Führung : Führung lüftet die Geheimnisse der Villa Waldfrieden
Wuppertal Skulpturenpark öffnete am Sonntag die Türen für eine der wenigen Führungen durch das Objekt.
Wer sich in den Räumen der „Villa Waldfrieden“ im gleichnamigen Skulpturenpark aufhält, wird die ungewöhnliche Architektur des Gebäudes schnell am eigenen Leib bemerken. Die runden, amöbenförmigen Räume vermitteln dem Besucher ein Gefühl der Befremdung und Unsicherheit, man hat schnell das Gefühl, ein wenig beschwipst zu sein, wenn man sich darin bewegt. Diese ungewöhnliche Erfahrung durften am Sonntag einige der rund 20 Besucher machen.
Üblicherweise ist das unter Denkmalschutz stehende, ab 1947 von dem Lackfabrikanten Kurt Herberts auf den Ruinen einer im Zweiten Weltkrieg zerbombten Ausfluggaststätte errichtete Gebäude nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Anders am letzten Sonntag: Till-Martin Köster führte durch das imposante Gebäude, das eine Wohnfläche von rund 1000 Quadratmetern aufweist. Etwa 50 Räume zählt die Villa nach Angaben von Köster – wobei die Zahl geschätzt ist: Aufgrund der runden und organisch anmutenden Räumlichkeiten und der vielen Nebenräume ist es gar nicht so einfach, die Räume zu zählen.
Bei der „Villa Waldfrieden“ handele es sich um ein echtes „Unikum“, das den Wünschen und Vorstellungen seines Bauherrn Kurt Herberts „auf den Leib geschnitten“ sei, erzählte Köster. Herberts habe Ideen des Bauhauses aufgenommen und den Bauhauskreis Wuppertal „als Mäzen und Ideengeber“ mitbeeinflusst. Der Architekt Franz Krause entwickelte das Haus in enger Abstimmung mit Herberts.
Der wiederum zeigte sich aber nicht als Bauhaus-Anhänger reinsten Wassers, sondern öffnete sich auch anderen künstlerischen und kulturellen Einflüssen des frühen 20. Jahrhunderts wie dem Expressionismus, der Anthroposophie und der amerikanischen Architektur mit ihrem Faible für die Bewegung.
Die „Villa Waldfrieden“ ist also vor allem ein Stilmix, der für einen „Neuanfang“ und der entschiedenen Hinwendung zur Moderne stehe. In der Zusammensetzung der Räume wirke das Ganze aber „stimmig und harmonisch“, bis ins kleinste Detail sei alles durchkomponiert und dem Prinzip des organischen Wachstums verpflichtet, sagte Köster.