Offen gesagt Happy-End nicht unmöglich

Schon einmal von Sandhausen gehört? Ja? Aha, Fußballfan. Und Heidenheim? Auch? Also Fachmann für die 2. Fußball-Bundesliga, sehr wahrscheinlich zumindest.

Denn die Sandhausener Dünen kennen sicher nur eingefleischte Geografen. Und der Heidenheimer Maschinen-Hersteller Voith ist auch eher Experten ein Begriff. Damit sind Sandhausen und Heidenheim unumstößliche Beweise dafür, dass Stadtmarketing mit Spitzensport wirkt. Dabei stehen weder der SV Sandhausen noch der 1. FC Heidenheim im Verdacht, die 2. Liga aufzumischen, geschweige denn, sie auf einem Aufstiegsplatz in die Beletage des deutschen Fußballs zu beenden. Und doch reicht es, um auf der deutschen Landkarte irgendwo verortet werden zu können.

Das gelingt Wuppertal nur leidlich. Allein der WSV verschafft der Stadt da und dort Bekanntheit, weil sich vor allem die älteren Sportfreunde noch gern daran erinnern, wie dieser Club aus der „Stadt im Ruhrgebiet“ die Fußball-Bundesliga aufmischte und sogar dem großen FC Bayern Paroli bot.

Aber der Ruhm verblasst. Unter jüngeren Fußbalfreunden dürften Sandhausen und Heidenheim, Hoffenheim und Aue erheblich bekannter sein als das schöne Wuppertal. Sie kennen es schlicht nicht, geschweige denn das Bergische Land, ganz davon abgesehen, dass sie auch nicht wissen, dass weder das Bergische Land noch Wuppertal irgendetwas mit dem Ruhrgebiet zu tun haben.

Insofern ist es nur logisch und richtig, dass sich einige Enthusiasten nun auf die Idee gestürzt haben, im ehemaligen Billigst-Baumarkt hinter dem Wicküler Park in Unterbarmen eine Mehrzweckhalle für große Sportveranstaltungen bauen zu lassen. Nutznießer soll in erster Linie der Bergische HC sein, der Handball-Bundesligist, der sportlich Glanz und Gloria zurückbringen soll in die Stadt der Schwebebahn.

Das ist im Grunde eine gute Idee. Handball ist ein Sport, der weitgehend noch von den üblen Nebeneffekten verschont geblieben ist, der so manchem den Weg ins Fußballstadion verleidet. Selten bis nie gibt es aus dem Sport Skandale zu vermelden. Insolvenzen halten sich in Grenzen oder geschehen so heimlich, dass sie niemandem auffallen. Zwar ist die Zahl der Spielgemeinschaften überdurchschnittlich hoch, weil die beteiligten Vereine einzeln nicht mehr überleben konnten. Aber das Produkt Handball-Bundesliga funktioniert, wenn auch bei weitem nicht in den Ausmaßen, die König Fußball benötigt, um Hof zu halten.

Für Wuppertal könnte es reichen. Alle zwei Wochen Spitzensport in einer modernen Halle, die von guter Stimmung überkocht. Alle zwei Wochen, zwei-, vier-, sechstausend Fans in Unterbarmen, wo sie genügend Parkplätze finden und die S-Bahn-Anbindung zur guten Infrastruktur beiträgt - das wäre doch schon was.

Es ist also gar kein Wunder, dass die bisweilen doch noch für etwas zu begeisternde FDP Wuppertals frohlockt und die Stadtverwaltung auffordert, nun alles Menschenmögliche zu tun, auf dass der Traum von der BHC-Arena wahr werde. Und das auch noch mitten in Wuppertal. Ein schöner Traum.

Doch der schöne Traum hat Schattenseiten. Hallen zu betreiben, ist nicht unbedingt die Kernkompetenz von Sportvereinen, auch dann nicht, wenn sie als millionenschwere Spielgesellschaften daher kommen. Und dass eine moderne Arena allein schon Erfolg macht, wird der VfL Gummersbach nun nicht mehr bestätigen.

Dennoch ist das Abenteuer BHC-Arena intensive Gesprächsrunden wert. Und sie könnten möglicherweise sogar zum Ziel führen, wenn Beteiligte wie die FDP nach dem Freudentaumel zurück in den Arbeitsmodus fänden. Ein paar Fragen wären da nämlich noch zu beantworten. Unabhängig davon, wer die Halle baut und bezahlt, müsste geklärt werden, wer sie betreibt, also das Risiko trägt. Denn der BHC wird die Arena im allerbesten Fall an maximal 30 Tagen im Jahr benötigen. Fachleute gehen aber davon aus, dass sie an wenigstens 120 Tagen im Jahr genutzt werden muss, damit sie die Betriebskosten deckt. Mit Trödelmärkten und Tattoo-Wettbewerben ist da nicht viel zu machen. Und Andrea Berg oder André Rieux oder Capital Bra oder die Kastelruther Spatzen werden auch nicht 20-mal im Jahr in Wuppertal auftreten können. Und überhaupt: Was sagt Solingen, wenn die Spielgemeinschaft mit Wuppertal ihre Heimpartys künftig nur noch in der großen Nachbarstadt feiert?

Wenn all diese Fragen befriedigend beantwortet werden können, ist der Gedanke an die BHC-Arena in Unterbarmen gar nicht mehr so abwegig. Wenn der BHC seinem Unternehmensemblem dann auch noch die Namen Solingen und Wuppertal oder Wuppertal und Solingen hinzufügt, dann hätten am Ende beide Städte etwas davon, dass es an der Wupper wieder Spitzensport gibt, und wüssten Handball-Fans in ganz Deutschland endlich auch, wo und was das Bergische Land ist.

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