mit Nothelfer Kuno Klötzer nur knapp dem Abstieg in die Amateurliga (3. Klasse) entronnen war, dem aber der neue Lizenzspieler-Obmann Günter Klewinghaus frisches Leben einhauchen wollte. Zum neuen Trainer gab es auch rund ein Dutzend neuer Spieler, von denen Buhtz jedoch nur die Hälfte (unter anderem die rothaarigen Routiniers Hermann Straschitz und Werner Gräber) selbst verpflichtet hatte. Glücksfall: der kleine Heinz Bonn, der mit einem Karton als einzigem Gepäck zum Vorspielen gekommen war und gleich Stammspieler und später auch noch mit Gewinn an den HSV verkauft wurde.

„Herr Buhtz, ich verstehe nichts vom Fußball, dafür haben wir Sie geholt“, hatte ihm der damalige Vorsitzende Günter Fölsch in weiser Selbsterkenntnis bei Unterschrift erklärt und dem Trainer Zeit und freie Hand gelassen, eine Mannschaft aufzubauen. Der einstige Italien-Profi riskierte es nun, Amateuren wie dem WSV-Eigengewächs Erich Miß und Jürgen Kohle (VfB Remscheid) zu vertrauen und von den Ersatzbänken der ersten und zweiten Liga hungrige Jungs zu engagieren, die er in sein System einbaute. Herbert Stöckl und Gustl Jung kamen von Bayern München, der „Jahrhundert-Torjäger“ Günter Pröpper von Rot-Weiss Essen.

Bernd Hermes, der beim 1. FC Köln im Schatten von Wolfgang Overath und Heinz Flohe gestanden hatte, wurde die Schlüsselfigur seiner Idee eines „taktischen Linksaußen“. Dieter Lömm, war der einzige Vollprofi, der einen bürgerlichen Beruf aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnte. Alle anderen Spieler gingen zumindest einer Halbtags-Beschäftigung nach, die aus der Gebhardt-, Preißler- und Klötzer-Ära verbliebenen Manni Reichert und Emil Meisen sogar einem anspruchsvollen Vollzeit-Job. Trainiert wurde auf dem Aschenplatz neben dem Stadion, während der Rasen eigentlich nur zu den Spielen zur Verfügung stand.

Nach drei Jahren stand ein Klasse-Team, das sicher schon 1971 in die Bundesliga aufgestiegen wäre, hätte es nicht am 1. Mai in Aachen jenen fatalen Torwartfehler von Rudi Krätschmer gegeben, der beim 2:2 den entscheidenden Punkt und die Teilnahme an der Aufstiegsrunde kostete. Die Lücke im Tor wurde durch Manfred Müller (Schwarz-Weiss Essen) geschlossen, und ein Siegeszug begann, der in 16:0-Punkten in der Aufstiegsrunde seinen Höhepunkt fand.

Statt Erkenschwick oder Marl-Hüls waren nun die Bayern aus München, Borussia Mönchengladbach, der 1. FC Köln oder der HSV zu Gast im Stadion, und die kamen bald mit großem Respekt nach Wuppertal, wo dann im ersten Jahr des WSV auch wenig zu holen war. Vierter Platz und Teilnahme am UEFA-Cup war die Bilanz der Premieren-Saison.

Doch 1973/74 zeigte sich, dass die Mannschaft über den Zenit hinaus war: der Abstieg wurde nur durch ein 2:2 dank einer bravourösen Torwartleistung von Uli Gelhard vermieden. „Wir wären damals besser abgestiegen, und ich hätte im folgenden Jahr in Ruhe eine neue Mannschaft aufgebaut“, bedauerte Horst Buhtz noch Jahre später.

Die Saison 1974/75 brachte nur noch einen Höhepunkt, nämlich das 3:1 über den amtierenden Europacup-Sieger Bayern München mit seinen sechs Weltmeistern, doch ansonsten meist deprimierende Leistungen, und nach einer Niederlage in Hamburg wurde Horst Buhtz an einem trüben Novembermorgen in der Villa von Präsident Günter Fölsch seine Entlassung verkündet. „Mit mir verschwindet auch der große Fußball aus Wuppertal“, orakelte Buhtz nach gut sechs WSV-Jahren. Er sollte Recht behalten . . .

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