Graue Panther zerfleischen sich selbst und lösen sich auf

Mit einer Mehrheit von 42 Stimmen plädiert die Partei Die Grauen für ihr Ende – und Trude Unruh schweigt.

Wuppertal. "Out of order" steht auf dem Schalter für den Hausalarm, ein doppeltes Symbolbild für den Zustand der Grauen Panther. Einerseits sieht es tatsächlich so aus, als hätte die 1989 von Trude Unruh gegründete Generationenpartei zum letzten Mal gefaucht, andererseits verweist die marode Technik in der Wuppertaler Parteizentrale auf chronischen Geldmangel, der offenbar eine gewisse Versuchung darstellte. Noch ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugsverdachts, doch selbst in den Reihen der Partei scheinen die Verantwortlichen längst verurteilt.

8,5 Millionen Euro Rück- und Strafzahlung fordert die Bundestagsverwaltung. Weil der Vorstand die Schuldenlast nicht tragen will, rief er für Samstag zu einem Sonderparteitag nach Wuppertal, der die Auflösung der "Grauen" in die Wege leiten sollte. "Dann sind die Schulden weg", rechnete der unverhofft zum Vorsitzenden aufgerückte Manfred Albrecht den 57 versammelten Parteimitgliedern vor.

Zur Kalkulation gehörte allerdings, dass für weitere angereiste Mitglieder Hausverbot erteilt war. "Eine Farce", schimpfte NRW-Vizechefin Silvia Rose vor dem Tor, das ihr verschlossen blieb. Roses Strafanzeige hatte die Ermittlungen in Gang gebracht. Sie sei mit Drohungen überschüttet worden, dennoch wolle sie dafür sorgen, dass auch der letzte Schuldige zur Rechenschaft gezogen wird. Die Auflösung, so argwöhnte sie, diene lediglich der Verschleierung und müsse verhindert werden. Albrecht wolle den Kopf aus der Schlinge ziehen und beizeiten "eine neue Gründung hinlegen".

Derweil spielten sich im Saal beschämende Szenen ab. Die einstmals so streitbare, nun ebenfalls verdächtigte Trude Unruh saß schweigend in einer Runde, die sich sorgsam separiert hatte. Keine Äußerung zum Zustand der Partei - die 83-Jährige schwieg beharrlich.

An den Tischen zur Linken fiel das Votum regelmäßig für die Positionen Albrechts, von der rechten Seite hagelte es ebenso beharrlich Kritik am Vorstand. "Wenn wir hier nicht die Auflösung beschließen, dann wird der Vorstand eben zurücktreten", ereiferte sich Albrecht schließlich.

Mit groben Verstößen gegen das Neutralitätsgebot leitete Johannes Butscher die Versammlung und lenkte dabei immer wieder und stetig in Richtung der Auflösung.

Dass die Abstimmung schließlich nicht geheim stattfand, brandmarkte Wolfgang Tillinger als ein letztes Suggestivmittel: "Sie wollen doch nur sicher sein, dass Ihre Leute auch für Sie stimmen." 42 Mitglieder sprachen sich schließlich für die Auflösung aus und gaben damit eine Empfehlung, der die bundesweite schriftliche Urabstimmung durch die etwa 3000 Mitglieder folgen soll. "Ich wette, dass niemand mehr angeschrieben wird", sagte Silvia Rose nach der Versammlung. Für sie ist das letzte Wort längst nicht gesprochen: "Ich werde weitere Anzeigen erstatten.

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