Karriere „Positive Erinnerungen überwiegen“

Barmen · Wolfgang Wegmann war 22 Jahre Hausmeister in einem der ersten Wuppertaler Hochhäuser. Jetzt ist er im Ruhestand.

 Wolfgang Wegmann erinnert sich gerne an seine Arbeit im Vorwerk-Hochhaus in Barmen.

Wolfgang Wegmann erinnert sich gerne an seine Arbeit im Vorwerk-Hochhaus in Barmen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

„Mir fehlt der Rhythmus“, sagt Wolfgang Wegmann und schaut ein bisschen wehmütig auf das zwölfstöckige Gebäude am Mühlenweg, das 22 Jahre sein Arbeitsplatz war. Wolfgang Wegmann (63) war in dem Hochhaus, einem der ersten in Wuppertal überhaupt, nämlich Hausmeister und ist seit Ende Februar im wohlverdienten Ruhestand.

„Mein Arbeitstag dort begann morgens um 6 Uhr, aber ich war meist schon früher da“, erzählt der freundliche ältere Herr, dessen Aufgabe die Reinigung des Gebäudes und des Eingangsbereichs war. „Das habe ich allein gemacht“, berichtet er, lässt dabei durchblicken, dass das keine allzu schwierige und vor allem schmutzige Arbeit war, weil nämlich die Mieter und Eigentümer selbst darauf bedacht waren, dass es nicht zu Verwahrlosungen kommen konnte. „Auch für die Beleuchtung im Treppenhaus war ich verantwortlich.“

Erstmals wurde
das Hochhaus 1954 bezogen

Das Hochhaus ist 1954 erstmals bezogen worden und war vor allem für die Betriebsangehörigen der gegenüber liegenden Firmenzentrale des Traditionsunternehmens Vorwerk & Co. gedacht. Die Pläne dazu hatte schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Firmenchef Dr. August Mittelsten Scheid, der in der Großen Flurstraße ein Verwaltungsgebäude errichten lassen wollte. Große Flurstraße 51 lautete die ursprüngliche Adresse des Wolkenkratzers, der einen Durchgang durch das Haus zum Mühlenweg 28 hatte. Ein Umstand, den sich viele Betriebsangehörige, die nicht im Hochhaus wohnten, zunutze machten, wenn sie von Barmens City aus einen großen Umweg sparen wollten. Sie klingelten irgendwo im Haus und gelangten durchs Treppenhaus unmittelbar gegenüber ihrem Arbeitsplatz in der Firmenzentrale. Verständlich, dass diese auch mit Verschmutzung des Durchgangs verbundene Zeitersparnis auf wenig Gegenliebe bei den Hochhausbewohnern traf. „Der Eingang von der Großen Flurstraße aus wurde dauer­haft geschlossen“, so Wolfgang Wegmann, der diese Zeit allerdings selbst noch nicht miterlebt hat.

„Ich habe 1998 als Hausmeister angefangen“, erzählt der gelernte Dachdecker, der diesen Beruf aus gesundheitlichen Gründen jedoch nicht mehr ausüben konnte. „Eine Cousine von mir hat im Hochhaus vertretungsweise gearbeitet und erfahren, dass der damalige Hausmeister Otto Stadler nach 25 Jahren in den Ruhestand gehen wollte. Da habe ich mich bei der Eigentümergemeinschaft vorgestellt und wurde angenommen.“

Das Hochhaus, das von 1953 bis 1954 auf dem Grundstück der Firma Vorwerk durch die Barmer Baugesellschaft für Arbeitswohnungen unter den wohlwollenden Blicken von Dr. Erich Mittelsten Scheid errichtet wurde, besteht aus 69 Eigentumswohnungen. Die wurden in den ersten Jahrzehnten auch von den Eigentümern bewohnt. Doch im Laufe der Jahre verstarben viele der „Hochhaus-Pioniere“ und vererbten die Wohnungen an Nachkommen, die ihrerseits die Wohnungen vermieteten. „Dadurch ging natürlich einiges vom früheren Gemeinschaftsgefühl verloren“, weiß der ehemalige „Hochhausmeister“, der auch von einigen unerwünschten Vorfällen zu berichten weiß.

Die freudigen Erlebnisse überwiegen eindeutig

„Nach Kellereinbrüchen hat es auch schon mal Polizeieinsätze gegeben“ und „Wir hatten auch mal mit Mietnomaden zu tun, wobei es zum Glück bei dem einen Fall geblieben ist“, listet er einige wenige unangenehme Erlebnisse auf. „Doch die angenehmen Dinge waren klar in der Überzahl“, zieht Wegmann ein positives Fazit seiner langjährigen Tätigkeit. So die 50-Jahr-Feier 2004 in den Donau-Stuben, wo außer Vorwerk-Chef Dr. Jörg Mittelsten Scheid auch der damalige Oberbürgermeister Peter Jung mitfeierte.

Aber auch die persönlichen Kontakte mit den Bewohnern, egal ob Eigentümer oder Mieter, zählt er dazu. „Auch wenn Reparaturen und größere Arbeiten durch Verantwortliche der Eigentümergemeinschaft an Fachbetriebe vergeben wurden, habe ich doch auch kleinere Dinge schnell selbst erledigt“, sagt der Pensionär und nennt beispielsweise das Auswechseln von Glühbirnen und ähnliche Handreichungen aus Gefälligkeit.

So war es auch kein Wunder, dass Wolfgang Wegmann an seinem letzten Arbeitstag mit Blumen, freundlichen Worten und einem Geldgeschenk von den Bewohnern verabschiedet wurde.

Es ist anzunehmen, dass er auch bald den richtigen Ruhestands-Rhythmus finden wird.

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