Gastronomie wehrt sich gegen den Vorwurf der Ausbeutung

Die Gewerkschaft NGG sieht eine „Schwemme von Mini-Jobs“ und fordert Mindestlöhne.

Wuppertal. Der Kellner im Restaurant, die Bedienung in der Disco oder die Angestellte im Hotel, die morgens das Zimmer reinigt. Viele Wuppertaler Beschäftigte in der Gastronomie arbeiten nicht hauptberuflich in der Branche. Rund 3.400 Mini-Jobber — Kräfte, die einen 400-Euro-Job haben — waren im vergangenen Jahr bei der Wuppertaler Arbeitsagentur in der Hotel- und Gaststättenbranche registriert. Dazu kommen die Teilzeitkräfte.

Das kritisiert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Die Arbeitgeber sparen damit Sozialabgaben. „Spätestens, wenn es um die Rente geht, ist die Altersarmut vorprogrammiert“, sagt Dieter Schormann, NGG-Geschäftsführer für die Region Düsseldorf-Wuppertal. In den letzten zehn Jahre habe sich diese Entwicklung noch verschärft. Die Zahl der Teilzeit- und Mini-Jobs sei stärker gestiegen, als der Jobzuwachs in der Branche insgesamt.

Deshalb fordert die NGG einen Mindestlohn von 8,50 Euro. „Damit kann man bei einer späteren Rente auch keine großen Sprünge machen, aber es reicht“, sagt Schormann. Zudem stärke ein Mindestlohn die Verhandlungsposition der Angestellten.

Eine breite Verdrängung von sozialversicherungspflichtigen Angestellten sieht Hans-Joachim Oettmeier nicht. Der Geschäftsführer des InterCity-Hotel Wuppertals und Kreisvorsitzender Wuppertal des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) fürchtet, dass ein Mindestlohn von 8,50 Euro, eher zu Lasten der Arbeitnehmer geht. „Die Kräfte hätten dann zwar erst mal mehr auf der Hand, dürften unter Umständen aber weniger Stunden machen.“ Viele Geringbeschäftigte seien Schüler, Studenten und Hausfrauen, die nur nebenbei etwas verdienen wollen. Kaum einer arbeite bis zur Rente als Mini-Jobber oder Teilzeitkraft.

Achim Brand vom Café du Congo ist ebenfalls der Ansicht, dass seine Angestellten — überwiegend Mini-Jobber — keine Festanstellung wollen. „Meine Aushilfskräfte sind Studenten oder Musiker, die brauchen die Flexibilität und machen das nur zwei bis drei Jahre.“ Seine Mitarbeiter verdienten über 8,50 Euro, zudem versuche er sein Personal auch im wirtschaftlich schwierigen Winter zu beschäftigen. Sein Kollege Paolo Frisella von der Q-Bar Libre an der Erholungsstraße hält die NGG-Forderungen für nicht machbar. „Bei großen Ketten geht das vielleicht, aber in der Individualgastronomie wird es schwierig.“ Sieben Aushilfskräfte hat er. „Wenn ich mich auf einen verlassen kann, hat er auch die Möglichkeit, fest bei mir anzufangen“, sagt Frisella.

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