Herzenskultur auf allen Ebenen
Künstlerischer Idealismus kann verkrustetes Denken verwandeln.
Kürzlich bekam ich ein Knöllchen. Vor einer Wuppertaler Galerie hatte ich falsch geparkt. Ich war in einem kurzen Gespräch mit der Galeristin. Es ging um die finanzielle Unterstützung der Arbeit mit Kindern auf unseren Straßen, eine „Charity-Aktion“, wie auch kürzlich in der Kolumne von Tine Lowisch angesprochen. Das Projekt unterstützt in unserem Fall die Arbeit der Achtsamkeitsgruppe der Alten Feuerwache. Beim Verabschieden beobachtete ich, wie eine junge, blonde, frühlingshaft gekleidete Frau mein Knöllchen von der Windschutzscheibe nahm und es hinter den Scheibenwischer ihres eigenen falsch geparkten Autos heftete. Sonst eher gelähmt bei solchen Übergriffen, reagierte ich geistesgegenwärtig und stellte die Dame zur Rede.
Die Galeristin erzählte mir auch noch von einem Zwischenfall, bei dem eine Gruppe von acht Kindern und Jugendlichen in die Galerie gestürmt sei. Die in der Nähe der Eingangstür gestapelten Flyer, Einladungskarten und Infos warfen sie durch die Galerie und schrien „Kunst ist doch eh scheiße“. Die Spendenbox war gefährdet. Auch das vor der Tür stehende Auto wurde angerempelt.
Warum beschreibe ich solche eher profanen Dinge? Wir Kulturschaffenden machen uns Gedanken zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in dieser Stadt: als Künstler im eher üblichen Einzelkämpfermodus sowie in vielen Initiativen der Freien Szene, unter anderem in dem seit einem Jahr bestehenden Freien Netz Werk Kultur. Es geht darum, Ideen zu entwickeln, verkrustetes Denken und die „Scheißegal-Mentalität“ mancher Mitbürger zu verwandeln. Wir wollen zur Identität der Stadt beitragen und mit liebevollem, kritischen Blick Heimat schaffen.