Hör ma: Die gefühlten Rotlicht-Sünder

Jürgen Scheugenpflug ist Wuppertaler Kabarettist und Leiter der Kabarett-Academy. In seinem satirischen Wochen-Rückblick kommentiert er Ereignisse aus dem Stadtleben.

Im Stadtteil-Check kann man es nachlesen: In Bezug auf die"gefühlte Sicherheit" kann Wuppertal sich durchaus sehen lassen. Dasklingt ein wenig nach den Worten eines mir bekannten Regisseurs: "DieMenschen hören, was sie sehen"! Schmecken sie auch, was sie riechen?Was bedeutet gefühlte Sicherheit? Wer bei grün über die Straße geht,fühlt sich zunächst einmal sicher.

Aber wenn er etwas hört, kann esschon zu spät sein. Der Abteilungsleiter beim Ordnungsamt der StadtWuppertal, Carsten Vorsich, will beobachtet haben, dass das Rotlicht anAmpeln immer mehr ignoriert wird. Immer mehr? In Bezug auf was? Wobeobachtet er das denn? Aus der trüben Luke seines Büros? Oder beimmittäglichen Streifzug im Barmer Werth? Vorsicht, Herr Vorsich, nicht,dass es nur gefühlt ist. Denn wenn sie es tatsächlich beobachten, alsoAuto in Auge vor sich haben, sollten sie "Ihre Pflicht tun" unddringend etwas unternehmen.

Das Ordnungsamt ist doch immer im Dienst.Wie ließe sich sonst erklären, dass eine von mir beobachtete,dämmerungsaktive Politesse ihren Privatwagen auf der gegenüberliegendenStraßenseite im absoluten Halteverbot parkt, auf die andereStraßenseite läuft und heimlich einen gelben Zettel unter demScheibenwischer eines im eingeschränkten Halteverbot stehendenFahrzeugs befestigt, das weder behindert noch gefährdet? Bei allemVerständnis für den harten Job Ihrer notorischen Einzelgänger imAußendienst, die im Allgemeinen aus gutem Grund den Bürgern der Stadtaus dem Weg gehen: gefühlt ist das eine Sauerei, Herr Vorsich, oder?

Dennochfreut mich die Erkenntnis, dass Wuppertal eine vergleichsweise sichereStadt ist. Womöglich liegt es daran, dass selbst Einbrecher einEinsehen mit der völlig überschuldeten Stadt und deren Bürgern habenund sich lieber in Richtung Düsseldorf orientieren. Denn wer packtschon gerne einem nackten Mann in die Tasche?

Dieallmächtige DFL (Deutsche Fußball Liga) allerdings schert sich nicht umMoral und fordert vom WSV im Falle eines Aufstiegs in die zweiteFußballbundesliga eine Rasenheizung, damit sich die sensiblen Spielerbei unerwartetem Bodenkontakt keine fiese Erkältung zuziehen.

Dasallerdings geht nicht so zügig, meint Peter Keller, Leiter desSportamts. Eine diesbezügliche Ausschreibung kann im Zweifelsfall Jahredauern. Sollte Herr BUND Liesendahl fühlen, dass sich im, auf oderunter dem Gras eine seltene Tierart versteckt, könnte im Stadion garnicht mehr gekickt werden. Das pfeifen die ungeliebten WuppertalerTauben schon vom Dach ihres vereinseigenen Hauses.

Was dieaufzurüstende Flutlichtanlage im Zoostadion angeht, meldet dasGebäudemanagement noch ein üppiges Sparguthaben. "Kein Problem", sagtder Chef, Hans-Uwe Flunkert, mit einem lustigen Augenzwinkern. Hierallerdings meldet der geneigte Fan der ambitionierten KickertruppeBedenken an, wenn er demnächst mit dunkler Sonnenbrille auf der neuerbauten Nordtribüne mit ansehen muss, wie Friedhelm Runges Jongens denAufstieg verpennen. Bei dem oft unansehnlichen Gekicke wäre Fühlenweitaus besser als sehen.

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