Ein Kaffee mit Für Lore Duwe ist das Leben eine Bühne

Die Wuppertaler Schauspielerin und Tänzerin aus Leidenschaft spricht über ihre Heimat und den großen Auftritt.

Ein Kaffee mit: Für Lore Duwe ist das Leben eine Bühne
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Das Leben ist für Lore Duwe eine Bühne. Sie liebt es, in immer neue Rollen zu schlüpfen, mit dem Publikum zu spielen und Herausforderungen anzunehmen. „Das habe ich einfach in mir“, sagt sie. Schon als Kind hat sie der große Auftritt gereizt. „Als ich 13 Jahre alt war, kam Irmchen von unten mit einem Ballettröckchen an und hat mir stolz erzählt, dass sie bald im Atrium auftritt. Da war das Feuer in mir entfacht“, berichtet Lore Duwe.

Jeden Tag übte sie fortan Spagat zwischen zwei Stühlen, um ihre Chance zu bekommen und sie zu nutzen. Später tanzte sie bei Pina Bausch und bereiste mit dem Ensemble halb Europa. „Sie suchte damals Tänzer für den Kontakthof und hat mich genommen.“

Die berühmte Choreographin hat Lore Duwe als zurückhaltende Persönlichkeit erlebt. „Sie war im Gegensatz zu den Trainerinnen sehr sanft zu uns. Ich habe sie als eine eher stille Frau erlebt, die mit wenigen Andeutungen ausdrücken konnte, was sie wollte.“ Ballettunterricht nimmt Lore Duwe bis heute zweimal in der Woche. Um beweglich zu bleiben, wie sie sagt. Ihr schlanker Körper wirkt grazil, fast zerbrechlich.

Sie spricht mit lebhafter Gestik und ihr Gesicht erzählt Geschichten. Es berichtet von einem gelebten Leben, währens aus den blauen Augen immer noch Neugier und Leidenschaft blitzen. Über ihr Alter verliert Lore Duwe grundsätzlich kein Wort. „Das lehne ich ab und frage auch andere nicht danach“, sagt sie bestimmt und gefällt sich für einen Moment sichtlich in der Rolle der zeitlosen Diva. „Mir ist es wichtig, immer im Hier und Jetzt zu leben, es mitzuerleben und zu gestalten.“

Sie scheint immer in Bewegung zu sein, steht tagsüber in ihrem Modegeschäft im Luisenviertel und abends auf der Bühne. Im Essener Theater Freudenhaus tritt sie seit 20 Jahren in dem Stück „Freunde der italienischen Oper“ auf. „Wir flirten andauernd, es ist eine wirklich süße Geschichte“, sagt Lore Duwe lächelnd. Das Engagement hat sich durch eine Freundin ergeben, die sie dort empfohlen hat.

Im Kammerspielchen ist sie an der Seite von Claus Wilcke in ihrem eigenen Stück „Die Ehe ist ein seltsames Spiel“ zu sehen. „Darin geht es um ein Paar, das 47 Jahre verheiratet ist. Sie erwartet von ihm zum Hochzeitstag rote Rosen und bekommt sie natürlich nicht“, berichtet sie.

Das nächste Stück hat sie bereits im Kopf. „Die Texte kommen mir einfach so beim Autofahren. Ich muss sie nur noch niederschreiben.“ Sie möchte die Menschen damit zum Lachen bringen. „Der liebe Gott hat mir mal gesagt, Du hast Deinen Humor nicht für Dich gepachtet, Du musst ihn weiter geben. Das mache ich.“

Mit den Anekdoten auf ihren Plattkaller-Abenden möchte sie ebenfalls mit Witz und Charme ein Heimatgefühl vermitteln. „Es gibt immer ein Motto und dazu passende Geschichten und Lieder, die so lustig sind, dass ich auch selbst darüber lachen kann.“

Die gebürtige Wuppertalerin liebt besonders den Klang der Mundart. „Er hat etwas musikalisches, das mich fasziniert.“ Als Kind hat sie oft den Vätern zugehört, wenn sie sich beim Skat unterhielten. Später blieb sie auf der Straße stehen, um der Melodie der Mundart zu lauschen. „Heute spricht kaum noch jemand platt. Das ist schade, weil damit ein Stück Ursprache verloren geht, mit der sich frühere Generationen verständigt haben.“

Ihre eigenen Wurzeln spielen im Leben von Lore Duwe eine große Rolle. Die enge Verbindung zu ihrer Heimat hat sie allerdings erst in der Ferne gespürt. „Eine Zeit lang habe ich in London gelebt. Dort habe ich mich wie ein verlorener Stern am Himmel gefühlt. Erst als ich zurückkam, wusste ich, was es bedeutet verwurzelt zu sein und Halt zu haben.“

Fast jeden Abend streift sie durch ihre Stadt, um sie ganz bewusst wahrzunehmen. Ihre Täler und die bewachsenen Höhen begeistern sie, und mit Bewunderung betrachtet sie die blühenden Magnolienbäume, deren Blüten in den Himmel hinein leuchten. „Sie sind für mich der Inbegriff des Frühlings.“ Gern folgt sie auch dem Lauf der Wupper. „Die habe ich noch als bunten Fluss erlebt, in den die Industrie alle ihre Farben gekippt hat. Heute erlebe ich viele Tiere dort.“

Veränderungen nimmt Lore Duwe sehr sensibel wahr. „Die Baustelle am Döppersberg empfinde ich wie eine durchtrennte Nabelschnur.“ Wenn der Banker an der Kasinostraße dagegen eine Krawatte trägt oder bunte Ballons an seinen Beinen baumeln, freut sie sich mit ihm. „Das zeigt mir, dass die Menschen ihn angenommen haben.“

Sie selbst fühlt sich auch angenommen, von den Menschen und ihrer Stadt. „Ich möchte nirgendwo anders wohnen.“ Wenn sie sich nach einem anstrengenden Arbeitstag entspannen möchte, führt ihr Weg sie in den Garten der „Luise“. „Dort werde ich immer behandelt, als würde ich nach Hause kommen.“

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