Reaktionen auf die Corona-Anordnungen Ab dem 2. November wird Wuppertal heruntergefahren

Wuppertal · Ab Montag, 2. November, und vorläufig bis zum Ende des kommenden Monats werden sich die Wuppertaler auf einen teilweisen Lockdown einstellen müssen.

 In den Fußgängerzonen, wie hier in Barmen, wird es im November wieder leerer werden.

In den Fußgängerzonen, wie hier in Barmen, wird es im November wieder leerer werden.

Foto: dpa/Caroline Seidel

Bund und Länder haben sich auf Maßnahmen geeinigt, mit denen das Ziel verfolgt wird, private Kontakte möglichst zu vermeiden.

Während Schulen, Kindergärten sowie der Groß- und Einzelhandel geöffnet bleiben, dürfen zum Beispiel Gastronomiebetriebe Speisen nur noch liefern oder für den Verzehr zu Hause ausgeben. Der Teil-Lockdown im November betrifft außerdem Theater, Opern oder Konzerthäuser sowie den Freizeit- und Amateursportbetrieb mit Fitnessstudios, Schwimm- und Spaßbädern. Spiele des Bergischen HC sind im November nur ohne Zuschauer erlaubt.

Die Wuppertaler werden sich auf einen tristen, grauen November einstellen müssen, in dem Corona den Alltag entscheidend mitbestimmt. In der Öffentlichkeit dürfen sich nur noch Angehörige des eigenen und eines weiteren Hausstandes mit maximal zehn Personen gemeinsam aufhalten.

Lob und Kritik für Ergebnisse des Corona-Krisen-Gipfels

Johannes Slawig, Leiter des Krisenstabs der Stadt Wuppertal, hält die Anordnungen trotz der massiven Eingriffe in die Rechte der Bürger für „notwendig und zu diesem Zeitpunkt für richtig“. Je länger man damit warte, desto größer sei die Gefahr, die Kontrolle über das Infektionsgeschehen zu verlieren.

„Der Gesundheitsschutz hat absoluten Vorrang, das zeigt die Entwicklung in Belgien und den Niederlanden, wo es Engpässe bei der Behandlung von Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern gibt. Die Gastronomie ist besonders hart getroffen, denn sie hat sich von dem Lockdown im Frühjahr noch nicht erholt. Noch schlimmer wäre es aber, wenn noch weitere Wirtschaftsbranchen betroffen wären“, sagt Johannes Slawig.

Kritischer sieht Michael Wenge, Hauptgeschäftsführer der Bergischen Industrie- und Handelskammer, die Vereinbarungen des Corona-Gipfels. „Eine komplette Schließung im Gastronomie- und Freizeitsektor kommt einem selektiven Lockdown für diese Branchen gleich und ist aus unserer Sicht unverhältnismäßig. Gleiches gilt für das Verbot privater Übernachtungen in Hotels. Erfreulich ist, dass Schulen und Kindertagesstätten laut der Beschlussvorlage zumindest weiterhin geöffnet bleiben sollen“, sagt Wenge. Statt das Fehlverhalten Einzelner auf eine gesamte Branche abzuwälzen, müssten gezielte Maßnahmen getroffen werden, sonst drohten zahlreiche Insolvenzen.

„Wir sehen uns als Bauernopfer“, sagt Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe bislang weltweit keinen belegbaren Ansteckungsfall in einem Kino. „Wir werden für etwas zur Mitverantwortung gezogen, für das wir nichts können“, so der Chef der Cineplex-Gruppe, zu der neben dem Cinemaxx an der Kluse rund 90 Kinos in fast 70 Städten gehören.

Daniel Siekhaus, Geschäftsführer der Wuppertaler Bühnen, mochte sich am Mittwochabend noch nicht äußern. Er wartet die schriftlichen Informationen vom Land NRW ab, mit denen ab Donnerstag gerechnet wird. In dieser Woche würden nach dem aktuellen Stand noch der „Tod eines Handlungsreisenden“, „Der Barbier von Sevilla“, „Romeo und Julia“ sowie „Die Hölle/Inferno“ programmgemäß über die Bühne gehen. Dann geht der Vorhang bis Dezember zu.

Die Einschränkung privater Kontakte ist das vorrangige Ziel

„Das größte Problem sind die Infektionen in den eigenen vier Wände, was außerhalb unserer Kontrolle liegt. Mit der Anmietung von Räumen für private Feiern und große Hochzeiten ist allerdings vorerst definitiv Schluss“, sagt Johannes Slawig. Die Einschränkung der Kontakte müsse angesichts der steigenden Fallzahlen konsequent betrieben werden, auch wenn in einzelnen Bereichen die Zahl der Infektionen gering sei.

Feiern in Wohnungen und privaten Einrichtungen wurden auf dem Krisengipfel als „inakzeptabel“ bezeichnet. Im öffentlichen Raum seien nun schärfere Kontrollen erforderlich, um glaubwürdig zu sein. „Wir müssen uns nun mit der Polizei zu Gesprächen zusammensetzen, damit mehr kontrolliert wird“, kündigt Slawig an. Das Personal im Ordnungsamt aufzustocken, sei ein langwieriger Prozess. „Um ordnungsbehördliche Aufgaben erfüllen zu können, ist für die Mitarbeiter eine dreijährige Ausbildung erforderlich. Außerdem kann es für sie kritische Situationen geben, in denen Fähigkeiten zur Selbstverteidigung gefragt sind. Das schränkt den Bewerberkreis ein“, so Johannes Slawig.

Dezernent Stefan Kühn geht davon aus, dass die Landesregierung weiterhin auf Präsenzunterricht in den Schulen großen Wert legen wird. „Das wird angesichts der Zahl der Neuinfektionen dazu führen, dass immer wieder einmal für Klassen oder ganze Jahrgangsverbände Quarantäne angeordnet werden muss. Auch bei den Kitas werden komplette Schließungen nicht auszuschließen sein. Mit dem Festhalten am kompletten Präsenzunterricht wird das Problem auf die Städte übertragen“, sagt Stefan Kühn.

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