Gewerkschaftstag: Solidarität gegen den Niedergang der Stadt

Ohne Hilfe von Gewerkschafts- Prominenz stand der 1. Mai in Wuppertal ganz im Zeichen des städtischen Finanzdesasters.

Wuppertal. Der 1. Mai in Wahlkampfzeiten bedeutet vor allem: Pflichttermin für die Landtagskandidaten der Parteien. Sie waren am Samstag auch alle gekommen - mit Ausnahme der FDP-Kandidaten, die geahnt haben mögen, dass sie wieder zum erklärten Feind der Gewerkschaften erklärt werden würden. Knut Giesler, Chef der IG Metall Wuppertal und Hauptredner, blieb die entsprechenden Attacken gegen die Liberalen auch nicht schuldig, denen er "unverblümte Klientelpolitik" vorwarf.

Der Applaus des Klientels auf dem Laurentiusplatz war ihm bei solchen Sprüchen sicher. Inhaltlich setzten sich die 1. Mai-Redner in diesem Jahr aber auffallend stark mit der Finanzmisere der Kommunen, speziell Wuppertals auseinander. Das Wuppertaler Sparpaket dürfe nicht als Blaupause für andere Städte dienen, rief Giesler den nicht einmal tausend Kundgebungs-Teilnehmern zu.

DGB-Regionalsekretär Guido Grüning warnte vor dem Irrglaube, dass die Schließung des Schauspielhauses Wuppertal aus der Krise führen werde. Auch mit dem Abbau von Sozialleistungen oder der Schließung von Schwimmbädern seien keine Investoren ins Tal zu locken. Grüning sprach vom "Kampf um unsere Stadt", der nach der Landtagswahl weitergehen werde.

Dem Anlass angepasst gab sich auch Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) kämpferisch. Gelassen ließ der Rathauschef die obligatorischen Buh-Rufe über sich ergehen, um sich sogleich solidarisch mit den Gewerkschafts-Vertretern zu zeigen: "Egal, wer in Düsseldorf die neue Regierung stellen wird. Unsere Forderungen nach einem Entschuldungsfonds bleiben die gleichen."

Jung nahm aber auch die Formel von den gerechten Löhnen auf und forderte: "Wer Vollzeit arbeitet, muss auch davon leben können." Insgesamt ergab sich so das Bild einer Solidargemeinschaft, die die Verantwortlichen für das Finanzdesaster außerhalb Wuppertals ausmacht und gemeinsam gegen den Niedergang antritt - um, so Giesler, "jene zur Rechenschaft zu ziehen, die uns das eingebrockt haben".

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