Kirche in Wuppertal Glaube, Hoffnung, Liebe – Energie für den Wandel

Schocktherapie kann etwas bewirken, hilft aber nicht immer. Da sind massive Berichte von Dürre- und Flutszenarien, in denen der Wandel unseres Klimas schon jetzt Menschen leidvoll heimsucht, von nie gekanntem Artensterben und plastik-übermüllten Meeren.

 Ilka Federschmidt - Freisteller

Ilka Federschmidt - Freisteller

Foto: Kirchenkreis Wuppertal

Sie können wachrütteln, aber in ihrer erdrückenden Macht auch lähmen.

Die Wucht dieser Eindrücke hilft allein so wenig wie die warnenden Schockbilder auf Zigarettenpackungen und Unfallplakate an Autobahnrändern. Manche Menschen drängen sie darum weg. Andere flüchten sich in die vermeintliche Umstrittenheit menschlicher Anteile an der Bedrohung unserer Welt.

Wir brauchen Hoffnung. Nach Hoffnung für ihre Zukunft sehnen sich meine Kinder, unsere Kinder, von denen viele auf die Straße gehen und uns in Bewegung setzen wollen, damit wir uns einsetzen für die Chance auf ein würdevolles Leben aller Menschen auf diesem Planeten.

Hoffnung, ja die brauchen wir. Wenn, wie Prof. Dr. Schneidewind vom Wuppertal Institut in seinem Interview sagt, dass dabei die „Kirche“, also wir Christinnen und Christen, einen wesentlichen Beitrag zusteuern können, dann haben wir freilich von unserer Hoffnung zu reden. Von keiner anderen. Und uns zuallererst selbst daran zu erinnern.

Die Bibel ist voller Hoffnungsgeschichten. Wie ein roter Faden ist sie durchzogen von Geschichten von Menschen, die ihr altes Leben losließen. Sie brechen auf aus unterdrückenden Verhältnissen, sie bekennen ungerechte und unbarmherzige Lebensweisen und wagen einen neuen Anfang. Das sind nicht Geschichten von Übermenschen und besonders edlen Charakteren. Sie erzählen vielmehr von Menschen, die sich durch Krisen hindurch mit Gottes Hilfe daran erinnern, dass sie Kinder Gottes sind, von ihm mit dem Leben beschenkt und von ihm berufen, das Leben als seine Gabe zu bewahren, nicht zur Zerstörung bestimmt.

Da sind die Geschichten der allzu menschlichen Jünger und Nachfolgerinnen, die mit Jesus gehen und an seiner Seite entdecken, wie durch ihn Gottes Liebe und Gerechtigkeit aufleuchten, wo er Menschen begegnet, wie er sie mit seinen Worten ansteckt, Seele und Leib heilt, Verachtung überwindet, aus der Verfahrenheit eines Lebens heraushilft. Selig die Sanftmütigen! Selig die Friedensstifter! So seine Worte – selig, weil gesegnet von Gott.

Es sind zugleich sehr ehrliche Geschichten von steinigen Wegen und Wüsten, von Schuld und von der Angewiesenheit auf Vergebung und Neuanfang. Geschichten, die nicht von einem optimistischen Bild des Menschen ausgehen, der im Kern gut sei, sondern die davon erzählen, wie Gott sie mit der Macht seiner Liebe vor sich selbst bewahren und ihre lebensfeindlichen Wege überwinden muss.

Das ist meine, unsere ganz große Hoffnungsgeschichte, die Geschichte vom Kreuz und von der Auferstehung. Die Hoffnung, dass Jesus es in seiner Kreuzigung mit unseren Schuldverstrickungen und Todeserfahrungen aufgenommen hat und ihre Macht in seiner Auferstehung überwunden hat.
„Ich bin bei euch, alle Tage, bis zur Vollendung der Welt.“ (Matthäus 28,20).

Warum habe ich Hoffnung? Genau deswegen. Das ist meine Hoffnungsgeschichte gegen die tickenden Uhren, die auf Weltuntergang zu stehen scheinen und die uns lähmen wollen.
Ich weiß, diese Art der Hoffnung passt manchen Menschen nicht. Oder sie können sie nicht teilen. Aber es ist die einzige, die wir als Christinnen und Christen einbringen können, aus der heraus wir handeln können.

Auf Gott hoffen, so sagt der Theologe Fulbert Steffensky, heißt, auf mehr zu hoffen als auf die eigenen Kräfte. Und, so möchte ich ergänzen, als auf das eigene „Gutsein“. Diese Hoffnung kommt am Ende für uns Christen immer wieder aus dem Gebet und aus dem Hören auf die Hoffnungsgeschichten der Bibel. Das setzt Energie frei, sich für das Leben in Würde für alle einzusetzen und mit dem anzufangen, was in unserer Kraft steht.

Ich bin überzeugt, dass Gott die Hoffnungsgeschichten mit uns fortschreibt. Aus dieser Hoffnung heraus schrieb Dietrich Bonhoeffer 1943 aus seiner Gestapo-Haft: „Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“

Vorher aber nicht!

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