Wuppertal Historisches Zentrum: Stehen Besucher aus China vor Baustelle?

Der Rat sorgt sich, weil das Historische Zentrum frühestens im Oktober 2020 eröffnen soll. Ziemlich spät, finden viele.

Wuppertal: Historisches Zentrum: Stehen Besucher aus China vor Baustelle?
Foto: Antonio Quintiliani

Wuppertal. Der Stadt läuft die Zeit davon. Bereits nach jetziger Planung wird das neue Historische Zentrum mit restauriertem Engels-Haus und neuem Besucherzentrum „Ankerpunkt China NRW“ erst im Oktober 2020 eröffnen — also dann, wenn das Engelsjahr bereits langsam ausklingt. Im jüngsten Rat beunruhigte viele Fraktionen diese knappe Planung. „Offenbar kam das Engelsjahr für unsere Kulturverwaltung so unverhofft wie für manche Weihnachten“, spottete Bernhard Sander von den Linken.

Klaus Jürgen Reese (SPD) forderte: „Es darf jetzt keine Verzögerung mehr geben. Ich habe keine Lust, mitverantworten zu müssen, dass wir erst zum 201. Geburtstag Engels‘ fertig sind.“ Schon jetzt sei es schwierig, zu erklären, warum Wuppertal das Haus erst im Oktober 2020 eröffnen will. Linken-Fraktionschefin Gunhild Böth sorgte sich darum, dass Wuppertal zur „Lachnummer weltweit“ wird und forderte auch ein würdiges Konzept fürs Jahresprogramm. „Es reicht nicht, zu sagen: Gehen Sie doch mal ins Engels-Haus.“

Ein Wettbewerbsverfahren für das wichtige Bauprojekt vermisste Karin van der Most (FDP). Ebenfalls für Verunsicherung sorgte vor allem bei der Opposition, der Umstand, dass die Fachleute des Gestaltungsbeirats die Pläne für das Historische Zentrum ablehnen. Sander schilderte, die Stadt habe mit ihrer „Hopplahopp-Planung“ vielen Leuten auf die Füße getreten. Peter Vorsteher (Grüne) berichtete besorgt: „Der Beirat weigert sich jetzt offenbar, das Projekt weiter zu bearbeiten.“ Kulturdezernent Matthias Nocke bestätigte das.

Hintergrund: Das 9,9-Millionen-Projekt Historisches Zentrum soll vom Wirtschaftsministerium mit 4,8 Millionen Euro gefördert werden. Der entsprechende Antrag wurde von der Stadt kurz vor Ablauf der Frist eingereicht. Laut Nocke habe die Stadt sich daher ausnahmsweise nur mit dem Vorsitzenden des Gestaltungsbeirats zusammengesetzt, der zunächst auch noch mit den Plänen einverstanden gewesen sein soll.

Auf die hämischen Kommentare zum knappen Zeitplan konterte Nocke: „Ja, der Geburtstag von Friedrich Engels ist bereits seit 197 Jahren bekannt, aber das bedeutet nicht, dass wir seitdem daran arbeiten.“ Allerdings, so versuchte er gerade Die Linke zu beruhigen, arbeite die Kulturverwaltung bereits daran — ohne zusätzliches Personal — ein Gesamtkonzept für das Jahr zu erstellen. „Andere haben dafür Agenturen“, erinnerte er. Bereits verraten konnte Nocke, dass es auch einen Brückenschlag zum Beethoven-Jahr geben wird, das 2020 in Bonn gefeiert wird.

Die Renovierungskosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro für das Engelshaus trägt der Haushalt des Gebäudemanagements. Engelshaus und Kannegießerische Fabrik sollen durch eine Glaskonstruktion verbunden werden. Zudem ist ein neues Café für Besucher eingeplant.

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