„Gutes Klima fängt beim Essen an“

In der Citykirche ging es um die Belastbarkeitsgrenzen unseres Planeten.

„Gutes Klima fängt beim Essen an“
Foto: A. Fischer

Elberfeld „Die Höchstgrenze der Ausbeutung ist teilweise überschritten“, erklärte Georg Kobiela (Wuppertal Institut) in seiner Einführung. Planetary Boundaries ist das Stichwort. Bei der Planetarischen Belastbarkeitsgrenze sind bei vier (Klimawandel. Biodiversitätsverlust, Stickstoffkreislauf und Landverlust) von sieben ökologischen Dimensionen die Grenzen überschritten und es besteht die Gefahr, unumkehrbarer und plötzlicher Umweltveränderungen, welche die Bewohnbarkeit der Erde für die Menschheit einschränken.

Zum Thema „Über die Welt und Gott: Wasser und Brot“ gab es in der Citykirche Impulse und Gespräche mit Ulrich Christenn (Aufbruch am Arrenberg, Essbarer Arrenberg, Brot für die Welt) und Michael Felstau (Permakulturhof Vorm Eichholz). Wie kann es gelingen eine nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft zu gestalten? Ökologische und energiepolitische Fragen wurden mit theologischen Aussagen in Beziehung gesetzt, indem Schauspielerin Silvia Munzon Lopez Passagen aus der Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus vortrug, in der dieser eine andere Leseart der Schöpfungsgeschichte forderte. „Eine andere Haltung bedingt anderes Handeln.“ Ob Klimawandel, Ozonloch, biochemische Flüsse oder Versauerung der Ozeane, Kobiela umriss verständlich die gegenwärtige Situation. Artensterben bei Tier und Pflanzen: Wie viel Verlust verkraftet die Erde?

Rund ein Drittel der gesamten Treibhausgase gehen auf die Landwirtschaft zurück, davon fällt ein Großteil auf die Ernährung, denn überwiegend dafür würden Ackerflächen zwecks Futtergewinnung der Mastbetriebe benutzt. Ein Umdenken bei der Landnutzung und dem Umgang mit Tieren sei dringend erforderlich.

Was man im kleinen eignen Rahmen tun kann, stellten Christenn und Felstau vor. „Gutes Klima fängt beim Essen an“, so Christenn und Felstau. Der Mitorganisator von Wuppertals urbanen Gärten will eine Ernährungssouveränität schaffen. Für ihn sind der Kreislaufgedanke in der Natur wichtig und die Vermeidung von Abfall. „Wir machen Umweltbildungsarbeit.“ Die kleinen Initiativen können mit der Zeit eine Veränderung im Bewusstsein der Verbraucher bewirken, ist man überzeugt. „Die Vernetzung der Akteure ist wichtig“, so Kobiela. In vielen Städten weltweit werde gegärtnert und eigene Lebensmittel erzeugt.

„Die Probleme werden in den Städten der Welt gelöst“ meint Christenn, hat aber in Bezug auf Europa Zweifel. Eine zunehmende Entkoppelung der Menschen von ihrer Nahrung sah eine Besucherin während der Fragerunde. Wie können Nachfrage und Produktion besser abgestimmt werden, damit nicht so viel Lebensmittel im Überschuss produziert werden? Sind Insekten als Nahrung eine Alternative? Die Problematik beschäftigte die Zuhörer. „Es gäbe weltweit genügend Nahrungsmittel, wenn nicht alle so leben würden wie wir“, so Christenn.

Kobiela berichtete von der Problematik der EU-Fördermittel, die nach Flächen vergeben werden und nicht nach Nutzung, Arten- oder Landschutz. Felstau setzt auch auf mehr Forschung, denn die moderne technische Landwirtschaft versteht die Erde nicht als Lebewesen. Jedes Eingreifen des Menschen in die Natur unterbreche den natürlichen Kreislauf mit Folgen, die zum Teil nicht absehbar seien.

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