Helios: Toter lag im Abstellraum

Die Angehörigen eines Verstorbenen sind entsetzt und sehen die Würde des Menschen verletzt. Das Klinikum bedauert den Vorfall und entschuldigt sich.

Helios: Toter lag im Abstellraum
Foto: Uwe Schinkel

Wuppertal. Ein unaufgeräumter Raum mit einer Toilette, mehreren Toilettenwagen, einem Waschbecken, einer Dusche und abgestellten Matratzen — in einem Abstellraum fand Friedhelm Bong in der Nacht zum 15. April im Helios Klinikum Barmen seinen wenige Minuten zuvor verstorbenen 84-jährigen Schwiegervater vor. Friedhelm Bong ist entsetzt über die Zustände im Krankenhaus.

„Um 1 Uhr wurden wir von der Stationsschwester per Telefon über den Tod unseres Vaters informiert, der sich in einem sehr schlechten Gesundheitszustand befunden hatte. Da wir in der Nähe wohnen, trafen wir wenig später dort ein. Wir erwarteten, dass wir auf dem Krankenzimmer von dem Verstorbenen Abschied nehmen könnten, aber die zwei Schwestern, die uns liebevoll in Empfang genommen haben, führten uns zum Zimmer 921. Unser Vater lag in einem WC/Duschraum“, sagt Bong.

In ihrem Schmerz hätten sich die Trauernden zunächst auf den verstorbenen Schwiegervater konzentriert, um dann zu realisieren, dass das Kopfteil des Bettes in Höhe eines geöffneten Toilettendeckels gestanden habe. „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Nach dem Verlassen des Raumes haben wir sofort unseren Schmerz und Unmut bei den Schwestern zum Ausdruck gebracht. Es wurde uns mitgeteilt, dass die Station über keinen Verabschiedungsraum verfügt, und erst ein zweiter Arzt den Tod feststellen müsse, bevor unser Vater in die Pathologie überführt werden könne. Bis dahin würden noch vier Stunden vergehen“, so Friedrich Bong.

„Wir entschuldigen uns dafür, dass der verstorbene Patient in einem Raum untergebracht war, der als Rahmen für eine Verabschiedung von einem Verstorbenen ungeeignet ist. Alle Beteiligten, insbesondere das Pflegepersonal, das in dieser Nacht Dienst hatte, bedauern diesen Vorfall zutiefst“, heißt es in einer Stellungnahme des Helios Klinikums. Im Klinikum gebe es verschiedene Verabschiedungsräume, zum Beispiel in der Pathologie, die den Anforderungen unterschiedlicher Glaubensrichtungen gerecht werden. Diese Verabschiedungsräume könnten allerdings nur tagsüber genutzt werden.

Auf der voll belegten Station sei kein freies Zimmer verfügbar gewesen. „Unser Personal wollte den Verstorbenen zudem nicht in einem Zimmer mit einem anderen Patienten lassen. Dies soll nicht als Entschuldigung, sondern als Erklärung dafür dienen, dass die Verabschiedung von dem Verstorbenen in einer nicht geeigneten Atmosphäre erfolgen musste“, so die Klinik.

Gegenüber der WZ kündigte Kliniksprecher Jörn Grabert an, den Fall zum Anlass zu nehmen, um noch in dieser Woche nach weiteren geeigneten Verabschiedungsräumlichkeiten zu suchen. Den Angehörigen sei ein klärendes Gespräch mit Vertretern der Klinikleitung angeboten worden.

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