Haus Mees: Die Stadt bietet zu wenig

Versteigerung brachte noch keinen neuen Eigentümer, weil die Gebote zu niedrig ausfielen. Verkehrswert liegt bei 190 000 Euro.

Haus Mees: Die Stadt bietet zu wenig
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Die Zukunft von Haus Mees ist weiter ungewiss: Der gestrige Versteigerungstermin vor dem Wuppertaler Amtsgericht brachte noch keinen neuen Eigentümer für das traditionsreiche Gasthaus an der Hahnerberger Straße in Cronenberg. Die Berichterstattung in der WZ hatte zwar fast ein Dutzend Anwohner und Interessierte zum Justizzentrum am Elberfelder Eiland gelockt, doch Gebote gab es zunächst nicht. Auf rund 190 000 Euro war der Verkehrswert angesetzt worden, „das ist viel zu viel“, befand eine Cronenbergerin nach dem Termin angesichts des renovierungsbedürftigen Gebäudezustands: „Das zahlt doch kein Mensch.“ Sie kenne das Haus noch aus Ihrer Jugendzeit und bestätigt, dass viele Cronenberger das Schicksal des langjährigen Lokals verfolgen.

Und dann gab es doch noch einen Bieter: die Stadt Wuppertal nämlich. 10 000 Euro lautete das Gebot des Vertreters der Verwaltung. Man habe kurzfristig von dem Versteigerungstermin erfahren und ebenso kurzfristig entschieden, sich als Stadt einzubringen, sagte Stadtsprecherin Martina Eckermann gestern auf WZ-Nachfrage. „Es gibt noch keine konkrete Absicht zu kaufen, wir möchten uns jedoch alle Optionen offen halten.“ So oder so waren die 10 000 Euro aber deutlich zu wenig: Mindestens fünf Zehntel des Verkehrswertes hätten geboten werden müssen. Und so wurde die Versteigerung gestern ohne Zuschlag beendet. Einen zweiten, jetzt noch nicht feststehenden Termin, soll es in den nächsten Monaten geben. Ob die Stadt dann ebenfalls wieder dabei ist, sei noch offen, so Eckermann. Welche konkreten Pläne die Stadt mit der Immobilie haben könnte, verriet sie nicht.

Hannelore Reichl, Leiterin des Ressorts Straßen und Verkehr

„Verkehrliche Ziele verbindet die Stadt mit Haus Mees jedenfalls nicht“, sagt Hannelore Reichl, Leiterin des Ressorts Straßen und Verkehr. Es habe zwar schon einmal konkretere Planungen für den Ausbau der Kreuzung Hastener Straße gegeben, in denen das Grundstück von Haus Mees eine Rolle spielte, doch dafür stünden aktuell keine finanziellen Mittel im Haushalt zur Verfügung.

Andere Projekte in der Stadt wie der Döppersberg seien an dem Ausbau der Kreuzung vorbeigezogen. Haus Mees steht auf einem Eckgrundstück, das bei einer Erweiterung der Kreuzung hätte genutzt werden können. „Doch da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, darf es gar nicht abgerissen werden“, sagt Hannelore Reichl. „Die Zeiten, in denen die Stadt denkmalgeschützte Gebäude der Verkehrsplanung geopfert habe, sind zum Glück vorbei“, stimmt ihr Dezernent Frank Meyer zu. Handlungsbedarf sei wie an vielen anderen Orten der Stadt gegeben, aber aktuell sei dort keine Planung in Auftrag.

Rund 100 Schrottimmobilien gibt es in der Stadt. In vielen Fällen führt die Verwaltung zähe Verhandlungen mit den Besitzern. Da liegt die Vermutung nahe, dass die Stadt in diesem Fall selbst Besitzer des prägnanten Gebäudes werden wollte, um das Schicksal von Haus Mees in der Hand zu behalten. „Das Haus ist nicht im allerbesten Zustand, aber zu den Schrottimmobilien würde ich es nicht zählen“, sagt Frank Meyer. Von anderen Plänen der Stadt wisse er nichts.

Haus Mees hat als Veranstaltungsort und Treffpunkt der Cronenberger eine große Tradition und eine ideelle Bedeutung für den Stadtteil. Haus Mees prägt das Bild der Straße vom Hahnerberg nach Cronenberg entscheidend mit. Noch befindet sich das Gebäude in einem ansehnlichen Zustand, doch die Bausubstanz hat in den vergangenen Jahren des Leerstandes gelitten.

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