Hitzewelle: Der trockenste April seit 1949

Der Monat schlägt in Wuppertal alle Rekorde. So trocken war es noch nie, heißt es beim Wupperverband. Die Bauern sind alarmiert – aber die Schwimmbäder zu.

Wuppertal. Keine Wolke am Himmel. Menschen laufen mit kurzen Hosen und T-Shirts durch die Straßen, lange Schlangen vor den Eisdielen im Tal - überall staubt es. Es ist nicht Hochsommer, es ist April. Alle reden plötzlich vom Klimawandel - ob zu recht oder unrecht? Keiner weiß es. Was aber alle wissen: Dieses Wetter ist nicht normal.

Panik wolle er nicht machen, "aber ernst ist die Situation schon", sagt Bernd Bröcker, Sprecher der Wuppertaler Landwirte. Dieser April ist so trocken wie seit 1949 nicht. Wasserüberschuss - daran sind sie ja gewöhnt, die Wuppertaler Bauern. Damit können sie umgehen. Aber Bewässern? Bröcker muss lachen - und es klingt ganz und gar nicht fröhlich: "Nee, darauf sind wir nicht eingestellt. Die ganze Sache steht momentan auf dem Kopf."

Denn bewässern müssten die bergischen Bauern ihre Felder nach vier Wochen Trockenheit dringend. Risse tun sich auf in der Erde, jetzt wird der Mais ausgesät, die Saat wird von dem trockenen Boden nicht aufgenommen.

Pflanzen, die frisch in die Erde gekommen sind, brauchen Wasser, um wachsen zu können. Wenn das nicht passiert bedeutet das: Stillstand. So sieht es für Kartoffeln und Steckrüben derzeit gar nicht gut aus. Es kann sogar sein, dass die Menschen die Trockenheit an den höheren Kartoffelpreisen spüren. Auch das Vieh auf der Weide ist davon betroffen: Wenn das Gras vertrocknet ist, müssen die Bauern zusätzlich füttern. Das ist teuer. Aber auch das Sommergetreide wird kläglich ausfallen, wenn das Wasser fehlt: "Erst kürzlich wurden die Bierpreise angehoben, weil die Gerstenernte so schlecht war", so Bröcker. In diesem Jahr wird es wohl auch nicht besser, prognostiziert er.

Das städtische Grünflächenamt hat ebenfalls seine Last mit dem Rekord-April. Auf der Hardt oder im Nordpark werden die gerade erst gepflanzten Stiefmütterchen jeden Morgen kräftig gegossen - sonst wären sie schon längst wieder vertrocknet. "Auch die Kübel sind schnell trocken", sagt Günter Wick vom Grünflächenamt. Das schöne Wetter hält sein Ressort von den "normalen" Aufgaben zu dieser Jahreszeit ab: "Es sind noch gar nicht alle Schäden von Orkan Kyrill beseitigt, und wir sind nur mit Gießen und Müll wegräumen beschäftigt."

Denn wenn einmal die Sonne scheint, lockt sie die Wuppertaler sofort raus aus dem Haus. Zum Leid der Grünanlagen: "Nach Ostern haben wir 48 Säcke Müll vom Reppkotten geholt", sagt Wick.

Bauernweisheit "Blüht die Eiche vor der Esche, bringt der Sommer große Wäsche", zitiert Karl-Heinz Srp eine alte Bauernweisheit. Und da dies der Fall ist, sollten sich die Wuppertaler auf einen regenreichen Sommer einstellen.

Brandgefahr Derzeit hat das Forstamt aber noch mit der Trockenheit zu kämpfen: Zwar leiden die Bäume mit ihrem tiefen Wurzeln nicht an zu wenig Wasser jedoch herrscht erhöhte Waldbrandgefahr. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW hat verboten, in den Wuppertaler Wäldern die Gehwege zu verlassen. Dieses Verbot gilt vorerst bis zum Jahresende.

Nutznießer Der Borkenkäfer hat leichtes Spiel mit den Bäumen: Denn Trockenheit ist Stress für die Bäume, wodurch sie anfälliger für Krankheiten und Schädlinge sind.

Gartentipps: Jetzt schon den Oleander oder andere Sommerblüher aus dem Keller zu holen oder zu pflanzen, ist ein Fehler. Sie werden die Hitze noch nicht vertragen. "Wenn sie es doch tun, spannen sie eine alte Gardine über die Pflanze, um Schatten zu spenden", rät der Gartenfachmann Srp.

Schwimmbäder: Sie öffnen zum Unverständnis vieler Wuppertaler erst am Dienstag, 1. Mai und nicht schon am Wochenende. Von 9 bis 19 Uhr können Schwimmer dann wieder ihre Bahnen ziehen. Früher, sagt Bädermanager Bernd Bever, könne man die Freibäder nicht eröffnen. "Wir brauchen eine etwa sechswöchige Vorplanung". Erst in der vergangenen Woche sei das Wasser in die Becken eingefüllt und mit Chlor angereichert worden. Auch stehe vorher kein Personal zur Verfügung, weil sich die Mitarbeiter gleichzeitig um die Hallenbäder kümmern müssten.

Wasser Um ausreichend Wasser müssen sich die Wuppertaler aber keine Sorgen machen. Die Talsperren sind gefüllt: Mit 86 Prozent ist die Wuppertalsperre ausgelastet, die Bevertalsperre mit 98 Prozent. "Außerdem besitzen wir Überjahresspeicher", sagt Monika Ebers, Sprecherin des Wupperverbands.

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