Höhe: Ein Wohnquartier kämpft gegen die Armut

Beispiel Höhe: 23 Prozent der Menschen leben von Hartz IV. Mangelnde Gesundheitsvorsorge ist ein Problem.

Wuppertal. Die Diskussion um die Armut in unserer Gesellschaft hält an. Vergangene Woche veröffentlichte die Bundesregierung ihren Armutsbericht. Das Ergebnis: Wuppertal schneidet im deutschlandweiten Vergleich schlecht ab, mehr als 50 000 Wuppertaler sind arm und leben von Hartz IV oder der ehemaligen Sozialhilfe - die Dunkelziffer liegt vermutlich noch höher (wir berichteten). Besonders betroffen sind Familien mit Kindern und Ausländer.

Vor diesem Hintergrund liest sich ein Bericht über das Quartier Höhe in Vohwinkel , der am Dienstag im Migrationsausschuss vorgestellt wurde, wie ein Paradebeispiel für die Probleme Wuppertals: In dem Quartier wohnen sehr viele Migranten, mit 49,75 Prozent weit über dem gesamtstädtischen Durchschnitt. Nur am Rehsiepen (52,8 Prozent), in Barmen Mitte (52,1) und am Arrenberg (49,7 ) sind ähnlich viele Ausländer zu Hause.

Auch leben in dem Bezirk Höhe auffallend viele Kinder. Im Durchschnitt wohnen in den insgesamt 177738 Wuppertaler Haushalten zwei Personen, im Quartier Höhe sind es 2,42. Der Anteil der Alleinerziehenden liegt bei gut 46Prozent, auf ganz Wuppertal verteilt kümmert sich in sechs Prozent der Haushalte nur ein Elternteil um die Kinder.

Was die Hartz-IV-Quote betrifft, so schneidet die Höhe schlecht ab: Von 5560 Einwohnern sind 1272 Menschen auf Arbeitslosengeld II angewiesen, also 23Prozent der Menschen. Hinzu kommen die Geringverdiener und alte Menschen mit sehr niedriger Rente. "Migration in Kombination mit Armut und Arbeitslosigkeit prägt den Stadtteil", bringt es Andrea Lorenz, Leiterin des BSD 1, auf den Punkt.

Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass es in dem Bezirk Probleme gibt: Konflikte zwischen Jugendlichen und der Nachbarschaft gehörten zum Alltag - im vergangenen Jahr eskalierte die Situation mehrfach.

Nach Einschätzung von Wolfgang Thronberens, Leiter der Offenen Tür Höhe, hat sich die Situation mittlerweile aber deutlich entschärft. "Es ist viel ruhiger geworden, auch weil sich alle Beteiligten zusammengesetzt haben." Ein Erfolgsbeispiel war zuletzt die Beteiligung von Jugendlichen bei der "Vohwinkeler Pinguinale" anlässlich des Schwebebahnfestes.

Ein weiterer Aspekt: "Die mangelnde Gesundheitsvorsorge ist insgesamt ein massives Problem", sagt Andrea Lorenz. So auch im Wuppertaler Westen: Schlechte Zähne, mangelhafter Impfschutz, Übergewicht und viele schwache Menschen bereiten ihr wie auch den Schulen und Kindergärten große Sorgen. Ihr Credo: "Das Quartier braucht eine kontinuierliche Begleitung."

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Bezirksvertretung Vohwinkel und die Stadtteilkonferenz Höhe planen Maßnahmen wie die Einrichtung eines Familienzentrums am Rappenweg und weitere Integrationskurse an der Grundschule Elfenhang. Die Offene Tür Höhe hat ihre Öffnungszeiten bereits ausgebaut, auch sonntags gibt es jetzt ein Angebot.

Die Polizei bietet eine Sprechstunde vor Ort an. Gerade hat die Bezirksvertretung 6000 Euro für einen Streetworker bewilligt. Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann hofft, dass die Stadt diese Summe übernimmt.

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