Wuppertaler Historie Gasthaus Söhn: Eine Institution am Uellendahl wird 150

Uellendahl. · Rundes Jubiläum an der Uellendahler Straße — wegen Corona muss die Feier aber wohl verschoben werden.

 Guido Jeide steht gerne hinter der Theke im Gasthaus Söhn.

Guido Jeide steht gerne hinter der Theke im Gasthaus Söhn.

Foto: Fischer, Andreas

Eigentlich wäre 2020 ein Jahr zum Feiern für Guido Jeide. Im Mai wird der Wirt 50. Und das Gasthaus Söhn hat ebenfalls ein runden Geburtstag: Vor 150 Jahren wurde es eröffnet. Doch Corona macht die Jubiläumsplanung ein wenig schwierig. „Eigentlich wollten wir im August groß feiern. Aber das ist natürlich jetzt fraglich“, erzählt Jeide. Einige andere Veranstaltungen wie der Tanz in den Mai seien Corona schon zum Opfer gefallen. Es gibt wahrlich bessere Zeiten für Gastronomiebetriebe als jetzt. „Der finanzielle Schaden ist schon gewaltig“, so der Wirt. Es bringe aber auch nichts, wenn die Öffnung wieder erlaubt werde – um dann kurz danach wieder die Schließung anzuordnen, zeigt Jeide ein gewisses Verständnis für die Maßnahmen. Aber irgendwas werde man zum Jubiläum auf jeden Fall machen, verspricht er.

Das ursprüngliche Gebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert

Schließlich sei das Gasthaus Söhn eine Institution am Uellendahl, sagt Wolfgang Nicke vom Bürgerverein. „Es ist immer noch das Kommunikationszentrum und der soziale Treffpunkt im Stadtteil.“ Und eigentlich auch die einzige Traditionsgaststätte „im Sinne einer Kneipe“, die geblieben sei, so Nicke. Der Rest konzentriere sich eher auf den Restaurantbetrieb.

Gerade die alten Kneipen hätten es – unabhängig von der derzeitigen Corona-Krise – natürlich nicht einfach, sagt Jeide, der das „Söhn“ mit seiner Frau Ines Vollmann betreibt. Die Zeiten, in denen zum Frühschoppen „die Hütte voll war“, seien vorbei. Das Publikum habe sich verändert, die älteren Herrschaften würden eher Kaffee trinken. Was auf dem Deckel natürlich viel weniger ausmache. Es gebe Stammgäste, doch so traurig es auch sei: „Ich könnte wahrscheinlich 120 Namen aufzählen von Gästen, die in den vergangenen Jahren gestorben sind“, sagt Jeide. „Vom normalen Kneipengeschäft könnten wir nicht mehr leben.“ Was helfe, sei der Saal. Der kann für Veranstaltungen und Feiern angemietet werden, erklärt Jeide, der vor 24 Jahren den Betrieb übernahm. Direkt von Willi Söhn, dessen Großvater 1870 die Wirtschaft eröffnet hatte.

Das eigentliche „Haus“ an der Uellendahler Straße 455, das sich immer noch in Familienbesitz befindet, sei sogar noch viel älter, weiß Nicke, der sich mit der Historie beschäftigt hat. Vermutlich um 1655 wurde es erbaut und über die Zeit immer als Bauernhof betrieben. Bis gegenüber die Wirtschaft zumachte und, so die Vermutung Nickes, Familie Söhn dann selbst auf die Idee kam, ins Gastrogewerbe einzusteigen.

Der Anbau, heute als „Historischer Saal“ bekannt, wurde im Jahre 1906 genehmigt und 1914 fertiggestellt. Manko aus Sicht Nickes: Weil über die Jahre doch einiges am Bau verändert wurde, steht das Haus Söhn, auch wenn die Ursprünge bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen, nicht unter Denkmalschutz.

Jeide war als noch recht junger Mann ins Geschäft eingestiegen. Gedanken über die Nachfolge hat er sich noch nicht gemacht, sagt er schmunzelnd. Der Pachtvertrag liefe ja auch noch. Sein Vorgänger am Tresen, Willi Söhn, war noch bis ins hohe Alter Stammgast. „102 ist er geworden“, erzählen Jeide und Nicke.

Und Söhn war nicht nur Wirt, sondern auch Erfinder. Weil er sich immer geärgert habe, dass man bei den klassischen, undurchsichtigen Bierkrügen nie sehen konnte, wie voll sie jetzt wirklich sind, baute er ein kleines „Bullauge“ ein. Patentieren lassen habe er sich das nicht. Und irgendwann, Jahre später, habe es dann einer auf dem Oktoberfest als Erfindung präsentiert. Einen kleinen der Söhn-Krüge habe er noch, sagt Jeide stolz.

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