Geständnis: Ex-Dachdecker ist der kletternde Einbrecher

19 Einbrüche sollen auf das Konto eines 41 Jahre alten Heroinsüchtigen gehen. Jetzt befindet sich der Mann in U-Haft.

Wuppertal. Die Diebestouren hoch über den Dächern Wuppertals waren lebensgefährlich — zumindest für einen ungeübten Kletterer. Ab Anfang Mai sorgte ein Serieneinbrecher für Schlagzeilen, weil er immer wieder übers Dach kam. Jetzt sind die Fälle offenbar geklärt. Schon in der vergangenen Woche nahm die Kripo an der Schwebebahnhaltestelle Alter Markt einen 41-Jährigen fest. Der gebürtige Aschaffenburger soll insgesamt 19 Einbrüche gestanden haben — neun Mal stieg er übers Dach ein.

Jetzt befindet sich der Mann in Untersuchungshaft. Begründung: Wiederholungs- und Fluchtgefahr. Der 41-Jährige ist laut Kripo heroin- und kokainabhängig. Seine waghalsigen Touren über die Dächer von mehrstöckigen Wohnhäusern hat er offenbar unternommen, um an schnelles Geld für Drogen zu gelangen. Zuletzt war er ohne festen Wohnsitz.

Dass sich der 41-Jährige derart trittsicher bewegte, kommt nicht von ungefähr: Der geständige Mann hat laut Staatsanwaltschaft einst das Dachdecker-Handwerk gelernt. Wie berichtet, hatte die Kripo an den Tatorten unter anderem fachgerecht entfernte und als Tritthilfen zurecht gelegte Dachziegeln gefunden. Mehrfach war der Einbrecher am helllichten Tag bei seinen Diebestouren gesehen, sogar angesprochen worden. Unter anderem gab er sich als Mitarbeiter „der zuständigen Immobilienfirma“ aus. In einem Fall soll er sich mit dem Schlag eines zuvor erbeuteten Receivers seinen Fluchtweg gewaltsam erkämpft haben. Zumindest das streitet der Mann ab.

Zu beschönigen hat der gebürtige Unterfranke wohl nichts mehr: Wie die WZ erfuhr, ist der Verdächtige seit 1986 immer wieder straffällig geworden. Zuletzt wurde er im Februar dieses Jahres wegen gewerbsmäßigen Diebstahls zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt. Das heißt: Zur Tatzeit stand der 41-Jährige unter Bewährung.

Bei seiner Vernehmung soll der Mann aus Unterfranken eine niederschmetternde Vita offenbart haben. Bis 2009 habe er in Hückeswagen als Dachdeckermeister einen Betrieb samt Angestellten geführt. Nach der Scheidung von seiner Ehefrau sei er abgestürzt. Die Firma ging pleite. Der Dachdecker versank im Drogensumpf.

Als das letzte Geld aufgebraucht war, begann der 41-Jährige seine kriminellen Klettertouren. Wie berichtet, war er unter anderem im Bereich Kluser Höhe und dem Hesselnberg, aber auch an der Westkotter Straße unterwegs. Teilweise stieg er auch auf konventionelle Art und Weise ein. Zuweilen ging der Süchtige dabei brachial vor, trat Türen oder Fenster ein.

Bevorzugte Beute: Bargeld, Spielkonsolen, Schmuck, Kameras, Laptops und Handys. Ware, die sich in der Szene umgehend zu Geld machen lässt. Das erklärt, warum keine Beutestücke sichergestellt werden konnten. Die Fahnder gehen davon aus, dass der Verdächtige Beute im Wert von mehr als zehntausend Euro gemacht hat.

Bei der Festnahme am Alter Markt soll der Verdächtige eine Quittung dabei gehabt haben: Er kam offenbar gerade von einem Schrotthändler, bei dem er gestohlenes Altmetall versilbert hatte. Dem 41-Jährigen droht jetzt eine mehrjährige Haftstrafe.

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