Karitative Möbeldienste Geschenkt ist noch zu teuer: Wohin mit den alten Möbeln?

Karitative Möbeldienste holen gut erhaltene Stücke ab. Aber die Wartezeiten sind lang und nicht alle Möbel werden genommen.

Karitative Möbeldienste: Geschenkt ist noch zu teuer: Wohin mit den alten Möbeln?
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Wohin mit den alten Möbeln, die noch zu gut sind zum Verschrotten? Per Annonce verkaufen oder an ein Sozialkaufhaus spenden? Letzteres ist eine beliebte Lösung, denn die karitativen Möbeldienste holen Schränke, Betten und Tische sogar ab. Allerdings nehmen sie nicht alles, denn ihre Kunden wünschen sich moderne Möbel für ihre meist kleinen Wohnungen. Manche Spendenangebote werden schon am Telefon abgelehnt.

WZ-Leserin Wally Hauke wollte eine Eichenschrankwand verschenken. „Die war richtig teuer“, erzählt die Nächstebreckerin. Doch nur ein Sozialkaufhaus hätte überhaupt einen Termin zur Besichtigung ausmachen wollen. Alle anderen hätten direkt abgewunken. Dabei hatte sich Hauke frühzeitig gemeldet, da sie von den Wartezeiten wusste.

„Bei uns erfolgt eine Besichtigung meist nach zwei Wochen. Im Moment sind es aber eher drei Wochen“, bestätigt Claudia Salaf von der Diakonie. Die Diakonie betreibt an der Fuchsstraße das Sozialkaufhaus „Vielwert“, beliefert aber auch das Brockenhaus an der Völklinger Straße. Eine Woche nach der Besichtigung würden geeignete Möbel in der Regel abgeholt. Wobei die Maßstäbe für eine Eignung recht hoch zu sein scheinen: Denn nicht nur der Zustand der Waren ist wichtig, sondern auch ihr Stil.

„Klassische Schrankwände besichtigen wir gar nicht. Die will keiner mehr haben“, sagt Claudia Salaf. Bis zu acht Monate würde eine drei Meter lange Schrankwand aus Nußbaumholz oder Eiche im Laden stehen, bevor sie verkauft würde. Kleinmöbel hingegen seien gefragt. „Unsere Kunden haben meist nur kleine Wohnungen und wollen sich außerdem modern einrichten.“

Nachgefragt würden bei Vielwert die gleichen Möbel, wie sie in den Prospekten der Discount-Möbelhäuser zu finden seien. Schließlich würden die Kunden die Werbung auch bekommen und danach ihre Wünsche ausrichten. „Helle Kommoden gehen gerade gut“, erklärt Claudia Salaf. Die könnten gut gestellt werden. 50 Quadratmeter groß dürfen die Wohnungen von Einzelpersonen sein, die Leistungen vom Jobcenter beziehen. Für jede weitere Person kommen 15 Quadratmeter hinzu.

20 Anfragen pro Tag gehen bei der Diakonie für Möbelabholungen ein, die nacheinander abgearbeitet würden. „Aber wir haben zurzeit nur zwei Transporter, weil einer kaputt ist. Außerdem brauchen wir mehr Fahrer“, erklärt Claudia Salaf. Da die Diakonie — wie das Wichernhaus und die Wuppertaler Tafel — mit Kräften vom zweiten Arbeitsmarkt arbeite, hätten nicht alle Mitarbeiter einen Führerschein. Deshalb rät Salaf allen, die Möbel abgeben wollen, einige Wochen im Voraus einen Termin zu vereinbaren — und nicht enttäuscht zu sein, wenn sie nicht genommen werden.

Ähnlich wie bei der Diakonie sieht es bei der Wuppertaler Tafel mit Sitz am Kleinen Werth aus. Zwei Wochen dauert es mindestens, bis Möbel abgeholt würden, wie der Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Nieseln, berichtet: „Wir schaffen das nicht früher, obwohl wir im Zwei-Schicht-Betrieb arbeiten.“ Vier Fahrzeuge habe die Wuppertaler Tafel. Damit müssten aber auch Haushaltsauflösungen durchgeführt werden.

Welche Möbel tatsächlich genommen werden, hänge davon ab, wie die Nachfrage aussehe: „Eine massive Möbelwand nimmt heute keiner mehr. Der Geschmack ändert sich eben“, sagt Nielsen. Dafür sei die Tafel bei der Qualität der Möbel nicht ganz so wählerisch: „Wir nehmen noch vieles, was die anderen nicht nehmen. Es muss aber nur gut genug zum Verschenken sein. Bei uns hat das Möbellager mehr Flohmarktcharakter.“

Der Möbeldienst des Wichernhauses am Hesselnberg schaut sich — nach Auskunft von Projektleiter Udo Sonnenschein — grundsätzlich alle Möbel innerhalb von ein paar Tagen an. „Wir haben auch Kunden, die Schrankwände nehmen. Aber wir können uns aus Platzgründen immer nur eine hinstellen. Also müssen wir diese erst verkaufen, bevor wir die nächste annehmen“, erläutert er. Wally Hauke hat sich indes schon darauf eingestellt, ihren Schrank beim nächsten Sperrmüll zu entsorgen.

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