Neuveröffentlichung Henrik Freischlader kehrt mit seiner Band zurück zum Blues

Wuppertal · Die Musiker haben im Dezember mit „Missing Pieces“ ein neues Album präsentiert, das nicht nur durch seinen Klang, sondern auch durch das dazugehörige Artwork besticht.

 Die Henrik Freischlader Band präsentiert mit „Missing Pieces“ die Ergebnisse ihrer letzten Studioarbeit.

Die Henrik Freischlader Band präsentiert mit „Missing Pieces“ die Ergebnisse ihrer letzten Studioarbeit.

Foto: Matthias Schaarwächter

Schon alleine das wunderbar, liebevoll und detailreich gestaltete Plattencover des neuen Albums der Henrik Freischlader Band möchte man unbedingt in der Hand halten, wenn die Musik läuft. Die Anfang Dezember als 180g Vinyl-Doppel-LP veröffentlichte und als ebenso schön und identisch im Kleinformat gestaltete CD-Ausgabe besticht schon haptisch und optisch mit dem ungewöhnlichen Cover-Artwork von Caroline Sandmeyer. Durch die offene Vorderseite kann man 26 verschiedene kunstvolle Bilder einlegen und sieht immer neue Motive, die zu den einzelnen Songs passen und die kompletten Songtexte enthalten.

Der musikalische Einstieg, schlicht „Opening“ betitelt, ist ein introvertiert lyrisches, meditativ-hymnisch angelegtes Instrumental. Unter die zunächst ganz im klassischen Idiom gehaltenen Gitarrentöne, legt Roman Babik mit seiner originalen Hammond B3 mit 122er Leslie behutsam flächige Orgelsounds. Langsam anschwellend steigert sich Freischlader dann zu grell schreienden Gitarrensoli.

Nahtlos geht es nach dem Opener zur überzeugenden Slow-Bluesballade „New Beginning“ über, bei der zunächst ganz behutsam auch Drummer Moritz Meinschäfer, Bassist Armin Alic und Marco Zünger mit einigen Saxophon-Einsprengseln einsteigen. Freischlader zieht mit seiner ganz nach vorne gemischten, rauchig-rauen Blues-Erzählstimme die Zuhörer in den sich dramatisch steigernden Song, mit wilden, rohen schwindelerregenden Gitarrensoli.

 Das Cover-Artwork zum Album „Missing Pieces“.

Das Cover-Artwork zum Album „Missing Pieces“.

Foto: Caroline Sandmayer

Wiederholung der Hardt-Konzerte sind möglich

Vor allem die ersten beiden Stücke haben eine leichte Anmutung von Gary Moore Songs. Mal blitzen kleine Erinnerungen an den Monster-Hit „Still got the Blues“ auf, oder kleine Reminiszenzen an das Album „After Hour“, das Freischlader als Teenager so sehr faszinierte und inspirierte, dass er umgehend selbst Gitarre spielen wollte. Seine ersten musikalischen Sporen verdiente er bei Auftritten im Ottenbrucher Bahnhof, wo er auch ab 2004 mit seiner Band reüssierte. Nach 16 Alben und zahlreichen Experimenten als Trio oder mit einer achtköpfigen, international besetzen Big-Band, kehrt Henrik Freischlader nun wieder dorthin zurück, wo für ihn alles begonnen hat – zum Blues. Davon sind auf dem Album fast alle Spielarten der vergangenen Jahrzehnte versammelt. Vom melancholischen Instrumental, über solide Bluesballaden bis zu fetzigen Shuffle-Funk-Tracks wie „Power to the Peaceful“. Ein Stück das unweigerlich zum Mitwippen und Tanzen anspornt.

Weiter geht es im steten Wechsel mit getragenem souligen Blues, Balladen, Heavy-Rock-Blues Krachern und jazzigem Soul-Funk mit immer wieder fetzig eingestreuten Gitarrenlicks und funkigen R&B-Einlagen auf dem Saxophon. Gewitzt kommt Freischladers Sprechgesang im trocken, funkigen Shuffle „It Ain’t Funky“ in einer relaxt schnoddrigen Art daher, wie eine Mischung aus Lindenberg und Zappa. Alle Stücke sind sehr ausgewogen aufgenommen und produziert, sodass die fünf Musiker, der nun schon seit rund drei Jahren bestehenden Bandbesetzung, optimal zu hören sind.

Besucher, die im August auf der Waldbühne Hardt dabei waren, konnten die im Winter 2019 und im vergangenen Sommer aufgenommenen Stücke sogar schon live hören. „Die jeweils zwei Konzerte pro Tag haben mir sehr gut gefallen und wir wollen das gerne in diesem Format im nächsten Jahr wiederholen“, verspricht Henrik Freischlader. Ebenso seine Zusammenarbeit mit Helge Schneider, die durch Corona jäh unterbrochen wurde. Die Liebe zu handgemachter, ehrlicher Musik, besonders zu Blues und Soul, verbindet die Musiker, die sich immer wieder gekonnt und leicht ihre musikalischen Bälle zuspielen. Man merkt, dass sie ihr Instrument mit Leidenschaft zu spielen.

Alles in Allem ist „Missing Pieces“ ein musikalisches, aber auch von der Covergestaltung rundum gelungenes Album, das in Vinylform über 800g auf die Waage bringt. Sogar die Fotos der Bandmitglieder sind ganz Corona gerecht: Jeder der fünf Jungs auf einer einzelnen Parkbank sitzend.

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