Harte Worte über das Gesetz zur Gleichstellung Behinderter

Diskussion In den Räumen der Wuppertaler Lebenshilfe

Wuppertal. Trotz des im Mai 2002 in Kraft getretenen Gesetzes zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, dessen Regelungen dazu dienen sollen, die Gleichberechtigung behinderter Menschen in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens zu sichern, weist die Umsetzung in NRW offenbar noch Defizite auf. Darauf wies am vergangenen Samstag Harry Fuchs, Berater der Landesregierung für Bedürfnisse behinderter Menschen, hin. Vertreter der Behindertenpolitik Nordrhein Westfalen trafen sich, um über die Lebenssituation Behinderter in NRW zu diskutieren.

Das Gespräch fand in der Lebenshilfe Wuppertal statt. "Hier ist der passende Ort für diese Veranstaltung", sagte Geschäftsführer Stefan Pauls bei der Begrüßung. Die Lebenshilfe feiert in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen und ist zu einer wichtigen Anlaufstelle behinderter Menschen in Wuppertal geworden. Anlass der politischen Diskussion waren die bevorstehenden Landtagswahlen am 9. Mai. Ganz oben auf der Agenda stand der Mangel an integrativen Frühförderungseinrichtungen für Kinder mit Behinderung. "Die Umsetzung des gesetzes findet in NRW nur in Ansätzen statt, fast können wir von einem Verfall der Sozialgesellschaftskultur sprechen", so Fuchs.

Harte Worte, die nicht ganz unberechtigt sind, räumten die Politiker ein. Denn besonders im Bereich der Frühförderung gäbe es großes Handlungspotential, so Ursula Monheim, Beauftragte der CDU Leverkusen für Belange von Menschen mit Behinderung. Teilweise sind ganze Landkreise ohne Förderungsstätten.

Betreutes Wohnen in NRW wurde ausgebaut und die Zahl der Behindertenwerkstätten nimmt stetig zu. Einigkeit herrschte bezüglich der großen Bedeutung der Selbstentscheidung. "Für Eltern von Kindern mit Behinderung ist die Möglichkeit des Selbstentscheids besonders wichtig", erklärte die Sprecherin für Arbeits-, Gesundheits- und Sozialpolitik der Grünen in NRW, Barbara Steffens. Noch heute seien viele Menschen mit Beeinträchtigungen in Wohnheimen untergebracht, obwohl ihre Fähigkeiten ein eigenständigeres Leben zulassen würden.

Es war eine Debatte ohne Einigung darüber, wie sich die Behindertenpolitik des Landes in Zukunft entwickeln wird. Doch das Ziel ist klar: Eine Gleichstellung von Menschen mit Behinderung in allen sozialen Bereichen.

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