Hans-Peter Lamberti: Ein Jukebox-Sammler aus Leidenschaft

Hans-Peter Lamberti (69) ist Jukebox-Sammler aus Leidenschaft. Er setzt auf Technik, die Musik zum Erlebnis macht.

Wuppertal. Es gab Zeiten, da galten sie als antiquiert — und niemand wollte sie mehr haben. „Damals wurden Jukeboxen gleich reihenweise mit dem Hammer zerschlagen, um sie loszuwerden“, erinnert sich Hans-Peter Lamberti. Schwermut sucht man in der Stimme des 69 Jahre alten Unternehmers bei diesen Worten allerdings vergeblich: Dem Langerfelder ist es als Sammler und Techniker gelungen, gleich neun dieser elektrischen „Schatztruhen“ auf Vordermann zu bringen und so durch die Jahrzehnte zu retten. Und heute sind die funkelnden Jukeboxen in seinem Keller — mit ihrem warmen Licht und den vielen Singles in Bäuchen aus Chrom, Glas und Kunststoff — vor allem eines: Zeitmaschinen mit Stecker.

„Ich bin ja in einer Zeit aufgewachsen, in der in jeder Kneipe eine Jukebox stand“, sagt der Familienvater, der sich mit seiner Frau Elke darauf verständigt hat, wenigstens eines seiner Sammlerstücke dezent im heimischen Wohnzimmer zu platzieren.

„Und man darf niemals vergessen, dass Kneipen damals das Wohnzimmer des kleinen Mannes waren: Dort hat man sein Bier getrunken, geraucht und Musik gehört.“

Entsprechend gezeichnet finden die heutigen Keller-, Scheunen- und Dachbodenfunde ihren Weg in die europaweit gut vernetzte Sammlergemeinde, der auch Lamberti angehört: Wer eine Jukebox restauriert, muss sich um das Innenleben ebenso kümmern wie um die Schatztruhe selbst. Der Zahn der Zeit hat in Form von Nikotin, Schlägen, Stößen, Tritten und Griffspuren seine Spuren hinterlassen. Denn einst war jede Jukebox vor allem eines: ein Geldautomat, der mit Münzen gefüttert werden will, um im Gegenzug einen hoffentlich mit Bedacht ausgewählten Song herauszurücken. Dass viele Klassiker kaum über die magische Zwei-Minuten-Grenze hinauskommen, habe genau mit diesem Umstand zu tun, sagt Lamberti: „Time is cash — Zeit ist Geld.“

Ein Rationalist ist Lamberti bei allem technischen Sachverstand — er ist von Hause aus gelernter und studierter Elektrotechniker — dennoch nicht. Der erste Song seiner Wahl heißt „Love me tender“ und stammt, wie sollte es auch anders sein, von Elvis Presley. Gerade bei den alten Pressungen, die Lambertis Jukeboxen mit mechanischer Magie zum Leben erwecken, ist noch jedes Geräusch aus dem Studio zu hören — vom kleinsten Atemzug bis hin zum Griff in die Saiten. Es bleibt der Eindruck, nur durch ein Stück Glas vom „King of Rock ’n’ Roll“ getrennt zu sein. „Wenn man eine Schallplatte auflegt, ist das ein Stück Kultur“, sagt Lamberti, und dem ist nichts hinzuzufügen.

In seiner Zeit bei der Bundeswehr war auch er oft im „Wohnzimmer des kleinen Mannes“ zu Gast, damals noch in Münster — in Jahren, als Bands noch „Kapellen“ waren und Röhrenverstärker kein Relikt vergangener Zeiten. Ende der 80er Jahre legte er sich seine erste Jukebox zu, und die Magie ist, in Zusammenarbeit mit Restauratoren, immer geblieben: Gut 500 Schallplatten überdauern in seinen Schatztruhen die Zeiten, und jeder Song wird zu etwas Besonderem, wenn der Greifer ihn fasst und zum Abspielen in Position bringt — hinter gebogenem Glas, im Wohnzimmerlicht. Das schafft keine CD und erst recht kein mp3-Format: „In einer Jukebox kann man Musik nicht nur hören. Man kann sie auch sehen.“

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