Schicksal : Haus-Explosion in Wuppertal: „Es ist so, als hätte ich nie existiert“
Nachdem sie bei der Explosion an der Lenneper Straße alles verloren hatte, suchte Claudia Höhl sechs Wochen nach einem neuen Zuhause. Ein steiniger Weg zum Neustart.
Heckinghausen. Claudia Höhl hat eine Wohnung. Die 51-Jährige kann ihr Glück kaum fassen. Seit fast sechs Wochen wohnt die dreifache Mutter mit ihrem neunjährigen Sohn bei ihrem Lebensgefährten in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung und wartet auf einen Neustart. Bei der Explosion in ihrem Wohnhaus an der Lenneper Straße am 23. Juni hat Claudia Höhl alles verloren. Möbel, Kleidung, Andenken, Fotos — einfach alles. „Ich habe nichts mehr. Es ist so, als hätte ich nie existiert“, sagt die 51-Jährige. Sie hatte den Kontakt zur WZ gesucht, weil sie eben nicht, wie von der Stadt vermeldet, wie alle anderen Bewohner schnell eine neue Wohnung gefunden hatte.
Claudia Höhls Weg nach der Explosion war steinig. Nachdem sie kurze Zeit nach dem Vorfall eine Wohnung in Aussicht hatte, gab sich die Mutter erst optimistisch — wurde dann aber enttäuscht. „Nach anderthalb Wochen kam eine Absage. Die wollten keine Kinder im Haus“, sagt die 51-Jährige erschüttert. Beim zweiten Anlauf habe der Eigentümer sie nicht nehmen wollen, weil sie Geld vom Jobcenter bezieht. Höhl lebt von Hartz IV, obwohl sie ihren Lebensunterhalt mit zwei Minijobs aufstockt. Erst jetzt konnte Höhl einen Mietvertrag für eine GWG-Wohnung unterschreiben.
Höhl fühlte sich nach ihrem Trauma alleingelassen: „Ich musste alles allein machen.“ Zusätzlich half sie auch noch ihrem 20-jährigen Sohn, der ebenfalls im Haus wohnte und vor ihr — mit seiner schwangeren Freundin — eine Wohnung gefunden hatte. Weder Höhl noch ihr Sohn sind mobil. „Wir haben Teppichboden, PVC-Boden und Farbeimer bei diesen Temperaturen im Bus befördert“, sagt Höhl. Gerade der Transport sei das Problem. Auch bei den großzügigen Möbelspenden, von denen Höhl bislang nicht profitieren konnte. „Die werden oft zum Abholen angeboten“, sagt sie. Lobend erwähnt die 51-Jährige die tatkräftige Unterstützung der Hilfsaktion „Wuppertaler in Not“, die statt reinem Material auch Menschen vermittelt hat, die unter anderem den Boden in der Wohnung ihres Sohnes verlegten.