Diskussion „Jeder hat die Verantwortung, zur Sicherheit beizutragen“

NRW-Innenminister Reul und Krimiautor Kasten diskutierten über Gewalt und Sicherheit.

Landtagsabgeordneter Andreas Bialas (v.l.), NRW-Innenminister Herbert Reul und Autor Jürgen Kasten.

Landtagsabgeordneter Andreas Bialas (v.l.), NRW-Innenminister Herbert Reul und Autor Jürgen Kasten.

Foto: Bartsch,G. (b13)

„Gegen Gewalt“ - unter diesem Motto steht das erste Langlese Festival, dass in diesen Wochen vom Bürgerverein Langerfeld ausgetragen wird. Über einen Zeitraum von vier Wochen veranstaltet der Verein Lesungen und Vorträge mit zahlreichen Gastrednern. Am Montagabend trafen sich Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul und der ehemalige Polizeikommissar und Buchautor Jürgen Kasten, um zu den Themen Sicherheit und Verbrechen ins Gespräch zu kommen.

Sicherheit spielte von Beginn an eine große Rolle an diesem Abend - die hohe Polizeipräsenz vor Ort war nicht zu übersehen. Auch für den öffentlichen Raum gilt, sagte Reul, dass eine höhere Polizeipräsenz auf den Straßen künftig dazu beitragen werde, dass sich die Menschen sicherer fühlten.

In diesem Bereich sieht der Minister momentan große Defizite. Viele Menschen seien unsicher, wenn sie abends in der Bahn oder auf bestimmten Wegen unterwegs sind. Und gerade diese Unsicherheit sei der Nährboden für Populisten: „Wenn die Bürger Angst haben, und nicht mehr darauf vertrauen können, dass der Staat sie schützen kann, ist das ein riesiges Problem“, so der Minister.

In Nordrhein-Westfalen sei die Kriminalität zudem deutlich höher als im bundesweiten Vergleich. Dies liegt laut Reul an der hohen Einwohnerzahl des Landes, dürfe aber nicht als Ausrede für mangelnde Sicherheit in Wuppertal und NRW dienen. Daher werde man in den kommenden Jahren nicht nur deutlich mehr Polizisten einstellen als bislang, sondern auch die Ausrüstung modernisieren. Sowohl das Personal als auch die Ausstattung hätten unter der Sparpolitik der vergangenen Jahre gelitten.

Kleine Delikte müssen genauso verfolgt werden wie große

Jürgen Kasten kann davon wohl ein Lied singen. 40 Jahre lang war er Kommissar bei der Kriminalpolizei und hat dabei vieles zu Mord, Brandstiftung und auch Umweltkriminalität erlebt. Nun schreibt er Krimis, die im Bergischen Land spielen. Die Handlung um seine eigenwilligen Charaktere steht dabei immer vor einem größeren, gesellschaftsrelevanten Hintergrund.

So auch in seinem neusten Buch, aus dem er einige Passagen vorliest. „Schmutziger Tod“ erzählt die Geschichte des sogenannten Sevesounglücks von 1976 weiter. Damals kam es im italienischen Ort Seveso zu einem Chemieunfall, bei dem eine unbekannte Menge eines giftigen Stoffes freigesetzt wurde. Zudem verschwanden damals rund 40 Fässer, in denen Dioxin abtransportiert werden sollte. Um den Verbleib der Fässer ranken sich viele Gerüchte - in Jürgen Kastens Buch tauchen sie 40 Jahre später in Wuppertal wieder auf.

Neben diesen großen öffentlichkeitswirksamen Themen, wie sie Jürgen Kasten in seinen Krimis beschreibt, will Herbert Reul an diesem Abend den Fokus aber auch auf die kleineren Delikte legen, die nicht so sehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Auch bei vermeintlich kleinen Rechtsverletzungen wie Schwarzfahren gelte, dass diese geahndet werden müssen. Die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens seien das geltende Recht und die Entscheidungen von Gerichten. Und der gegenseitige Respekt: „Jeder Bürger hat die Verantwortung, etwas zu unserer Sicherheit und unserem Zusammenleben beizutragen“, sagte Reul.

Auch wenn es in der anschließenden Diskussionsrunde vorrangig um Sicherheit und Gewalt gehen sollte, drehte sich viel um die Politik von Innenminister Reul und um ein Thema, das er wohl nicht mehr los wird: den Hambacher Forst und das dortige Vorgehen der Polizei. Mehrere Aktivisten störten die Veranstaltung mit lautstarken Erwiderungen auf Reuls Ausführungen und sorgten damit dafür, dass andere Diskussionsteilnehmer kaum zu Wort kamen. Herbert Reul stand dennoch weiter zu seinem Grundsatz: Mag der Zweck auch noch so gut sein, das Recht muss für jeden gelten, vom Aktivisten über den Polizisten bis hin zum Großkonzern.

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