Geschichten aus Kasachstan: Holger Fach trifft auf den WSV

In der Türkei hat der Trainer mit Lokomotive Astana ein Trainingslager bezogen, Nachbar ist das Team des Wuppertaler SV.

Wuppertal/Belek. Im Stadion am Zoo schaut Holger Fach immer mal wieder vorbei, wenn seine diversen Fußball-Engagements es ermöglichen. Jetzt gab es zwischen dem Wuppertaler SV und Wuppertals derzeit bekanntestem Fußball-Botschafter ein Wiedersehen im rund 3000 Kilometer entfernten Belek. Während sich der WSV in der Türkei für neun Tage auf die Rückrunde in der Regionalliga vorbereitet, absolviert Fach dort mit seinem Verein Lokomotive Astana praktisch die gesamte Vorbereitung auf die in Kasachstan erst Anfang März beginnende Erstliga-Saison.

„Zuhause in Wuppertal war ich zuletzt vor 14 Tagen für ein paar Tage“, verrät Holger Fach. Davor hatte er Urlaub in seiner Ferienwohnung in Spanien gemacht, jetzt ist nach der Saisonpause wieder Fußball angesagt. Heute schließt er mit seiner Mannschaft das erste 14-tägige Trainingslager im Luxushotel Calista in Belek ab, bis Anfang März wird die Mannschaft noch zweimal zurückkehren, da in der Heimat bei derzeit bis zu Minus 25 Grad eine Vorbereitung nicht möglich ist.

Das Geld dafür stellt der Sponsor, der allerdings kurzzeitig auf der Kippe stand. Bei dem Etat eines deutschen Zweitligisten in einem an Erdöl und Erdgas reichen Land ist das jedoch kein allzu großes Problem.

„Trotzdem muss man in Kasachstan immer auf Überraschungen gefasst sein“, sagt Fach lachend. Das Engagement im tiefen Osten mit seinem Co-Trainer Sascha Franz versteht er als Fußballabenteuer. „Mit welcher Mannschaft ich die Vorbereitung beginnen kann, ist jedes Mal eine Wundertüte, das bestimmen wir nicht selbst, sondern die Funktionäre.“ So sei ihm beispielsweise nach der Saison, die mit dem Pokalsieg erfolgreich abgeschlossen wurde, sein bester Stürmer und sein Torwart schlichtweg verkauft worden. Torjäger Bugaew ist inzwischen zurück, weil er bei einem russischen Premier-Ligisten nicht zurecht kam.

Gegensätze sind es auch, die Fach in Astana, der auf dem Reißbrett entstandenen neuen Hauptstadt Kasachstans, so faszinieren: Drumherum nur Steppe und Armut, aber in der Stadt kein Haus älter als 12 Jahre, überall neue Hochhäuser. „In Wuppertal verdunkeln sie das Sonnborner Kreuz, in Astana ist abends alles hell erleuchtet“, sagt er und zeigt auf seinem Handy Fotos seiner „Etappenheimat“, die an Bilder der Stadt Dubai am Persischen Golf erinnern.

Gerade hat sich Fach für ein weiteres Jahr auf dieses Abenteuer eingelassen. Mit den Annehmlichkeiten eines privaten Fahrers, bester Einkaufs- und Golfmöglichkeiten, aber auch den ungewohnten Umständen, nur mit Dolmetscher arbeiten zu können und im neuntgrößten Land der Erde für ein Auswärtsspiel mal locker drei vier Stunden im Flugzeug zu verbringen. Fast doppelt so lange dauert es bis nach Hause, wo Fach und Franz vertraglich zugesichert, vier bis fünf Tage im Monat verbringen dürfen.

„Wenn es passt, schaue ich mir auch mal wieder ein Spiel von euch an“, versprach Fach WSV-Coach Michael Dämgen, mit dem er Ende der 80er-Jahre noch im Bundesliga-Team von Bayer Uerdingen zusammen gespielt hatte. Die Wuppertaler Heimat bleibt für den Fußball-Abenteurer Fach eben weiterhin die einzig feste Konstante.

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