Gutachten: Wuppertal leistet sich zu viel Theater

Volles Programm langfristig nicht mehr finanzierbar: Entscheidung fällt Anfang nächsten Jahres.

Wuppertal. Das Gutachten zur Zukunft der Wuppertaler Bühnen wird zwar noch behandelt wie ein rohes Ei, soll aber bald schon zur öffentlichen Diskussion freigegeben werden. Am Dienstagabend jedenfalls genoss der Aufsichtsrat der Wuppertaler Bühnen das Privileg der ersten Kenntnisnahme, um am Ende nur eine dürre Pressemitteilung zu präsentieren, auf die man sich gemeinsam verständigt habe, wie sich Bühnen-Geschäftsführer Enno Schaarwächter ausdrückte.

Doch so ganz einmütig war die Einschätzung dann offenbar doch nicht. Von einem Gefälligkeitsgutachten für den Oberbürgermeister war da die Rede. Unter dem Strich sieht sich Schaarwächter wohl in seiner bisherigen Einschätzung bestätigt, dass die Bühnen so wie jetzt nicht mehr weitermachen können, sollte es zu den pauschalen Etat-Kürzungen von zwei Millionen Euro für den Spielbetrieb kommen, wie es das Sparpaket des Kämmerers vorsieht.

Aber auch ohne Kürzungen würde dem Zwei-Spartenprogramm über kurz oder lang die Luft ausgehen. Würde gar nichts passieren, rechnet Schaarwächter damit, den Bühnen-Betrieb in der heutigen Qualität und Quantität maximal noch zwei Jahre aufrecht erhalten zu können. Eine längere Laufzeit - ohne den Ausgleich von Tariferhöhungen und Kostensteigerungen - ist für ihn wirtschaftlich kaum denkbar.

Die Alternativen: Im Zuge der Schauspielhaus-Schließung könnten sich die Bühnen vom Sprechtheater lösen und ganz auf den Opernbetrieb setzen. Dass es soweit kommen wird, will Schaarwächter noch nicht glauben: "Das Sprechtheater ist nicht tot. Das kann ich mir nicht vorstellen."

Fest zu stehen scheint allerdings, dass die Wuppertaler Bühnen nicht um Theater-Kooperationen herumkommen. Eine Bühnen-Ehe mit Gelsenkirchen ist aber bereits unter besseren Rahmenbedingungen kläglich gescheitert, zurzeit gibt es ein eher lockeres Bühnen-Bündnis mit den bergischen Nachbarn - plus bergischem Abo.

Zum Überleben reicht das aber nicht. Wuppertal hat längst die Fühler in andere Städte ausgestreckt, in denen es um die wirtschaftliche Situation der Theaterlandschaft auch nicht besser bestellt ist. Einen Wunschpartner gibt es aber offenbar noch nicht.

Jetzt soll erst einmal weiter diskutiert werden. Der Kulturausschuss kann das Gutachten am 23. Juni in öffentlicher Sitzung einsehen. Eine Entscheidung über die künftige Struktur der Bühnen soll Anfang kommenden Jahres fallen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort