Herr Rau und die großen Stars

Fritz Rau holte die Stones, Queen und andere Größen des Rock nach Deutschland. Bei Hako blickte er zurück auf sein Leben.

Wuppertal. Wussten Sie, dass Jimmy Hendrix — der „Ikarus des Blues, der zu den Sternen flog und sich an der Sonne verbrannte“ — Spätzle mit Linsen verabscheute? Oder dass der bekannte Jazz-Pianist Oscar Peterson der Taufpate von Fritz Raus Sohn Andreas Oscar ist? „Musik lebt dadurch, dass sie erklingt“, sagte der 81-jährige Rau, der in der Hako-Event-Arena von seinen Begegnungen mit den Superstars der Musikwelt erzählte und aus seiner Biographie „50 Jahre Backstage“ rezitierte.

Als er das Publikum bat, die Augen zu schließen und einer Live-Aufnahme von Ella Fitzgeralds „Mack the Knife“ aus dem Jahr 1960 zu lauschen, startete er, mit den Fingern schnippend, eine Zeitreise zu seiner ersten Begegnung — damals als Kofferträger — mit den Weltstars des Rock. Nach über 50 Jahren sagte er 2005 als Konzertveranstalter Lebewohl. Stattdessen reist er mit dem Gitarristen und Sänger Jürgen Schwab durch die Lande und lässt mit mehr als 50 Auftritten im Jahr seine Vergangenheit lebendig werden.

Die Harmonie und Freundschaft der beiden war auf der kleinen Bühne, wo Rau am Tisch mit Leselampe seine Anekdoten erzählte, stets präsent. Mit feinen Gitarrenklängen und klarer Stimme hauchte Schwab den Geschichten musikalisch Leben ein.

„Ich bin sehr naiv hierher gekommen, aber es beeindruckt, wie bodenständig und echt Fritz Rau ist“, sagte Zuschauerin Anja Maravelias. Ob seine erste Begeg-nung mit Exzentriker Sir Elton John in der Frankfurter Festhalle, das Konzert von Bob Dylan und Eric Clapton vor 80 000 Fans auf dem ehemaligen Nürnberger Reichsparteitagsgelände oder seine nunmehr 30-jährige Freundschaft mit Ian Anderson von Jethro Tull — das Publikum war gefesselt von dieser Lebensgeschichte.

„Man verbindet so viele Erinnerungen mit seinen Konzerten, und die werden nun alle abgerufen“, schwelgte Zuschauer Friederich Munkenbeck in Nostalgie. Jens Knör war auch unter den Gästen und ließ Raus Biographie für seinen berühmten Zwillingsbruder Jörg signieren: „Darüber wird er sich wahnsinnig freuen.“

Einer von Raus größten Coups durfte bei Hako natürlich nicht fehlen: Durch Bandmanager John Reid wurde der Veranstalter auf Queen aufmerksam, die damals in Frankfurt vor 500 Zuschauern spielten. Elf Jahre Aufbauarbeit später waren es dann 68 000 Fans, vor denen die Band in Mannheim ein grandioses Open-Air-Konzert gab — den an Aids verstorbenen Freddy Mercury, so Rau, werde er immer im Herzen behalten. Schwab intonierte dazu stimmungsvoll das tragende „Philadelphia“ aus dem gleichnamigen Kinofilm, bevor nach haarsträubenden Anekdoten von den Rolling Stones das Publikum Charlie Watts’ Part bei „Satisfaction“ übernahm.

„Das war unser Ding — made in Germany“, erzählte Rau voller Enthusiasmus von seiner „Lebensleistung“ — dem Rockmärchen „Tabaluga“ und der Zusammenarbeit mit Peter Maffay, bevor er zum Abschluss des interessanten und lauschigen Abends auf seine Zusammenarbeit mit dem „King of Pop“ zurückblickte. Über Michael Jackson sagte Rau: „Die Gemeinsamkeit mit Mozart ist Jacksons Hingabe zur Musik — man wird ihn nie vergessen.“ Originell war auch der von stehenden Ovationen begleitete Abgang Raus — der sich mit den Worten „Love and Peace“ verabschiedete. Ein Leben voller Rock ’n’ Roll hinterlässt eben Spuren.

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