Hör ma: Mehr Kompetenz

Jürgen Scheugenpflug ist Wuppertaler Kabarettist und Leiter der Kabarett-Academy. In seinem satirischen Wochen-Rückblick kommentiert er Ereignisse aus dem Stadtleben.

Sommer im Tal. Schön warm ist es draußen wie drinnen. Noch. Denn im Winter wird es bei vielen Wuppertalern ungemütlich kalt werden. Keine Sorge, die Horrormeldung einer 40-prozentigen Erhöhung des Gaspreises wird sich wohl nicht bestätigen. "Panikmache", meint der gutsituierte Vorstandschef der Wuppertaler Stadtwerke. Da klingt eine 20-prozentige Erhöhung des Gaspreises doch moderat. Zudem soll die Preisgarantie für den spottbilligen Strom sogar bis Ende des Jahres 2008 gelten. Aber verschoben ist nicht aufgehoben. Garantiert.

Darum gilt es in vielen Familien - wohl dem, der eine hat - enger zusammen zu rücken, um die Körperwärme, lange Zeit eine unterschätzte Energiequelle, wieder sinnvoll zu nutzen. Nach dem zweiten Weltkrieg brachte das Publikum im Theater zum Bezahlen Kohle mit. In Form von Briketts. Ob die Zeiten wohl wieder kommen?

Vielleicht hilft es generell, die Gemeinschaft des Public Viewing zu suchen. Dick eingemummelt und aneinander gekuschelt zu Weihnachten vor einer brennenden Mülltonne auf dem Barmer Rathausplatz eine Dokumentation über die zunehmende Trockenheit und Hitze in Afrikanischen Ländern anzusehen. Ein Versuch kann ja nicht schaden.

Einstweilen aber feiern wir die Fußball-Euro. Beim Public Viewing im lauschigen Biergarten warten alle auf ein weiteres Sommermärchen. Und mit vielen bunten Fähnchen der Nationen am Auto. Im Zuge der Globalisierung rückt auch die Fußball-Welt zusammen und das ist gut so. Seit gestern morgen ist allerdings alles ganz anders. Zumindest die deutschen Fahnen hängen, vom bergischen Nieselregen getränkt, wie nasse Lappen an den Autos. Jogis Burschen haben sich nämlich von Kroatien abledern lassen. Und schon ist es dahin, das neue deutsche Selbstbewusstsein.

Das hingegen präsentiert die derzeit stellvertretende Geschäftsführerin der Bergischen Entwicklungsagentur, Annette Nothnagel, sofern der Name nicht schon Programm ist. Sie schmückt sich offenbar gerne mit fremden Federn und versucht, die Arbeit der Wuppertal Bewegung für sich zu nutzen. Und natürlich deren gesammeltes Geld. Nachdem es schon mit dem Fledermaus-Gutachten nicht so ganz klappte, hatte sie kürzlich eine neue, geniale Idee.

Anstatt sich selbst zu bewegen, stieß Frau Nothnagel heimlich ein Werkstattverfahren für die Gestaltung der Nordbahntrasse an. Für lächerliche 70000 Euro, denn in der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen. "Es war im besten Sinne gemeint", jammerte sie, als das aufflog, um dann zu erklären: "Das ist alles ein großes Missverständnis".

Ja, Frau Nothnagel, das glauben wir auch. So oder anders lässt sich vielleicht der Slogan der Agentur besser verstehen, der da lautet: kompetenzhoch3.

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