Bildung G9: Gymnasien brauchen Platz für fast 1000 zusätzliche Schüler

Um das Ziel zu erreichen, muss angebaut werden. Die Stadt hofft auf Landesmittel von bis zu acht Millionen Euro.

 Das Johannes-Rau-Gymnasium wird ohnehin saniert – dort wird der zusätzliche Platzbedarf direkt mit berücksichtigt.

Das Johannes-Rau-Gymnasium wird ohnehin saniert – dort wird der zusätzliche Platzbedarf direkt mit berücksichtigt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Auf alle neun Wuppertaler Gymnasien kommen mit der Wiedereinführung der 13. Jahrgangsstufe (G9) einige Herausforderungen zu. Die größte ist das Platzproblem. Derzeit besuchen 7453 Schüler die Wuppertaler Gymnasien. Wenn zum Schuljahr 2026/27 zum ersten Mal wieder eine neue 13. Jahrgangsstufe gebildet wird, gibt es plötzlich überall einen zusätzlichen Jahrgang – und damit rund 960 Schüler mehr.

Zwar ist 2026 noch weit weg, aber jetzt müssen schon die Weichen für den Schülerzuwachs gestellt werden. Schuldezernent Stefan Kühn sagt: „Wir brauchen Klassenräume für einen zusätzlichen Abiturjahrgang. Dafür benötigen wir Geld.“ Aktuell werde geprüft, welche Schulen noch räumliche Reserven haben und wo ein möglicher Anbau nötig wird. Die Stadt setze aber fest auf den sogenannten „Konnexitätsausgleich“ durch das Land. Bedeutet: Durch ein neues Gesetz hat NRW in Wuppertal Mehrkosten verursacht, die das Land ausgleichen muss. Kühn: „Wir rechnen grob geschätzt mit sieben bis acht Millionen Euro.“ Unklar sei aber – wie so oft – ob dieses Geld auch die tatsächlichen Kosten decken wird.

Am CFG wird
ein Anbau nötig

Klar ist: Dort, wo die Stadt ohnehin schon Gymnasien saniert, wird der neue Platzbedarf gleich mitgedacht und entsprechend erweitert. Als Beispiele nennt Kühn die Sanierung des Johannes-Rau-Gymnasiums, die frühestens 2021 beginnen sollen, oder die laufenden Arbeiten am Gymnasium am Kothen.

Am Carl-Fuhlrott-Gymnasium (CFG) wird wohl allein wegen der Umstellung auf G9 ein Anbau nötig werden. So schätzt das Schulleiter Reinold Mertens ein. „Wir benötigen Platz für 180 Schüler mehr. Das bedeutet mindestens sechs Klassenzimmer sowie zusätzliche Fach- und Nebenräume. Und übrigens auch rund neun neue Lehrer.“ Denkbar sei ein westlicher oder östlicher Anbau. Nur eines will der Schulleiter nicht: „Wir möchten eine Containerlösung vermeiden.“

Ein weiterer Reibungspunkt bei dem Übergang von G8 auf G9 tut sich beim Thema Versetzung auf. Die heutigen Siebtklässler sind an den Wuppertaler Gymnasien der letzte G8-Jahrgang, die aktuellen Klassen 5 und 6 sind bereits auf G9 umgestellt. Ein Schüler, der aus dem letzten „Turbo-Abi“-Jahrgang“ nicht versetzt wird, wiederholt nicht nur ein Jahr, sondern bekommt wegen der Umstellung noch ein zusätzliches Jahr bis zum Abitur aufgebrummt.

Müssen betroffene Schüler einfach damit leben? Schuldezernent Kühn zuckt mit den Schultern: „Da bin ich nicht zuständig.“ Gute Lösungen bietet das Schulministerium für diesen Fall auch nicht an, es gibt lediglich die Empfehlung, auf eine andere Schulform zu wechseln, um die doppelte Ehrenrunde zu vermeiden. Die Schulen werden mit der Problematik allein gelassen. Hildegard Harwix, Schulleiterin am Gymnasium Sedanstraße, sieht für ihre Schule keine Alternative für den betroffenen Jahrgang: „Im Moment ist uns rechtlich nichts an die Hand gegeben worden. Die Schüler müssen dann zwei Jahre länger an der Schule bleiben. Das ist dann so.“ Reinold Mertens vom CFG macht klar, dass er diesen Fall auf jeden Fall umgehen möchte: „Unser großes Ziel ist es, durch gezielte Förderung eine solche Wiederholung zu vermeiden.“

Schulstoff wird wieder
neu auf neun Jahre verteilt

Aktuell arbeiten die Schulen an der Umsetzung der neuen Kernlernpläne, denn der Schulstoff muss nun wieder neu auf neun Jahre verteilt werden. Direktor Mertens, der trotz aller Wachstumsschmerzen sehr froh über die Umstellung ist, sagt: „G9 bedeutet nicht die gleiche Bildung in noch mehr Zeit, sondern insgesamt mehr Bildung für die Schüler.“ In die neuen Lehrpläne könnten nun auch wichtige Aspekte wie Digitalisierung und Verbraucherbildung besser eingearbeitet werden. Zudem habe man jetzt endlich wieder Freiräume, um beispielsweise die Kreativität der Schüler zu fördern.

Auch Hildegard Harwix ist für ihren Standort an der Sedanstraße froh, dass die Schüler jetzt wieder mehr Zeit haben: „Es hat sich gezeigt, dass G8 die Eltern verunsichert hat.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort