Konzert Hermann van Veen ist ein alter Tausendsassa

Wuppertal · Der 74-jährige Musiker zeigte in der Historischen Stadthalle alle Facetten seines Könnens.

 Hermann van Veen unterhielt das Publikum bestens.

Hermann van Veen unterhielt das Publikum bestens.

Foto: Fischer, Andreas

Wenn ein ellenlanger Truck vor der Backstagerampe der Stadthalle steht und darauf der Schriftzug „Neue Saiten HERMAN VAN VEEN Tour 2019“ prangt, ist klar: Drinnen kann man sich auf einiges gefasst machen. Und so ist es. Zig Instrumente füllen die Bühne des Großen Saals, als ob gleich eine Heerschar an Musikern auftauchen würde. Weit gefehlt. Denn nur insgesamt fünf Personen erscheinen Punkt 20 Uhr, begleitet von stürmischem Begrüßungsbeifall. Und los geht es mit der kurzweiligen, wie im Fluge vergehenden Show, die keine Wünsche offenlässt.

Genauso wie die überwiegend grau melierten beziehungsweise grauhaarigen Fans ist van Veen – im März 74 Jahre alt geworden – nicht mehr der jüngste. Doch das Alter lässt er sich nicht anmerken, wenn er etwa fit wie ein Turnschuh zwischendurch auf roten Socken federleicht eine heiße Sohle aufs Parkett legt. Seine vielen Lebensjahre sind aber in seinem Kopf verankert, wenn er etwa über den Tod seiner Mutter sinniert. Auch scheint er nach wie vor über das Ableben von Erik van der Wurff vor nicht ganz fünf Jahren – mehr als 50 Jahre sein treuer Freund und musikalischer Wegbegleiter – zu trauern. Ihm widmet er einen längeren Konzertabschnitt und singt unter anderem melancholisch „Wir können nicht den gleichen Weg gehen“.

Van Veen überrascht Publikum, das schon an der Garderobe steht

Aber er kann auch anders, so wie wir ihn seit Jahrzehnten als clownesken Tausendsassa kennen, wenn er das Genre Oper als sterbende Soprandiva, Heldentenor und mehrstimmiger Chor so richtig auf die Schippe nimmt.

Stücke aus seinem jüngsten Album „Neue Saiten“ wie „Sofagarnitur“ und „Freiheit“ sind dabei, bekanntes altes zur Freude aller natürlich auch: „Anne“ und „Warum bin ich so fröhlich“ (Alfred Jodokus Quak) zum Beispiel.

Dabei gehen Gitarristin Edith Leerkes, Geigerin Jannemien Cnossen, die Multiinstrumentalistin Wieke Garcia, und Bassist Kees Dijkstra – alle auch als Sänger aktiv – brillant mit ihren Instrumenten um. Gediegene iberische Töne schlagen sie gekonnt an, fetzen bei „Roll Over Beethoven“ so richtig ab, lassen bei „If I Had A Hammer“ alte Schulzeiten wieder wach werden.

Nach drei Zugaben, mehr als zweieinhalb Stunden schließlich van Veens Schlussworte: „Fahren Sie vorsichtig und bleiben Sie gesund. Dann sehen wir uns hier in zwei oder drei Jahren wieder.“ Er geht nun zwar zum Abschied durch das voll besetzte Parkett, das Publikum begibt sich zur Garderobe. Aber nix da mit fertig. Plötzlich steht er wieder vorne an der Rampe am Gesangsmikrophon, hat doch glatt noch ein Stück in petto. Erst danach und nach seinen Worten „verpassen Sie den Bus nicht“ kann man beseelt von dannen ziehen.

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