#USWahl16 „Hier weiß keiner so richtig, was er dazu sagen soll“

Die Studentin Nathalie Waldschmidt hat in New York den Kater beobachten können, mit dem die USA am Mittwoch aufgewacht sind.

#USWahl16: „Hier weiß keiner so richtig, was er dazu sagen soll“
Foto: Waldschmidt

Wuppertal. Donald Trump ist die schlimmste Steigerung von schlimm. Und Nathalie Waldschmidt fragt sich ohne Unterlass, wie es zur Wahl dieses Mannes an die Spitze des mächtigsten Landes der Erde kommen konnte. „Ich bin fassungslos“, sagte sie am Telefon. „Wie konnte das geschehen?“

Nathalie Waldschmidt ist vor vier Jahren aus Sprockhövel nach New York gegangen. Nach dem Abitur am Wuppertaler Carl-Duisberg-Gymnasium und einer kaufmännischen Ausbildung in einem Ronsdorfer Unternehmen zog es sie zunächst als Au-Pair-Mädchen nach New York, wo sie inzwischen am Monroe College Betriebswirtschaft studiert. In den Jahren hat sie die USA kennen- und vor allem New York lieben gelernt. Umso größer war der Schock am Mittwoch. „Hier weiß keiner so richtig, was er dazu sagen soll“, berichtet Nathalie Waldschmidt. Die Leute schwiegen, sie habe Anhänger der demokratischen Partei und Wähler Hillary Clintons weinen sehen. Alle fragen sich, wie es mit den Vereinigten Staaten nun werden soll. „Dieser Mann ist ein Rassist, ein Antifeminist. Und der steht nun an der Spitze der Nation Nr. 1 in der Welt“, sagt die 27 Jahre alte Deutsche.

Dass es in der Nacht zu Mittwoch kam, wie es kaum jemand in Europa erwartet hat, ist für Sibylle Randoll vielleicht weniger überraschend gewesen als für die Wahl-New Yorkerin Waldschmidt. Sibylle Randoll war in diesem Jahr einige Wochen in den USA unterwegs. Sie wandelte auf den Spuren ihres Ururgroßvaters, der Barmen 1880 für zwei Jahre zur Ausbildung in Richtung Montana verlassen hatte. Anhand seines Tagebuches entwickelte die junge Frau (26) nun ihre Reiseroute. Unterwegs in den Staaten traf sie Demokraten und Republikaner und lernte nach eigenem Bekunden eine Gesellschaft kennen, die von Pessimismus geprägt zu sein schien. „Die meisten Leute wollten gar keinen der Kandidaten wählen. Für sie war es die Wahl zwischen Pest und Cholera.“

Für Nathalie Waldschmidt ist Trump beides — Cholera und Pest. Nur eines ist er ihrer Meinung nach nicht: ein Vorbild. „Der ist keiner, zu dem die Kinder in den USA aufschauen könnten.“ In ihrer Analyse kommt sie zu dem Schluss, dass Trump von der Landbevölkerung gewählt wurde. „Clinton hat die Städte gewonnen.“ Das sei keine Wahl gewesen wie in Deutschland zwischen CDU und SPD. „Trump wird eine völlig andere Politik machen. Er ist ein Verrückter, ein emotional Gesteuerter.“

Dass die junge Sprockhövelerin sich so echauffiert, hat auch mit möglichen Folgen für sie selbst zu tun. Ausländische Studenten dürfen in den USA nur auf dem Campus ihrer Universität arbeiten, sonst nicht. Erst wenn sie ein Studium abgeschlossen haben, erlaubt der Staat ihnen, für ein Jahr außerhalb der Uni zu arbeiten. „Das will Trump abschaffen, damit mehr US-Bürger Arbeit finden.“ Damit könnte Trump Nathalies Plan durchkreuzen, nach dem Bachelor in BWL und einem Jahr Pause den Masterstudiengang Kommunikations-Wissenschaften anzuschließen. „Wenn Trump ernst macht, kann ich im Dezember nächsten Jahres nach Haus fliegen.“ Das wollte die Studenten zwar ohnehin, aber erst in drei Jahren.

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