„Haus + Grund“: Flugblätter, Vorwürfe und eine kuriose Wahl

Etwa 200 Mitglieder des Vereins erlebten eine turbulente Hauptversammlung.

Wuppertal. Die meistgenutzte Floskel am Donnerstagabend beschreibt das Bild sehr passend, welches „Haus + Grund Wuppertal und Umland““ von sich abgab: „Das ist ja wie im Kindergarten“, befanden gleich mehrere Mitglieder des traditionsreichen Vereins. Bereits vor der Hauptversammlung im Intercity Hotel hatte sich angekündigt, dass es ein besonderes Treffen werden sollte. Die vergangenen Monate waren wohl die schwersten in der langen Geschichte des Vereins mit seinen mehr als 3000 Mitgliedern.

Gezeichnet waren sie von Vorwürfen gegen den Vorstand. So soll es Ungereimtheiten beim Verkauf der Hausverwaltung von „Haus und Grund“ an die Firma des bisherigen Vorsitzenden Jürgen Henke gegeben haben. Zur Klärung dieser Vorwürfe wurde im Mai vergangenen Jahres — auf einer intern nur noch „Pöbel-Sitzung“ genannten Versammlung — eine „Wahrheitsfindungs-Kommission“ eingesetzt. Die Leitung der Kommission hatte der damalige zweite Vorsitzende Rolf Köster.

Nachdem das Ergebnis der Kommission — der Verkauf sei rechtens, allerdings ständen noch Zahlungen aus — von einigen Vereinsmitgliedern nicht akzeptiert wurde, trat Köster im Dezember zurück.

Eine solche Gemengelage schreit nach Klärung: Doch wer von den etwa 200 anwesenden Haus-und-Grund-Mitgliedern am Donnerstagabend eine solche erwartet hatte, wurde enttäuscht: Nachdem sich der Beginn der Veranstaltung mehrmals verzögerte, weil selbst langjährigen Mitgliedern des Vereins erst nach Vorlage ihres Personalausweises der Zutritt zum Versammlungssaal gewährt wurde, ging es im Saal turbulent zu.

Die offensichtlich in zwei Lager gespaltene Versammlung deckte sich gegenseitig mit Anträgen und Gegenanträgen ein. Immer wieder mussten die beiden Juristen des Vereins zurate gezogen werden und die Mitglieder über die Satzung und Versammlungsformalitäten aufklären.

Ebenfalls nicht zur Klärung der im Raum stehenden Vorwürfe trug bei, dass etwa nach zwei Stunden — zu diesem Zeitpunkt war nicht einmal eine Handvoll der 50 im Vorfeld eingereichten Anträge zur Abstimmung gekommen — in einer geheimen Abstimmung die Tagesordnung geändert wurde.

Dadurch wurde der Rechenschaftsbericht des aktuellen Vorstandes zeitlich nach die Wahl des neuen Vorstandes gelegt. Der Rechenschaftsbericht, nach dessen Verlesung Jürgen Henke seinen Rücktritt verkünden wollte, wurde somit überflüssig. So trat der Vorsitzende nach der Abstimmung zurück. Er bezeichnete die Veranstaltung später als „unwürdig“. Als neuer Vorsitzender des Vereins wurde Jürgen Krüger gewählt, dessen Flugblätter zur „Abwahl des Skandal-Vorstandes unter Henke“ zuvor am Eingang des Intercity Hotels verteilt worden waren. 83 Prozent „Ja“-Stimmen erhielt Krüger als einziger Kandidat, allerdings hatten zahlreiche Mitglieder des „Lagers Henke“ zu diesem Zeitpunkt den Saal bereits verlassen.

Dem neuen Vorsitzenden liegt eine einstweilige Verfügung vor, die es ihm unter Androhung einer Ordnungsstrafe von bis zu 250.000 Euro untersagt, einige der Vorwürfe gegen die ehemaligen Vorsitzenden Köster und Henke zu wiederholen.

Gipfel der Kuriositäten: Wie die WZ erfuhr, soll Jürgen Krüger am Vorabend der Veranstaltung aus dem Verein ausgeschlossen worden sein. Die Hauptversammlung wählte also einen Vorsitzenden, der nicht mehr Mitglied des Vereins ist. Laut Vereinssatzung ist das möglich, hieß es am Donnerstagabend.

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