Hans-Dietrich-Genscher-Platz für Barmen

Die Politik berät ab kommender Woche über den Vorschlag für das Areal vor dem Bahnhof.

Hans-Dietrich-Genscher-Platz für Barmen
Foto: Anna Schwartz

Barmen. Ob Johannes Rau oder Willy Brandt — es gibt einen engen Kreis an berühmten Politikern, die mit der Benennung eines Platzes nach ihrem Namen in Wuppertal geehrt wurden. Nun könnte ein weiterer hinzukommen: Hans-Dietrich Genscher. Nach dem früheren Vizekanzler, Außen- und Innenminister der FDP soll der Platz vor dem Haupteingang des Bahnhofs in Barmen benannt werden. Damit ist der Bereich vom Ende der Wittensteinstraße/Kurt-Drees-Straße bis zur Ibachstraße gemeint, zu dem auch ein Teilstück der Winklerstraße gehört. So sieht es offenbar ein Vorschlag der Stadtverwaltung vor.

Zwar lag am Donnerstag noch keine Vorlage der Verwaltung öffentlich vor, auf der Tagesordnung für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung Barmen am kommenden Dienstag stand der Punkt aber schon. Die FDP preschte jedenfalls schon einmal mit einer Pressemitteilung vor, in der sie ihrer Freude Ausdruck verlieh. „Es ist eine angemessene Würdigung eines der bedeutendsten Politiker und Menschen der deutschen Nachkriegsgeschichte, der wie kaum ein anderer mit Wuppertal auf verschiedene Weise verbunden war“, teilte Alexander Schmidt, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Wuppertal, mit.

Der 2016 im Alter von 79 Jahren verstorbene Genscher vertrat seine Wahlheimat Wuppertal von 1965 bis 1998 im Deutschen Bundestag. 23 Jahre davon war er Mitglied des Kabinetts, zunächst als Bundesinnenminister und dann 18 Jahre lang als Bundesaußenminister. „Er hat, wie kaum ein anderer Politiker, einen entscheidenden Anteil an der deutschen Wiedervereinigung“, betont Alexander Schmidt.

Wuppertal verdanke Genschers Einsatz unter anderem die Städtepartnerschaft mit Kosice. „Diese Städtepartnerschaft kam damals unter noch äußerst schwierigen Umständen zu Zeiten des Eisernen Vorhangs zustande und besteht bis heute als gelebte Freundschaft zwischen den beiden tief verbundenen europäischen Städten mit vielfältigen auch kulturellen Kontakten fort“, so Schmidt. „Zudem wurde Genscher als großem Europäer und deutschem Staatsmann zu Lebzeiten als Anerkennung seiner Verdienste für Wuppertal im Jahre 1998 der Ehrenring der Stadt Wuppertal verliehen.“

Aus Sicht der FDP wäre die Umbenennung des Platzes vor dem Barmer Bahnhof „ein würdiges und ehrenvolles Zeichen der Anerkennung und der Dankbarkeit seine Wahlheimatstadt Wuppertal.“ Zudem passe der Name „hervorragend“ nach Wuppertal und speziell nach Barmen: „Er steht für die Weltoffenheit unserer Stadt und wird bis weit über die Stadtgrenze hinaus seine Stahlkraft entfalten“, ist sich die FDP sicher. Alle anderen Fraktionen hätten zudem schon ihre Zustimmung signalisiert.

Bezirksbürgermeister Hans-Hermann Lücke (CDU) findet den Namensvorschlag „nachvollziehbar“: „Genscher war eine überragende politische Persönlichkeit, die sich prägend für Wuppertal engagiert hat.“ Etwas nüchterner klingen die Töne aus der SPD. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Detlef-Roderich Roß betonte, die SPD-Fraktion habe nichts gegen eine Umbenennung des Platzes. „Genscher hat zwar mitgeholfen, die Koalition zu sprengen“, erinnert Roß an das Misstrauensvotum, mit dem 1982 das Regierungsbündnis aus SPD und FDP unter Helmut Schmidt abrupt beendet wurde. „Als Außenminister war Genscher aber ein Aushängeschild, wofür er auch in der SPD Anerkennung bekam“, sagt Roß.

Seit Jahren suche die FDP nach einem Platz in Wuppertal, um ihre verdienten Parteimitglieder zu ehren, sagt Roß. Kein leichtes Unterfangen, bei der geringen Anzahl an noch benennbaren Plätzen in der Stadt, sagt auch Hans-Hermann Lücke (CDU). Den Platz am Barmer Bahnhof hält der Bezirksbürgermeister für gut geeignet. Denn es gebe wenige Anrainer, die sich auf eine Adressänderung einstellen müssten. Die Bezirksvertretung hat laut FDP-Geschäftsführer Tobias Wierzba nun ein Anhörungsrecht, die endgültige Namensbenennung müsse dann der Stadtrat beschließen.

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